Center-Parc-Gegner lehnen Freizeitanlage komplett ab

27.9.2020, 06:01 Uhr
Center-Parc-Gegner lehnen Freizeitanlage komplett ab

© Foto: Markus Steiner

Seine beiden Mitstreiter Johannes Riedl aus Pleinfeld, der 1. Vorstand der BI, und sein Stellvertreter Mathias Herrmann (Sorghof), sehen es genauso. Obwohl sie wissen, dass der Kampf der Bürgerinitiative, die derzeit rund 20 aktive Mitglieder zählt, gegen den millionenschweren Konzern Center Parcs schwer sein wird, um den Freizeitpark am Brombachsee noch verhindern zu können. Bis der Vergleich "Das ist wie David gegen Goliath" fällt, dauert es ebenfalls nicht lange.

"Wir haben nichts gegen Center Parcs, sondern gegen dieses Riesenprojekt an diesem Standort, das verkraftet der nicht", ist Raab überzeugt. Für ihn und seine Mitstreiter geht es deshalb auch gar nicht darum, dass die Bürgerinnen und Bürger bei der Ausgestaltung und Mitgestaltung des Parks möglichst umfangreich beteiligt werden und die Kommunen ein möglichst großes Mitspracherecht bekommen.

Die BI "Seenland in Bürgerhand" will, dass der Park überhaupt nicht an den Brombachsee kommt. Für Herrmann spielt es demnach keine Rolle, dass es noch keinen endgültigen Masterplan für den Freizeitpark gibt: "Es gibt bereits jetzt genügend Infos für uns, um zu sagen, das passt nicht."

Unzumutbarer Verkehr

Zum Beispiel wegen des jetzt schon teilweise unzumutbaren Verkehrs für die Seeanliegergemeinden. "Der See ist an den Spitzentagen schon jetzt völlig überlastet – auch ohne Center Parc", sagt Riedl, der in Pleinfeld aufgewachsen ist und den See von Kindesbeinen an kennt. Dass er und seine Mitstreiter keine Minderheitenmeinung vertreten, sondern auf eine breite Unterstützung bauen dürfen, davon ist er überzeugt: "Wir haben bereits jetzt über 5000 Unterschriften gegen den Center Parc gesammelt." Auch die Facebookgruppe "Seenland in Bürgerhand", die als Plattform zum Austausch und zur Diskussion für Unterstützer der BI-Ziele gegründet wurde, hat schon über 1 000 Mitglieder.

Lieber ein "Naturerlebnisdorf"

Für den Freizeitpark gebe es aus ihrer Sicht etliche Alternativkonzepte: Zum Beispiel könnte man auf dem Gelände nach der Entmilitarisierung ein Naturerlebnisdorf errichten. Ein Konzept, das Florian Hartmann, der Fraktionschef der Landtags-Grünen in Anlehnung an die "Bergsteigerdörfer" des Deutschen Alpenvereins (DAV) entwickelt hat und das ein Musterbeispiel für naturnahen Tourismus ist. Dass der geplante Center Parc vor allem wegen seines gigantischen Erlebnisbades, dem "Aqua Mundo", nicht umweltfreundlich sein kann, ist für die Bürgerinitiative Fakt. Die entsprechenden Ökobilanzen und Berechnungen will die BI demnächst öffentlich machen.


Zoff um Center Parc: BN-Kreisvorsitzender wirft hin


Für die BI ist der Kampf "David gegen Goliath" vor allem ein Kampf, in dem auf der einen Seite das wirtschaftliche Interesse und auf der anderen Seite die Natur steht. Weil die nach Ansicht der Bürgerinitiative eine deutlich schwächere Lobby hat, will die BI vor allem auch ein Anwalt der Natur sein und Konzepte präsentieren, was man auf dem Muna-Gelände anstelle eines Freizeitparks errichten könnte.

Das Argument der Center-Parcs-Befürworter, dass die noch zu gründende GmbH in Zukunft auch vor Ort Steuern zahlen werde, hält Herrmann eher für ein Märchen: "Die Center Parcs GmbH wird nie in die Gewinnzone kommen." Gewinne würden stattdessen wieder in bereits bestehende Infrastruktur investiert, was Center Parcs so auch zugebe. Der einzige Nutznießer wäre aus seiner Sicht die Gemeinde Pfofeld, die die Kurtaxe erhält, dafür aber auch Lärm und Verkehr abbekommen wird.

BI zweifelt die Kostenerstattung an

Auch dass Center Parcs überall die Kosten für die zu ertüchtigende Infrastruktur übernommen habe, stimme laut BI-Recherchen so nicht. So habe in Leutkirch das Land Baden-Württemberg die Entwicklungskosten bezahlt. Aus Riedls Sicht habe Center Parcs damit seine eigene Rendite erhöhen könne, weil Altlastenbeseitigung oder die Ertüchtigung der Infrastruktur mit öffentlichen Mitteln bezahlt wurde.

Was die BI ganz allgemein beklagt, ist, dass das Muna-Grundstück viele Jahre einen Dornröschenschlaf geschlafen und es bislang überhaupt keinen "politischen Willen" gegeben habe, sich für das einstige Militärgelände eine zivile Nutzung zu überlegen. Weil es die noch immer nicht gebe, sollte man den naturgewachsenen Muna -Wald am besten Wald sein lassen. Denn würde man den erst platt machen und danach wieder aufforsten, gingen rund 80 Prozent der gepflanzten Bäume sofort wieder ein, schätzt Herrmann, der selbst Besitzer eines Waldstücks ist, das gleich an die Muna angrenzt.

"Passt nicht mehr in die Zeit"

Die BI-Vertreter sind sich nach Abwägen aller Argumente in einem Punkt einig: "Ein derartig riesiges Projekt wie ein Center Parc passt einfach nicht mehr in unsere Zeit." Ob es ihnen gelingen wird, das Millionen-Projekt zu verhindern? Die BI-Vorstände würden sich ein ähnliches Ende wie im Alten Testament wünschen: Bekanntlich hat der kleine David den großen Goliath eindrucksvoll besiegt.

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