1. Basketball-Regionalliga Südost
Die VfL-Baskets Treuchtlingen legten einen Traumstart hin
18.10.2021, 11:51 UhrVor der Partie, die 350 enthusiastische Zuschauer in der nicht ganz gefüllten Senefelder-Halle verfolgten, hatte VfL-Trainer Stephan Harlander die Münchner noch zum Aufstiegsfavoriten Nummer eins ausgerufen, hatte gar geunkt, seine Truppe, die ohne Luca Wörrlein (Kreuzbandriss) und Arne Stecher (Corona-Quarantäne) antreten musste, könne sich womöglich eine herbe 30-Punkte-Schlappe einhandeln.
Doch von einem Klassenunterschied konnte während der gesamten Partie nie die Rede sein. Im Gegenteil: Die körperlich unterlegenen Korbjäger aus der Altmühlstadt hielten den Männern von der Isar, deren bisweilen sehr robusten Einsatz die Schiedsrichter phasenweise nicht entschieden genug sanktionierten, unerschütterlich stand – wofür Harlander nach der Partie höchstes Lob zollte: „Wir haben gespielt wie Männer“, brachte es der Coach anschaulich auf den Punkt. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir bei einer solchen physischen Präsenz dagegenhalten können.“
37 Punkte von Stefan Schmoll
Drei Akteure hob der Trainer besonders hervor: Stefan Schmoll, der 37 (!) Punkte erzielte, 13 Rebounds fischte und zudem „eine überragende Defensivleistung geboten hat“, wie Harlander befand; Claudio Huhn (23 Punkte, 6 Rebounds), der das Spiel lenkte und mit Tempo und sehenswerten Tricks immer wieder die Schwabinger Defensive narrte; und Moritz Schwarz (10 Punkte, 12 Rebounds).
Der 1,98 Meter große Youngster, von Harlander beinahe liebevoll „der kleine Schwarz“ genannt (sein Bruder Jonathan überragt ihn tatsächlich noch einmal um fünf Zentimeter), hat wegen Corona und einer schmerzhaften Fehlstellung am Fuß „seit zweieinhalb Jahren kein Spiel mehr gemacht – und hat dann mit seinem Dunking in der zweiten Halbzeit die Initialzündung für den Erfolg gegeben“, lobte der Trainer: „Von da an war es eine Schlacht – im positiven Sinne.“
Die auch gewonnen werden konnte, da waren sich Harlander und Schmoll einig, weil die 350 Fans ein wahres Spektakel veranstalteten und ihr Team Mitte des vierten Viertels zu einem 19-Punkte-Vorsprung peitschten. „Das war die Sene-Hölle“, nannte Harlander das bewundernd. „Diese Halle, die Leute, die Atmosphäre – das saugen die Spieler auf, und dann ist so etwas möglich.“ Kapitän Schmoll war von diesem Support derart beeindruckt, dass er sich nach der Partie das Hallenmikrophon schnappte und den glücklichen Anhängern im Namen seiner Mannschaft ausdrücklich für ihre Unterstützung dankte.
"Wir waren stehend k. o."
Dass es gegen Ende der Partie noch einmal relativ eng wurde, kann der Trainer verschmerzen – und mit einfachen Worten erklären: „Wir waren stehend k. o.“, sagt Harlander, der auf eine „kleine Rotation“ mit im Wesentlichen acht Spielern setzte. Entsprechend lang standen die jeweils auf dem Feld, insbesondere Schmoll, Huhn und Simon Geiselsöder gönnte er jeweils nur zwei bis drei Minuten Pause. Zum Vergleich: Emilis Butkus, der Schwabinger mit den meisten Spielminuten, konnte sich immerhin fast zehn Minuten auf der Bank erholen.
Die Spannung zum Schluss „hätte ich nicht gebraucht“, sagte Harlander schmunzelnd, aber die kraft- und konzentrationsbedingten Ballverluste seien ihm dann „auch herzlich egal gewesen“.
Er habe aber bewusst auf seine Stammkräfte gesetzt, und er habe dabei wohlwollend registriert, dass „die ganze Bank gestanden“ und die Kollegen angefeuert habe: „Das war ein Erfolg des ganzen Teams“, lobte er deshalb ausdrücklich auch jene, „die in den nächsten Spielen schon noch ihre Spielzeit bekommen werden“.
Um eine Einschätzung der Bedeutung dieses überraschenden Auftakterfolgs gebeten, flüchtete sich „Harli“ zunächst in eine Floskel: „Jeder Sieg zählt.“ Legte dann aber nach: „Solche Erfolge bringen dich in einen guten Fahrtwind in Richtung Aufstiegsrunde“, formulierte er vorsichtig. Und trat dann doch noch einmal auf die Euphoriebremse: „Es ist natürlich auch besser, als Fünfter in die Abstiegsrunde zu gehen, als als Siebter.“
Er wisse zwar, „dass jeder in der Halle nur an die Aufstiegsrunde denkt“, sagte Harlander dann noch. Und fügte grinsend hinzu: „Alle, außer mir.“
Die Spielstatistik
VfL Treuchtlingen: Stefan Schmoll (37 Punkte, davon 4 Dreier, 13 Rebounds), Claudio Huhn (23 Punkte, 6 Rebounds 7 Assists), Simon Geiselsöder (11 Punkte, 4 Rebounds 3 Assists), Moritz Schwarz (10 Punkte, 12 Rebounds), Florian Beierlin (8 Punkte, 4 Rebounds), Jonathan Schwarz (2 Punkte, 3 Rebounds), Kevin Vogt, Moritz Rettner, Tobias Hornn, Yannick Rapke, Paul Mutterer, Jakob Vitzetum.
MTSV Schwabing (erfolgreichste Werfer): Emilis Butkus (20 Punkte), Kabamba Dan Mukuna (16), Nicolas Freer (11).
Zuschauer: 350; Endstand: 91:80 (24:23, 38:42, 64:52.
Die weiteren Ergebnisse: 1. Regionalliga Gruppe Süd: Vilsbiburg – Rosenheim 105:60, Bad Aibling – Unterhaching 60:72, FC Bayern München III – Leitershofen/Stadtbergen 69:71; Gruppe Nord: Ansbach – Weimar/Jena II 75:65, TTL Bamberg – Veitshöchheim 72:64, Breitengüßbach – Würzburg Akademie 88:51, Regnitztal – Aschaffenburg 90:87.
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