Corona: Kirchweih, Altstadtfest und Schützenzeche abgesagt
17.4.2020, 05:23 UhrDieser Sommer wird ein ruhiger werden. Während Ministerpräsident Markus Söder Lockerungen bei der Schließung von Geschäften ankündigte und eine Perspektive für eine teilweise Wiederöffnung der Schulen aufzeigte, trifft es den Veranstaltungsbereich hart. Bis zum 31. August sind alle Großveranstaltungen verboten. Allerdings wurde in der Pressekonferenz von Söder gestern nicht konkretisiert, ab welcher Besucherzahl es sich um eine Großveranstaltung handelt. Nach Informationen unserer Zeitung könnte die Grenze bei um die 1000 Personen angelegt werden.
Verlegung der Weißenburger Kirchweih nicht möglich
Das bedeutet, dass eigentlich alle Veranstaltungen mit großer Strahlkraft in der Region in diesem Jahr nicht stattfinden. Am härtesten trifft die Weißenburger sicher der Verlust ihrer Kirchweih. "Wir finden heuer nicht statt. Nicht weil wir nicht wollen, sondern weil es verboten worden ist", stellte Andre Bengel, der Vorsitzende des Kirchweihausschusses fest. Eine Verlegung der Kirchweih sei eine Idee gewesen, aber keine gute, wie er gegenüber des Weißenburger Tagblatts feststellte. "Alle unsere Schausteller sind nach uns auf anderen Festen, die sagen da nicht einfach ab und kommen dann zu uns." Eine Verlegung sei "logistisch nicht möglich".
Die Weißenburger Kirchweih hätte vom 14. bis zum 23. August stattfinden sollen. Damit liegt man zwar am Ende der gesetzlichen Verbotsfrist, aber das ändert für Bengel nichts. "Wer in diesen Zeitraum fällt, der hat einfach Pech gehabt. "Wenn man ehrlich ist, dann hat man sich das schon gedacht. EM und Olympia absagen und die Weißenburger Kirchweih machen, das passt einfach nicht."
2020 kein Volksfest in Treuchtlingen
Auch in Treuchtlingen wird es in diesem Jahr kein Volksfest geben. Die Stadt und ihr kulturelles Leben trifft das empfindlich. Doch bei vielen Schaustellern geht es durch den Ausfall vieler Feste sogar um die nackte Existenz. Sie habe Sorge, dass die Veranstaltung im Herzen Treuchtlingens auch 2021 nicht wieder in gewohnter Form stattfinden kann, so die Tourismus-Chefin Stefanie Grucza. Schließlich sei zu befürchten, dass viele Schaustellerbetriebe ein Jahr ohne Kirchweihen, Volksfeste und Jahrmärkte finanziell nicht überleben.
Mit der gestrigen Pressekonferenz des Ministerpräsidenten erledigte sich auch eine ganze Reihe weiterer Großveranstaltungen in Weißenburg. Oberbürgermeister Jürgen Schröppel stellte auf Anfrage unserer Zeitung fest, dass er das Altstadtfest, die Schützenzeche, den Walburgimarkt und die Weiße Nacht als erledigt betrachte. Das seien aus seiner Sicht Großveranstaltungen, die unter das Verbot fallen würden.
Auch Bergwaldtheater betroffen
Auch das Bergwaldtheater in Weißenburg werde wohl seine Tore in dieser Saison nicht öffnen, so Schröppel. "Stand jetzt findet da oben nichts statt. So habe ich das verstanden." Allerdings wollte der OB in puncto Bergwaldtheater auf die detaillierte Ausarbeitung der Allgemeinverfügung warten. In der sollte dann auch genauer definiert sein, was unter einer Großveranstaltung zu verstehen ist, stellte Jürgen Simon vom Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen fest. Das müssten die jeweils zuständigen Ministerien nun im Detail ausarbeiten.
Auch die Weißenburger Disco Soho beendete gestern die Saison. "Ich war wirklich lange ultra optimistisch, aber da musste ich gestern schon schlucken", sagte Tobias Weißhaupt mit Blick auf die Pressekonferenz Söders. "Uns fehlen damit die Monate März, April und Mai und die Weißenburger Kirchweih, die für uns auch wichtig ist. Normalerweise erarbeiten wir uns jetzt das Polster für die Sommermonate, bevor wir im September wieder öffnen." Man müsse nun nachdenken, wie man mit der Situation umgehe. "Wir müssen was machen, einfach nur auf einer Arschbacke absitzen, das wird nicht gehen."
Fragliche Festivals
Verboten dürften mit den neuen Regelungen auch die musikalischen Großveranstaltungen in der Region sein. Wie die Festivals Burning Beach in Allmannsdorf, Lieder am See in Enderndorf und das Heimspiel in Weißenburg. Offizielle Statements der Veranstalter standen gestern allerdings noch aus. Das gilt auch für den Landkreislauf am 23. Mai und die großen Veranstaltungen im Fränkischen Seenland, wie See in Flammen am Altmühlsee oder die Magischen Momente am Brombachsee, die für den 28. August angesetzt sind. Eine Durchführung am geplanten Termin dürfte auch hier als unwahrscheinlich gelten.
Immerhin: Für etliche Kirchweihen der Region gibt es noch Hoffnungen. 81 der insgesamt 126 Kirchweihen und Volksfeste in Altmühlfranken finden erst nach dem 31. August statt. 45 Veranstaltungen dieser Art könnten auf der anderen Seite mit dem Veranstaltungsverbot bereits erledigt sein. Mit Sicherheit etwa die Volksfeste in Pleinfeld, Pappenheim und Treuchtlingen, das Brauereifest in Ellingen oder die Kirchweihen in Nennslingen und eben Weißenburg.
Von den großen Festen hat einzig die Gunzenhausener Kirchweih derzeit noch Chancen auf eine Durchführung. Sie findet Mitte September statt. Weimersheim, Bergen und Geyern wären Kirchweihen, die nach derzeitigem Stand nur wenige Tage nach dem Auslaufen des aktuellen Verbots stattfänden. Allerdings kann zum aktuellen Zeitpunkt keiner sagen, ob auf den ruhigen Sommer nicht vielleicht auch noch ein ruhiger und feierfreier Herbst folgt.
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