Ein einheitlicher Gutschein für Altmühlfranken
5.12.2020, 14:00 UhrDas merkt man an zwei Dingen: Erstens hat das Landratsamt zur Vorstellung des Altmühlfranken-Gutscheins die erste virtuelle Pressekonferenz in der Geschichte des Landkreises einberufen. Via Zoom-Meeting soll die Presse am feierlichen Startschuss für das neue regionale Zahlungsmittel teilnehmen.
Zweitens sind zu dieser Pressekonferenz viele wichtige Personen zugeschaltet. Landrat Manuel Westphal, Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Handelsverbands-Kreisvorsitzende Erika Gruber, Mitglieder der Stadtmarketingvereine, Mitarbeiter der Zukunftsinitiative Altmühlfranken. Sie alle stehen dem neuen Gutschein auf einer Skala von wohlwollend bis begeistert durchweg positiv gegenüber.
Die Geschichte des Altmühlfranken-Gutscheins begann vor rund zehn Jahren mit einer losen Idee, erzählt Landrat Westphal. 2017 dann hat man – auch im Zuge der Planungen für den Online-Marktplatz in-altmuehlfranken.de – die Idee vom Landkreisgutschein wieder hervorgeholt, 2019 wurde ein Projektteam mit der Umsetzung betraut. Nach einer Ausschreibung bekam die zmyle GmbH aus Nordrhein-Westfalen den Zuschlag. Das Unternehmen hat bereits in etlichen Städten in Deutschland Regionalgutscheine eingeführt, das System ist also bereits vielfach erprobt und optimiert.
In zwei Minuten erledigt
Das zeigt sich dann sogleich auch im Praxistest. Unter www.altmuehlfranken-gutschein.de kann man sowohl mit dem PC als auch mit dem Smartphone sehr nutzerfreundlich und unkompliziert einen Gutschein erwerben – ohne Programm-Installation oder Registrierung. Zunächst wird der Gutscheinbetrag ausgewählt. Gezahlt wird mit Paypal, Kreditkarte oder PayDirekt binnen weniger Klicks. Außerdem kann der Gutschein mit dem Namen des Absenders, einem Foto und einer Grußbotschaft personalisiert werden.
Sobald der Kauf abgeschlossen ist, kann der Gutschein an die beschenkte Person verschickt werden. Das geht entweder direkt und unkompliziert über diverse Messenger wie WhatsApp, über SMS oder E-Mail, oder man druckt den Gutschein aus. Das Kaufen und Personalisieren eines 10-Euro-Gutscheins via Paypal und verschicken via E-Mail geht in unserem Test binnen zwei Minuten.
Mit dieser digitalen Abwicklung kann man vor allem eine junge Zielgruppe ansprechen, weiß Alexander Arend, Geschäftsführer der zmyle. Eine analoge Möglichkeit gibt es aber natürlich auch: Die Gutscheine im handlichen Visitenkartenformat können an einer von derzeit 15 Ausgabestellen erworben werden.
30 Unternehmen sind beim Start dabei
Der Beschenkte kann dann – sofern er den Gutschein digital erhält – direkt über einen Link die landkreisweiten Akzeptanzstellen einsehen. Derzeit sind etwa 30 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen gelistet, von der Apotheke über die Parfümerie bis hin zu Gastronomie und Kino. "Das ist ein guter Anfang", findet Manuel Westphal. "Und es kommen stetig neue hinzu."
Auch für die teilnehmenden Händler und Betriebe ist die Hürde zur Teilnahme an dem Gutscheinsystem gering. "Sie benötigen keine Hard- oder Software", erklärt Alexander Arend. Und auch eine finanzielle Hürde – etwa in Form einer Anschlussgebühr – gibt es nicht. Lediglich ein internetfähiges Gerät ist notwendig, um sich zu registrieren und über den Browser auf das "Gutschein-Cockpit" zuzugreifen.
In der Praxis funktioniert das dann so: Der Kunde geht mit seinem Smartphone oder dem ausgedruckten Gutschein in eines der teilnehmenden Geschäfte, sucht sich seine Produkte oder Dienstleistungen aus, und zeigt beim Bezahlen den Gutschein vor. In unserem Test haben wir uns für zehn Euro ein Buch in der Buchhandlung Meyer in Weißenburg ausgesucht.
Das Zahlen geht fix
An der Kasse zeigen wir nun den QR-Code des Gutscheins vor, Buchhändler Mathias Meyer scannt mit seinem Smartphone den Code ab, gibt den Wert des gekauften Buches ein und der Gutschein wird entwertet beziehungsweise um den eingelösten Betrag reduziert, sodass ein Restbetrag bestehen bleibt. Zeitaufwand: Unter einer Minute.
"Das ist manchmal schneller als eine EC-Kartenzahlung", hat Alexander Arend beobachtet. Alternativ könnte Matthias Meyer auch einen aus Buchstaben und Zahlen bestehenden Gutscheincode händisch über das Smartphone oder den Computer eingeben, oder seine Kassen mit einer entsprechenden Schnittstelle umprogrammieren lassen.
Für den Kunden ist die Sache damit erledigt, er kann mit seinem Buch aus dem Laden spazieren. Mathias Meyer bekommt am Ende des Monats noch eine detaillierte Abrechnung von zmyle, in der alle eingelösten Gutscheine ausbezahlt werden – minus vier Prozent Gebühr.
Mehr Kaufkraftbindung
"Diese Gebühren fließen zu 100 Prozent in die Finanzierung des Systems", erläutert Andreas Haderlein von der Cima Beratung & Management GmbH. Für ihn ist das neue Gutscheinsystem die dritte Säule der lokalen Kaufkraftbindung – neben dem Online-Portal auf in-altmuehlfranken.de und der regionalen Logistik.
Apropos Online-Portal: Auch dort soll der Altmühlfranken-Gutschein künftig als Zahlungsmittel eingesetzt werden können. Dazu sind allerdings noch ein paar Abstimmungen nötig, weil die Abrechnung aufgrund des Fernabsatzes mit Rückgaberecht ein wenig komplexer ist. Zusätzlich gibt es spezielle Arbeitgebergutscheine: Die Mitarbeiter können sie als steuerfreien Sachbezug erhalten und in der Region einlösen. Sie sind bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises und den Stadtmarketingvereinen erhältlich.
Lokales Online-Kaufhaus hat geöffnet
Die Städte und Stadtmarketingvereine im Landkreis begrüßen den neuen Gutschein. Vor allem in Gunzenhausen, wo es keine eigenen Einkaufsgutscheine gibt, ist die Freude groß. "Das Thema hat uns in der Vergangenheit stark beschäftigt",berichtet Alexander Herzog aus Sicht des dortigen Stadtmarketingvereins. Drum sei er "heilfroh" über die neue Lösung, die zudem den "Zusammenhalt im Landkreis unglaublich fördert."
"Ein wichtiger Puzzlestein"
Dem stimmt Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel zu: "Das ist ein wichtiger Puzzlestein zum Zusammenwachsen des Landkreises." Eine Konkurrenz zu den in Weißenburg schon seit vielen Jahren etablierten Wug-Schecks sieht man beim Weißenburger Stadtmarketingverein übrigens nicht. "Uns ist es egal, ob Wug-Schecks oder Altmühlfranken-Gutschein – Hauptsache, das Geld bleibt in der Region", findet Geschäftsführer Simon Sulk. Er begrüße es, wenn auch Gunzenhausener nach Weißenburg kommen und dort einkaufen und umgekehrt. "Das bringt Bewegung rein."
Ins gleiche Horn bläst Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz: "Die Gutscheine sind ein Statement für den regionalen Einkauf." Und Buchhändler Mathias Meyer ergänzt: "Regional bedeutet eben nicht nur Weißenburg, sondern der ganze Landkreis. Unsere Konkurrenz sitzt nicht in Pleinfeld oder Gunzenhausen, sondern in Seattle."
Die erste Online-Pressekonferenz in der Geschichte des Landkreises endete dann auch mit dem offiziellen "scharf schalten" des Systems und dem Appell von Landrat Manuel Westphal: "Verschenken Sie ein Stück Heimat!"
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