"Corona-Party" in Solnhofen war eine Feuerwehrübung
24.3.2021, 12:38 Uhr"Es war die erste Übung, die wir heuer als Präsenzveranstaltung gemacht haben", erklärt der Solnhofener Feuerwehrkommandant Tobias Vochezer gegenüber unserer Zeitung. Seit Herbst letzten Jahres sind die Übungen entweder ausgefallen oder haben online stattgefunden – doch das ist freilich kein Ersatz.
"Gerade für neue Mitglieder, die erst seit Kurzem dabei sind, ist so eine Praxisübung sehr wichtig. Sie lernen die Abläufe kennen und den Umgang mit den vielen verschiedenen Gerätschaften, damit‘s im Ernstfall dann auch funktioniert."
Daher habe man sich – nach Rücksprache mit dem Kreisbrandmeister und entsprechend der Hygienevorschriften des Landesfeuerwehrverbandes – zu der Präsenzübung im März entschieden. Die Kameradinnen und Kameraden übten die technische Hilfeleistung; etwa ein Auto zu zerschneiden und durch Unterbauten am Fahrzeug die Person zu sichern, die sich darin befindet.
Aufräumarbeiten als "Corona-Party"
"Während der Übung haben alle Masken getragen, die Geräte und Flächen desinfiziert und Hände gewaschen", erläutert der Solnhofener Feuerwehrkommandant das Hygienekonzept.
Im Anschluss haben die Feuerwehrler im Gerätehaus noch eine Nachbesprechung abgehalten und aufgeräumt, was ein aufmerksamer Bürger oder eine aufmerksame Bürgerin offenbar für eine Corona-Party gehalten hat. "Ich weiß nicht, wie es den Anschein erweckt hat, dass da eine Party ist – es gab ja keine Musik oder so", rätselt Tobias Vochezer.
Die Polizei, die zur Kontrolle vorbeikam, konnte auch keine Verstöße feststellen, bestätigt der Treuchtlinger Dienststellenleiter Dieter Meyer. Die Feuerwehrler wurden beim Aufräumen angetroffen, wobei sowohl Bier als auch alkoholfreie Getränke konsumiert wurden.
Masken wurden laut Polizei zwar zu dem Zeitpunkt nicht getragen, jedoch wurde ausreichend Abstand eingehalten. "Die Beamten sind zu dem Ergebnis gekommen, dass kein Einsatz notwendig ist", resümiert Meyer.
Facebook-Post soll zum Nachdenken anregen
Der Solnhofener Feuerwehrkommandant machte seinem Ärger über den Anruf bei der Polizei im Anschluss auf Facebook Luft. "Danke, dass Sie sich um das Wohl der Feuerwehr sorgen und uns zur Kontrolle zur Einhaltung der Hygienemaßnahmen die Kollegen der Polizei vorbeigeschickt haben", schrieb Vochezer betont freundlich, was ihn – wie er zugibt – einiges an Selbstbeherrschung gekostet hat.
Jeder einzelne ehrenamtliche Helfer bei der Feuerwehr sei sich "der aktuellen Lage bewusst" und habe sich daher an die Auflagen gehalten. Zwischen den Zeilen weist der Kommandant darauf hin, dass auch der besorgte Anrufer von den notwendigen Übungen der Feuerwehr profitiert: "Oberstes Ziel ist die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehr, damit wir einsatzfähig sind, sobald wir von der Bevölkerung zur Hilfe gerufen werden."
Abschließend bittet Tobias Vochezer darum, in Zukunft doch das direkte Gespräch zu suchen und nicht den Umweg über die Polizei zu gehen. Gegenüber unserer Zeitung erklärte er, er hoffe, dass die betreffende Person durch den Facebook-Post ein wenig ins Grübeln kommt. "Es ist traurig, dass es in dieser Gesellschaft Leute gibt, die immer gleich die Polizei rufen müssen."
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