Funde werden nun im Reichsstadtmuseum gezeigt

Die Spuren der heiligen Gunthildis im Schambachtal

6.7.2021, 08:58 Uhr
Die Funde der Grabungen an der Gunthildiskapelle im Schambachtal wurden jetzt an das Weißenburger Reichsstadtmuseum übergeben. Übergabe nach 25 Jahren: Neben der Gunthildis-Vitrine, die von Katharina Heinrich M.A. (rechts) konzipiert und gestaltet wurde, freuen sich OB Jürgen Schröppel, Museumsleiter Dr. Mario Bloier und Vereinsvorsitzender Heinz Ottinger (von links) darüber, dass die Funde nun einen würdigen Bestimmungsort gefunden haben.

© Jürgen Leykamm, NN Die Funde der Grabungen an der Gunthildiskapelle im Schambachtal wurden jetzt an das Weißenburger Reichsstadtmuseum übergeben. Übergabe nach 25 Jahren: Neben der Gunthildis-Vitrine, die von Katharina Heinrich M.A. (rechts) konzipiert und gestaltet wurde, freuen sich OB Jürgen Schröppel, Museumsleiter Dr. Mario Bloier und Vereinsvorsitzender Heinz Ottinger (von links) darüber, dass die Funde nun einen würdigen Bestimmungsort gefunden haben.

Sehr zur Freude des Leiters Dr. Mario Bloier. „Die 23 Steigen mit fast 900 Fundstücken haben wir bereits inventarisiert und eingelagert“, berichtete er bei einem Pressetermin zur Übergabe. Diese wurde mit dem Unterzeichnen eines entsprechenden Dokuments abgeschlossen.

Gearbeitet haben die Museumsverantwortlichen schon vorher mit den Funden. Das gilt vor allem für Praktikantin Katharina Heinrich M.A., die sich um die Konzeption und Gestaltung einer Vitrine kümmerte, die einige der Grabungsfunde von damals in Szene setzt. Darunter das zentrale Ausstellungsstück: eine Votivkuh.

Die Tonfigur steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Gunthildis-Verehrung. Das jetzige Exponat war wohl einst eine Votivgabe für erbetene oder erhaltene göttliche Hilfe.


Schambachtal: Sternenkinder aus der Vergangenheit


Zu Lebzeiten hat die Heilige der Überlieferung nach die Milch der ihr anvertrauten Kühe an Bedürftige verteilt. Ebenso soll ihr Gebet eine Quelle aus felsigem Boden hervorgebracht haben: mit heilender Kraft für Kranke und milchbildungsanregender Wirkung auf Kühe, die daraus tranken.

Von daher „passt die Vitrine sehr gut in diesen Bereich des Museums, in dem Religion eine große Rolle spielt“, befand Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel beim Übergabetermin. In der Tat: Links neben der Schauvitrine lässt ein Bild den Blick in eine mittelalterliche Klosterschreibstube werfen, rechts um die Ecke ist ein Modell der Luther-Statue neben der Andreaskirche zu sehen.

Ökumenisches Fundament

Ein konfessionsübergreifender Ansatz also, der auch ganz im Sinne der alljährlichen ökumenischen Andachten anlässlich der Gunthildis-Kirchweih sein dürfte. Sie finden regelmäßig am „Schneckenhaus Gottes“ großen Zuspruch – dem Nachfolgerbau der einstigen Wallfahrtskapelle in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.

So sah die Grabungsstätte der einstigen Gunthildiskapelle vor 25 Jahren aus. Die wichtigsten Funde von damals sind nun im Reichsstadtmuseum zu sehen.

So sah die Grabungsstätte der einstigen Gunthildiskapelle vor 25 Jahren aus. Die wichtigsten Funde von damals sind nun im Reichsstadtmuseum zu sehen. © Förderverein St.Gunthildis, NN

Sowohl für den Bau der jetzigen Kapelle wie auch für die darauffolgenden Grabungen am Ort des ehemaligen Kirchleins hat sich der Förderverein St. Gunthildiskapelle um seinen Vorsitzenden Heinz Ottinger stark gemacht. „Wir wollten damit herausfinden, warum die Leute dorthin gepilgert sind“, blickte er bei der Übergabe zurück.

Alle ihre Geheimnisse aber habe die Wallfahrtsstätte nicht preisgegeben: „Eigentlich haben wird gehofft, noch mehr zu finden.“ Aber immerhin verraten nun Münzen, ein Reitersporn und vieles mehr so einiges aus den alten Zeiten, in denen die Viehmagd gelebt hat. Auch ein Stück eines Reliquienkästchens zählt zu den Funden. „Das hat mich besonders berührt“, gesteht Ottinger.

Ofenkacheln und Fresken

Bei den Grabungen damals sei das Team auch überrascht worden. Etwa von so manchen schön geformten Ofenkacheln oder ausgegrabenen Anzeichen dafür, dass es in der damaligen Kapelle Fresken-Malerei gegeben haben musste. Die Erwartungen aber waren weit höher.

Schließlich soll der Reliquienschatz einst von der Suffersheimer Pfarrkirche hin zu der Wallfahrtskapelle gewandert sein. Ein Plankstettener Abt bezeugt, „die Gebeine der Gunthildis 1651 dort unversehrt gesehen zu haben“, so der Vereinsvorsitzende.

Anderes erwies sich allerdings als bloße Phantasterei. Wie etwa „der Schatz von König Attila“, der auch schon hier vermutet wurde. Vor 100 Jahren fing ein Bauer dort zu graben an.


Ein Denkmal der Christianisierung


In den 1950er-Jahren machte Pfarrer Gregor Schneid weiter, seines Zeichens Kurat von Dettenheim. Die historischen Steine der Apsis nutzte er als Fundament für die Dettenheimer Scheunenkirche. Die Grabungsfunde von Schneid, bei dem Ottinger einst Ministrant war, sind nun gleichfalls Teil der Sammlung. Ebenso wie einige, bei den Arbeiten gefundene Gebeinereste von ungetauften Kindern.

Viele der im Depot gelagerten Fundstücke vermögen wohl aufregende Geschichten zu erzählen. Sie dürften auch stückweise nach außen dringen. Er könne sich zumindest vorstellen, die jetzt präsentierten Grabungsfunde „hier dauerhaft zu präsentieren“, kündigte Bloier an. Der derzeitige Ausstellungsplatz stelle indes ein Corona-Provisorium dar.

Weitergehende Sonderausstellungen mit weiteren Fundstücken aus den 23 Steigen seien nicht ausgeschlossen. Anlass einer solchen zusätzlichen Präsentation könnte etwa ein Publikation rund um die Heilige sein, woran derzeit Ottinger und andere Mitstreiter arbeiten.

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