Die Suche nach dem Echten

13.5.2015, 16:00 Uhr
Die Suche nach dem Echten

© Stephan

Der Ausstellungstitel geht nicht völlig fehl: „In aller Ruhe“. Das trifft auf die Bilder von Bartolmäs zu, denen Effekthascherei fremd ist, die im Stillen wirken, durch ihre geschickte, atmosphärisch dichte Komposition. Aber auch dem Künstler selbst scheint sein Ausstellungsmotto nicht fremd zu sein, wie man bei einem Gang durch die Schranne feststellt. Er ist ein ruhiger Mensch, beobachtet genau, hört zu.

Unaufgeregt, ohne jede Eitelkeit, erklärt er seine Bilder, erzählt, wo sie entstanden, welche Geschichten sich dahinter verbergen.

Stark vom Film geprägt

Seine Arbeiten sind stark vom Film geprägt – was die Ästhetik und vor al­lem, was die Komposition betrifft. Insbesondere die Stadtansichten wirken wie Kameraeinstellungen. Dabei beweist Bartolmäs einen Blick fürs Klei­ne, fürs Versteckte, fürs Verschwindende. Er ist wohl auch etwas Romantiker. „Ich suche nach dem Authen­tischen“, erklärt er seine Stadtansichten. Da bannt er zwei Männer beim Kaffeetrinken vor der rotgestrichenen Holzfassade einer Südstaaten-Szenerie, dort einen vergessenen Fachwerkstadel mitten im Stadtzentrum von Halle, hier den alten Fischmarkt mitten im vertouristeten Venedig. „Leider wird das Echte immer seltener“, sagt der Künstler, „durch die Globalisierung entwickelt sich eine gleichmäßige Ästhetik der Moderne.“  Da sieht dann eine chinesische Kleinstadt auch nicht mehr viel anders aus als die Innenstadt von Halle oder Budapest. Einer Entwicklung, der sich Bartolmäs in seinen Bildern widersetzt. Gerade in der Gegenüberstellung der Städte werden die Unterschiede deutlich, die atmosphärischen Eigenheiten der Länder, der Städte.

Dabei ist der Künstler – bei aller Liebe zum Gegenständlichen – kein fotografischer Realist. Er komponiert seine Bilder auf der Folie des Tatsächlichen. „Einen SUV würde ich da jetzt nicht durchfahren lassen“, sagt er und zeigt auf eine Lemberger Straße mit postkommunistischem Charme, in der ein Trabi das Kopfsteinpflaster hinabholpert.

Neben den Stadtansichten ist die Aktmalerei der zweite Schwerpunkt der Ausstellung. Im hinteren Teil der Schranne gruppieren sich die großfromatigen Nacktheiten zu einem Rund und umringen den Besucher. Das wirkt großartig und ist auch hier nie aufdringlich. Man spürt Bartolmäs’ Interesse an seinen Modellen an ihren Stimmungen und Eigenheiten. Die Frauen sind nicht nackt der Nacktheit wegen, sondern um sich zu zeigen: in ihrem Wesen, entkleidet von den
Äußerlichkeiten.

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