Die Bauern protestieren gegen ihren Vertreter im Bundestag

6.5.2021, 05:57 Uhr
Die Bauern protestieren gegen ihren Vertreter im Bundestag

© Archivfoto: Roland Fengler

Denn die Landwirte sind mit dem agrarpolitischen Sprecher der CSU-Bundestagsfraktion inzwischen im höchsten Maße unzufrieden. Dabei ist Auernhammer selbst Landwirt und war oder ist in diversen Berufsvertretungen engagiert – unter anderem als Vorsitzender des Bundesverbandes Bioenergie. Doch etliche Landwirte sehen den 58-Jährigen Weißenburger, der seit 2013 dem Bundestag angehört, nicht mehr als ihre Stimme in Berlin.

Von Ende Januar bis Mitte April gab es in Berlin eine 80-tägige Bauern-Mahnwache. Teilweise kamen mehr als 1000 Landwirte und Landwirtinnen aus ganz Deutschland mit Traktoren oder mit dem Pkw in die Bundeshauptstadt, um ein Zeichen zu setzen, dass es so nicht weitergehen kann.

Die Produktion wertvoller, gesunder Lebensmittel werde zunehmend erschwert, beklagen die Bauern, die sich vom Bauernverband längst nicht mehr repräsentiert sehen. Ständige Verschärfungen der Vorgaben nähmen ihnen immer mehr Handlungsmöglichkeiten.

Das Feindbild

Im geplanten Insektenschutzpaket sehen sie eine "unentgeltliche Enteignung". Viele Flächen würden dadurch extrem an Wert verlieren. Außerdem fürchten die Landwirte, dass die Bundesrepublik ihren Selbstversorgungsgrad mit vielen Grundnahrungsmitteln fahrlässig aufs Spiel setzt.

Artur Auernhammer ist dabei das personifizierte Feindbild der verärgerten Landwirte. Er hat bei verschiedenen Gelegenheiten die demonstrierenden Bauern in einen Zusammenhang mit Querdenker-Sympathisanten und dem rechten sowie dem linken politischen Spektrum gebracht und ihnen eine gewisse Radikalisierung unterstellt. Mit dieser Kritik hat er so manchen der verzweifelten Landwirte vor den Kopf gestoßen.

Bundesweiter Aufruf

Deshalb rufen diese nun bundesweit zum Protest auf, wenn die CSU am Samstag ihren Bundestagskandidaten für den Bundeswahlkreis 241 nominiert. Es gibt mit Manfred Scholl zwar offiziell einen Gegenkandidaten, doch der genießt in weiten Teilen des Wahlkreises wenig Rückendeckung. Der 51-Jährige war schon vor vier Jahren gegen Auernhammer angetreten (damals bewarb sich auch noch Christine Reidelshöfer um die Nachfolge von Josef Göppel).

Auernhammer setzte sich am Ende klar durch und fährt nun auch am Samstag als deutlicher Favorit nach Bechhofen. Zwar hat auch er sich in der Vergangenheit mit manchen Aktionen in der Partei nicht nur Freunde gemacht, doch kann er mit einer soliden Bilanz punkten und auf die Loyalität der Christsozialen bauen.

Ein "Empfangs-Spalier"

Landwirte aus ganz Deutschland wollen Auernhammer dort ein "Empfangs-Spalier" bereiten: Sie werden ab 8 Uhr mit Traktoren und anderen Fahrzeugen die Zufahrtsstraßen säumen und ihm geschlossen den Rücken zuwenden – ihm sozusagen symbolisch "die kalte Schulter zeigen", heißt es in einer Ankündigung.

Auch wollen sie ihm damit zeigen, dass es sehr wohl verbandsübergreifend eine Einigkeit unter den Landwirten gibt. Die hatte Auernhammer nämlich ebenfalls angezweifelt. Die Organisatoren machen darauf aufmerksam, dass die geltenden Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten sind (Abstände, Masken).

Die Bauern protestieren gegen ihren Vertreter im Bundestag

© Foto: Büro Auernhammer

Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass die CSU ganz entgegen ihrer Gewohnheit die Nominierung eigentlich im internen Kreis durchziehen wollte. Eine Einladung an Vertreter der Medien wurde erst auf Nachfrage versandt.

Die 160 Delegierten aus den Kreisverbänden von Weißenburg-Gunzenhausen (49), Ansbach-Land (96) und Ansbach-Stadt (15) versammeln sich im Freien, genauer gesagt am Krummweiher in Bechhofen. Beginn der Nominierungsveranstaltung ist um 10 Uhr.

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