Flüchtlingsunterkunft in Weißenburg: die Stimmung ist gereizt

30.1.2016, 06:00 Uhr
Flüchtlingsunterkunft in Weißenburg: die Stimmung ist gereizt

© Stephan

Der Ton in der Debatte um die Unterbringungn von Flüchtlingen ist erheblich härter geworden. Als am Donnerstagabend die Nachricht von der geplanten Unterbringung online veröffentlicht wurde, dauerte es nicht lange und es gab einen veritablen „Shitstorm“ im Netz. Zahlreiche User kommentierten, dass sie es nicht fassen könnten, wie man Flüchtlinge neben einem Kinderspielplatz unterbringen könne und gaben an, um die Sicherheit ihrer Kinder zu fürchten. Sie unterstellten den Flüchtlingen – mal mehr mal weniger offen – eine generelle Neigung zu Kindsmissbrauch und sexuellen Straftaten.

Viel Kritik an solchen Verallgemeinerungen gab es nicht. Und wenn wurde sie von den besonders Wütenden digital niedergebrüllt. Mit viel Ausrufezeichen und Schimpfwörtern. Auch Drohungen wurden laut – unter anderem gegen Peter Diesler, den Betreiber der Internetseite Weißenburg Aktuell, der die Nachricht veröffentlicht hatte, und der ab 1. Februar als Koordinator der Flüchtlingsarbeit in Weißenburg tätig sein wird.

Wenn „meinen Mädchen was passiert“, dann bekomme „der Koordinator“ Besuch, postete ein User und nannte die Straße, in der Diesler wohnt. Auf der Seite „Nein zum Asylheim in Weißenburg“ hieß es in einem Kommentar: „An das Koordinationsteam! Sollte meine Frau oder irgend eine Frau in meinem Umfeld von ihrem Klientel bereichert werden, nach Kölner Art, dann werde ich sie zuhause aufsuchen! Ich schaffe das! Dieses Versprechen ist optionslos!!!!!“  
Inzwischen sind Teile dieser Kommentare auf der Facebook-Seite von Weißenburg aktuell gelöscht. Diesler wollte sich zu einer möglichen juristischen Verfolgung gestern nicht äußern. Er müsse das erst mit seinem Team besprechen, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

In dieser aufgeheizten Stimmung muss nun der Bauauschuss des Stadt-rats über die Befreiung von den Auflagen des Bebauungsplans entscheiden. Für zunächst maximal drei Jahre könnte so eine Unterbringung von Flüchtlingen in dem Gebäude möglich gemacht werden. Eine weitere Verlängerung bräuchte eine erneute Genehmigung des Stadtrats. Der Besitzer müsste dann vor allem in den Brandschutz investieren, um die Immobilie bezugsfähig zu machen. Die Zimmer sind zwar in keinem guten Zustand, allerdings sind sämtliche sanitären Einrichtungen in ausreichender Zahl vorhanden. Es handelt sich um den Bereich der ehemaligen Tennishalle, in dem früher zwei Squash-Plätze sowie die Gastronomie der Tennishalle und mehrere Fremdenzimmer untergebracht waren.

Laut den Unterlagen für die Bauausschusssitzung des Stadtrats soll der Landkreis die Unterkunft anmieten und belegen. Weil die Regierung von Mittelfranken weiter regelmäßig Flüchtlinge zur Unterbringung an den Landkreis schickt, ist man im Landratsamt um jede neue Unterkunft dankbar. Zumal der Immobilienmarkt vor Ort immer weniger hergibt. Auch wenn die Neuzugänge an Flüchtlingen zuletzt nach unten gingen.

Familien mit Kindern

Berni Wimmert, dem die Tennishalle gehört, hat durch einen Aufruf des Landratsamts in der Zeitung von der Suche nach weiteren Immobilien gehört und sich schon im Juni gemeldet. Seitdem laufen die Gespräche und wurden bauliche Auflagen abgesprochen. Er wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht ausführlich zu den Planungen äußern. „Das ist ein Antrag, der ist noch nicht durch, und selbst wenn der durch ist, ist ja noch nicht sicher gesagt, dass ich das dann mache.“ Offenbar hatten auch ihn die Reaktionen im Netz überrascht und er befürchtet nun bei der Unterbringung von Flüchtlingen negative Auswirkungen auf dem benachbarten Indoor-Spielplatz.

Allerdings seien die beiden Bereiche komplett voneinander getrennt und es gebe auch keinen gemeinsamen Eingang. Zudem würde er sich im Falle einer Umsetzung darum bemühen, dass es nach Möglichkeit Familien mit Kindern sind, die in Nachbarschaft zum Spielplatz untergebracht werden. Die Pläne für eine „Shisha-Bar“ im ehemaligen Gastronomiebereich der Tennishalle sind mit den aktuellen Planungen erstmal erledigt.

Sollte das Votum im Stadtrat positiv ausfallen – die Verwaltung schlägt das in ihrem Beschlussvorschlag vor – und Wimmert ebenfalls an dem Projekt festhalten, dürfte es trotzdem noch einige Monate dauern, bis die Einrichtung bezugsfähig wäre. Wimmert: „Das hängt dann vor allem davon ab, was die Baufirmen sagen.“