Kommen Flüchtlinge nach Langenaltheim?

20.11.2015, 13:00 Uhr
Kommen Flüchtlinge nach Langenaltheim?

© Stephan

Seit dem 1. Oktober sind im Lan­genaltheimer Ortsteil Büttelbronn acht syrische Männer zwischen 23 und 40 Jahren in einem privaten Anwesen untergebracht. Mehr von der Flüchtlingskrise hat die Gemeinde bisher nicht mitbekommen. Das könnte sich bald ändern. Lars Bücker, dem das ehemalige Krankenhaus in der Unteren Hauptstraße in Langenaltheim gehört, führt seit Längerem Gespräche mit der evangelischen Jugend in Bayern über die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen.

Baulich steht dem Projekt offenbar nicht mehr viel im Wege. „Das Haus eignet sich bestens“, stellt Bücker fest. Große Umbaumaßnahmen seien nicht erforderlich. Wegen der früheren Nutzung als Krankenhaus verfügt es über zahlreiche Zimmer und reichlich sa­nitäre Anlagen. Die Ärztin, die sich derzeit mit ihrer Praxis in dem Haus befindet, will ohnehin innerhalb des Ortes umziehen.

Die Voraussetzungen wären ideal für eine Belegung mit Flüchtlingen. Allerdings sind Lars Bücker auf der Zielgeraden Zweifel gekommen. „Ich muss noch mal in mich gehen, ob ich das will“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. „Ich war ein absolut hundertprozentiger Befürworter dieser Sache, aber wenn sich herausstellt, dass wirklich ein oder zwei der Attentäter über die Flüchtlingsschiene gekommen sind, dann muss ich das noch mal überdenken.“

In Paris ist die Lage unübersichtlich. Aktuell steht einer der getöteten Attentäter im Verdacht, mithilfe eines gefälschten syrischen Passes als Flüchtling die Einreise nach Deutschland geschafft zu haben. Der Pass wurde am Tatort gefunden. Eine unbestätigte Meldung sprach von einem zweiten Mann, der möglicherweise eine Flüchtlingsroute genutzt haben könnte. Bei den meisten anderen Attentätern handelte es sich um Fran­zosen und Belgier.

Die Sicherheitsbehörden hatten es bisher als unwahrscheinlich erachtet, dass Terroristen die Flüchtlingsrouten nutzen, um nach Europa zu kommen, und zwar aus einem einfachen Grund: Zahlreiche Europäer befinden sich derzeit auf dem Gebiet des IS im Irak. Für sie wäre eine Wiedereinreise nach Europa rechtlich oft kein Problem. Zudem gibt es auch in Europa gewaltbereite Islamisten. Spiegel online wunderte sich in einem Artikel, warum der Attentäter einen Pass bei sich trug, und stellte die Vermutung an, dass der IS eine Flüchtlingsspur legen wollte, um die westliche Solidarität mit den Flüchtlingen zu brechen.

Dass Ermittlungen in Paris einmal Auswirkungen auf das Leben in Langenaltheim haben werden, ist auch ein eher seltener Umstand. Lars Bücker will nun in den nächsten Wochen entscheiden, ob es bei den ursprünglichen Planungen bleibt. Die hatten durchaus Hand und Fuß. Die evangelische Jugend in Bayern soll die Betreuung übernehmen und die Jugendwerkstatt Langenaltheim die Jugendlichen in Projekte einbinden. „Das wäre eine Pilotprojekt in Bayern“, so Bücker. Dem gefällt es auch, dass die Jugendliche dann „nicht einfach das Handy in die Hand gedrückt“ bekommen und alleine gelassen werden.

Asylbewerber helfen im Bauhof

Eingebunden wurden inzwischen auch die acht syrischen Flüchtlinge, die in Büttelbronn untergebracht sind. Sie helfen mehrfach in der Woche dem gemeindlichen Bauhof und rechen als Ein-Euro-Jobber Laub oder schippen vielleicht bald Schnee. Das war die Idee von Langenaltheims Bürgermeis­ter Alfred Maderer, der in Absprache mit den Behörden feststellte, dass das rechtlich zulässig ist. Zumindest für den Landkreis dürfte das ein Pilotprojekt sein. In Büttelbronn hatte sich bereits eine Woche nach dem Zuzug der Flüchtlinge ein Unterstützerkreis gebildet. Allerdings können nicht alle mit den Flüchtlingen so gut. Bei der jüngsten Bürgerversammlung in Büttelbronn habe es auch kritische Stimmen gegeben, so Maderer. „Das war zum Teil heftig.“