Der Pappenheimer Mohr steht nicht zur Diskussion
11.1.2021, 12:29 UhrDas Pappenheimer Stadtwappen mit dem Mohr, der eigentlich gar keiner ist, steht nicht zur Diskussion, sagt Gallus. Der Bürgermeister hat sich gut vorbereitet. Er legt direkt ein Papier vor, auf dem er verschiedene Ausführungen samt Quellen zur Entstehung des Wappens aus dem Stadtarchiv zusammengetragen hat. Damit will er zeigen: "Der Mohr als Pappenheimer Wappenbild war in unserer Stadt zu keiner Zeit ein Thema im Zusammenhang mit Rassismus oder sonstigen Diskriminierungen."
Und das in seiner Lesart vor allem deshalb, weil in Pappenheim allgemein bekannt sei, dass der Kopf eigentlich aus der Abbildung eines deutschen Königs oder des sizilianischen Herrschers Hiero von Syrakus II. hervorgegangen ist. Vermutlich nur, um das Wappen auf Ritterhelmen und Schildern besser erkennbar zu machen, sei die schwarze Farbe auf das königliche Haupt gekommen. Also quasi um den Kontrast in der Darstellung zu erhöhen. "In anderen unbestätigten Quellen heißt es, dass die Drucker das Siegelbild aus Kostengründen und wegen der besseren Erkennbarkeit schwarz eingefärbt hätten", führt der Bürgermeister aus.
Wie auch immer: Mit dem Mohren, wie er etwa im Coburger Stadtwappen abgebildet ist und der auf den heiligen Mauritius aus Afrika zurückgeht, hat der schwarze Kopf im Pappenheimer Wappen ursprünglich nichts zu tun. Und selbst wenn, dann empfände Gallus das auch "keineswegs als Herabwürdigung". Schließlich gilt Mauritius als christlicher Märtyrer.
Zeichen von Alltagsrassismus?
Das alles weiß auch Steve Lang, der gemeinsam mit dem Kreisverband der Piratenpartei dennoch dafür plädiert, das Pappenheimer Wappen zu überarbeiten. Aber er stört sich vor allem auch an der stereotypen und rassistischen Darstellung des Mohren "mit krausen Haaren und dicken Lippen". Derartige Darstellungen – die in dem Fall sogar auf einen historischen Fehler zurückzuführen sind – würden oft "für Unmut, Streitigkeiten und Alltagsrassismus in der Bevölkerung" sorgen, so die Argumentation der Piratenpartei.
"Diesen Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen", sagt hingegen der Pappenheimer Bürgermeister. Denn: "Diese stereotype Darstellung wird von uns nicht verwendet."
Die Wappendarstellung, die etwa im Wikipedia-Artikel über Pappenheim gezeigt wird, unterscheidet sich bei genauerem Hinsehen von der Version, die die Stadt offiziell auf Briefköpfen und Homepage führt und die auch auf dem Rathaus der Stadt angebracht ist, zeigt Florian Gallus auf. Wo die im Internet kursierende Wappendarstellung herkommt, weiß der Bürgermeister nicht. In der offiziell verwendeten Version gibt es aber keine dicken, roten Lippen, kein übertrieben krauses Haar – und daher auch keinen Grund, die Darstellung als rassistisch zu empfinden, findet Gallus.
Debatte um "Mohrenkopf" im Pappenheimer Stadtwappen
Und er hat damit ganz offenbar eine breite – bislang schweigende – Mehrheit in Pappenheim hinter sich. Bei der Stadtverwaltung sind bislang weder Anträge vonseiten der Stadtratsmitglieder noch Petitionen aus der Bevölkerung zur Überarbeitung des Wappens eingegangen, schildert der Bürgermeister im Gespräch mit unserer Zeitung. Ganz im Gegenteil: Das Stadtoberhaupt ist davon überzeugt, dass die Pappenheimer "keine Änderungen wünschen".
Und dass das schmucke Altmühlstädtchen von Besuchern als rassistisch wahrgenommen werde, befürchtet er auch kein bisschen. Florian Gallus: "Wir haben mit Fremdenfeindlichkeit überhaupt kein Problem, bei uns wird jeder mit offenen Armen empfangen."
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