Bei Regent gibt es neue Hoffnung

26.1.2019, 06:00 Uhr
Bei Regent gibt es neue Hoffnung

© WT-Archiv

„Wir stecken sehr tief in den Verhandlungen. Der Kaufvertrag ist im Grunde bereits fertig“, stellte der Nürnberger Insolvenzverwalter Hartmut Krüger fest. Bereits nächste Woche soll sich entscheiden, ob das Weißenburger Traditionsunternehmen nochmal eine Chance bekommt. „Wir sind optimistisch, dass es weitergeht“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Hartmut Krüger von der Nürnberger Kanzlei Dr. Schmitt und Partner.

Man hat ihn auf der Zielgeraden erwischt. Am 1. Februar würde das Insolvenzverfahren eröffnet und mit der Verwertung des Firmeneigentums begonnen. Im Moment sieht es eher danach aus, dass es einen Käufer für das letzte Unternehmen gibt, das in Deutschland Anzüge in Serie schneidert. Krüger will keine Namen nennen, aber es handelt sich um private Investoren, die einen langfristigen Investitions-Horizont haben und festgestellt haben, dass Traditionsunternehmen solide Renditechancen bieten.

Keine Obstkisten

„Der Vorteil ist die Marke“, sagt Krüger. „Die begeistert immer noch und löst Emotionen aus. Man merkt schon, dass da keine Obstkisten verkauft werden.“ Immer noch gelten die Anzüge made in Weißenburg als mit die besten der Welt. Früher trugen Promis und Politgrößen wie Roger Moore, Mario Adorf, Anthony Hopkins, die Klitschko-Brüder, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß und José Carreras oder sogar Adlige wie Prinz Willem-Alexander, der bei seiner Krönung zum König im Jahr 2013 Anzüge aus dem Hause in der Augsburger Straße in Weißenburg. Zuletzt war die Weißenburger Manufaktur-Mode aber auch zu teuer, um ausreichend Käufer im gehobenen Segment zu finden und bekam zu wenig Zugang in das absolute Top-Segment, wo der Preis keine Rolle mehr spielt.

Bei aller Liebe zum Produkt geht es auch bei den neuen Investoren am Ende um Zahlen. Es müsse eine Struktur geschaffen werden, die eine schwarze Null bei Regent dauerhaft möglich erscheinen lässt, so der vorläufige Insolvenzverwalter. Daran waren zuletzt gleich mehrere Eigentümer gescheitert.

Zunächst das italienische Modeunternehmen Tombolini, das von den Marken aus die Geschäfte mehrere Jahre steuerte. Dann kam der aus Weißenburg stammende Unternehmensberater Dr. Peter Krampf, der Regent nach Einschätzung vieler Beteiligter bereits nahe an einer Rettung hatte, dem aber dann im entscheidenden Moment das Geld ausging. Zuletzt kamen Philippe Brenninkmeijer, ein Spross der milliardenschweren Großfamilie, der unter anderem C&A gehört, sowie der Eichstätter Bauunternehmer Martin Meier. Den beiden gelang es offensichtlich nicht, die positive Entwick-lung fortzusetzen, die sich bereits einmal angedeutet hatte.

Die Mitarbeiter sind ein Pfund

Nun gibt es erneut Interessenten, die daran glauben, Regent in die Zukunft führen zu können. „Der Produktionsstandort Weißenburg ist dabei gesetzt“, versichert Krüger. „Das hat auch niemals einer in Frage gestellt.“  Aus gutem Grund. Neben der Marke sind es die Mitarbeiter, die zum Kapital der Firma gehören. „Die können Sachen, besondere Techniken in der Verarbeitung der Stoffe, die kann heute keiner mehr“, so Krüger. Im Ausland finde man diese Fertigkeiten nicht und in Deutschland gebe es – nach dem Aus so vieler traditionsreicher Textilstandorte – dieses Know-How auch kaum mehr.

Die Chancen für eine Fortsetzung der Modegeschichte made in Weißenburg stehen nun immerhin erheblich besser als man das zuletzt gedacht hatte. Anfang nächster Woche hofft man bereits auf gute Nachrichten aus der Augsburger Straße. Die zuletzt noch rund 50 Mitarbeiter warten gelassen, sie haben in den vergangenen Jahren genug Turbulenzen mitgemacht. Sie befinden sich aktuell in der dritten Insolvenz in fünf Jahren.

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