Demo gegen Center Parcs: "Das Monstrum passt nicht ins Seenland"
22.10.2020, 18:00 UhrGenau dieses Plakat hing am Donnerstagnachmittag auch breit neben dem Schweppermannbrunnen, vor dem die Demonstranten ihre Argumente gegen Center Parcs ins Mikrofon sprachen – just zu dem Zeitpunkt, an dem normalerweise das 50-jährige Bestehen des Fränkischen Seenlandes mit Ministerpräsident Markus Söder gefeiert worden wäre, was wegen der hohen Corona-Fallzahlen in Weißenburg-Gunzenhausen aber abgesagt wurde.
Den Anfang der Redner machte Klaus Raab, der Sprecher der Bürgerinitiative Seenland in Bürgerhand: "Wir sind kein weltfremdes Altersheim, sondern normale Bürger, die nicht wollen, dass man dieses Monstrum in unserem idyllischen Seenland baut, das ursprünglich einmal für sanften Tourismus, für Mensch und Natur in Harmonie konzipiert wurde." Raab rief die Anwesenden auf, die Bürgerinitiative, die inzwischen auch ein Verein ist, zu unterstützen. Auf ihrer Internetseite habe die BI jede Menge Fakten zusammengetragen und "keine Reklamesprüche, so wie bei Center Parcs".
"Nicht das Richtige für das Seenland"
Johannes Riedl, der Vorsitzende der BI, erklärte, dass die Bürgerinitiative nach intensiver Recherche immer mehr der Meinung sei, "dass Center Parcs nicht das Richtige für das Seenland ist". Schon jetzt könnten Einheimische in der Hauptsaison nur noch frühmorgens oder spätabends an den See, der im Sommer ein "Brennpunkt" sei.
Die Politik wolle aus einer Sicht mit dem Freizeitpark offenbar noch einen weiteren Brennpunkt schaffen. Eine Aussage, für die Riedl Applaus bekam. Der BI-Vorsitzende verwehrte sich dagegen, dass die BI in eine Ecke gedrängt werde: "Wir sind nur besorgte Bürger, die Angst haben, dass Center Parcs alles sprengt und wir das nicht verkraften."
Center Parcs: Naturschützer fordern mehr Transparenz
Brigitte Löffler von der BN-Kreisgruppe vertrat die Ansicht, dass der Muna-Wald Eigentum der Bundesrepublik sei und diese deshalb auch für die Entsorgung der Altlasten aufkommen müsse. Der Bund Naturschutz als Anwalt der Natur wolle, dass der Wald nicht verkauft, sondern erhalten werde – "als Wasserreservoir und als Lebensraum für Tiere, diesen Lebensraum müssen wir schützen".
"Das wird uns noch Jahre beschäftigen"
Felix Goldhorn, Kreisrat der Linken, freute sich, dass so viele Demonstranten gekommen waren und dankte allen, die sich seit Wochen in der BI engagierten und die Aufgaben machten, die eigentlich die Volksvertreter aus seiner Sicht erledigen müssten, um weitere Informationen über Center Parcs zu bekommen. Goldhorn forderte die Anwesenden auf: "Unterstützt die BI, das Thema wird uns noch Jahre begleiten."
12 Kommentare
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Bertrandlilo
„Keiner will MASSENTourismus ...
...aber ALLE wollen Urlaub machen ...“ (JoergM)
Vielen Dank für diese Pointierung auf unsere zeitgenössisch längst überholte touristische Paradoxie.
Die geschäftsführende Pointe des hier so auto-favorisierten Familial-Tourismus scheint demgegenüber aber geradezu umgekehrt mit folgender Crux zu fahren, seenländisch gänzlich enthoben:
ALLE wollen diesen Erlebnisspasstourismus angeblich, wenngleich KAUM eine moderne Region hierfür noch ihren Ganzjahresurlaub zu investieren vermag....
Womit wir wieder bei der Blaupausigkeit unseres ach so natürlich überdimensionierten, globalen Tourismusproduktes wären: - Also welche noch spaßige Region mag sich dem ernsthaft oder auch nur hinterhältig nachhaltig verkaufen?
JoergM
@Bertrandlilo
Keiner will MASSENTourismus ...
...aber ALLE wollen Urlaub machen ...
Nachdem auch für Hotels / Ferienanlagen gilt: Je größer - je günstiger und man den weniger reichen Teil der Bevölkerung den Urlaub nicht absprechen kann, sehe ich keine Alternativen zu großen Anlagen ...
Für mich steht hinter den meisten Gegnern der Ansiedlung ohnehin nur der Gedanke: IRGENDWO gerne ...nur nicht hier ... denn hier hab ich nichts davon!
Bertrandlilo
Stimmt zweifellos!
Mit reinster Natur hielten wir uns schlecht in wohlfeilster Gesellschaft.
Aber womöglich sind unsere Überlegungen ja einmal auf diese familial zweifellose Natürlichkeit zu beziehen, mit denen Center Parc, unsere Presse, unsere landrätische Politik sich längst als überaus selbstverständlich angepriesen sieht.
Immerhin ja mit jenem unüberbietbaren Produkt des Allround-Gesamtjahres-Tourismus, regional >eingebrandet< mit seinem natürlich investablen >700-Häuser-350-Mio-Selbstentsorgungsprojekt<.
Wer wollte da noch - selbst allgäuisch - von Alternativen wie ‚Seltenen Erden‘ u.a. sprechen?
konifere
@mathiasbasler: Super Kommentar, dem kann ich nichts besseres hinzufügen
Konaldo
Dann sollen die mit ihrer BI schon derweil das sammeln anfangen damit sie die Muna räumung dann auch bezahlen können.