Kuriose Wahl in Solnhofen: Schneider erhielt nur 63 Prozent

17.3.2014, 18:30 Uhr
Kuriose Wahl in Solnhofen: Schneider erhielt nur 63 Prozent

© Uwe Mühling

Kuriose Wahl in Solnhofen: Schneider erhielt nur 63 Prozent

© Uwe Mühling

Da war zum einen die Bürgermeister-Entscheidung: Obwohl ein Gegenkandidat fehlte, bekam Amtsinhaber Manfred Schneider nur einen Zuspruch von rund 63 Prozent. 445 der insgesamt abgegebenen 759 Stimmen konnte der 58-Jährige auf sich vereinen. Gleichzeitig tauchten noch 29 weitere Namen auf. Und hier gab es eine echte Überraschung, denn Thomas Herrscher, amtierender Gemeinderat der Freien Wähler, brachte es auf 149 Stimmen, was rund 20 Prozent entspricht.

Und zum anderen die Gemeinderatswahl: Der entsprechende Stimmzettel
hatte sich kurz vor der Wahl als fehlerhaft herausgestellt. Die Wahlaufsicht vom Landratsamt wies darauf hin, dass zusätzlich zu jedem der 24 Kandidaten der gemeinsamen Bürgerliste auch jeweils ein freies Feld für weitere Vorschläge vorhanden sein müsse. Auf die Schnelle druckte die Verwaltung am Freitag noch neue Stimmzettel, die dann am Sonntag beim Urnengang ausgeteilt wurden. Für die Briefwähler war es jedoch zu spät. Sie hatten ihre Unterlagen längst erhalten und zumeist schon wieder abgegeben.

Solnhofens Wahlleiter Rainer Mohr räumte ein, dass man den Fehler in der Verwaltung übersehen habe. „Das lag wohl auch daran, dass wir bislang noch nie eine solche gemeinsame Liste hatten.“ Ihm und den anderen Verantwortlichen wäre es am liebsten gewesen, man hätte am Sonntagabend den Gemeinderat nicht ausgezählt, sondern hätte die Stimmzettel unter Verschluss gehalten und die Entscheidung des Landratsamtes bzw. eine etwaige Wiederholung der Briefwahl abgewartet. Doch die Aufsichtsbehörde bestand auf die öffentliche Auszählung. Die Unterlagen müssen nun am Dienstag am Landratsamt zur Prüfung vorgelegt werden. Dann wird das weitere Prozedere entschieden.

Gemeinderat-Ergebnis unter Vorbehalt

Klaus Geyer vom Landratsamt geht nach jetzigem Stand davon aus, dass die
Briefwahl wiederholt werden muss – wohlgemerkt nur für den Gemeinderat.
Insofern ist das Ergebnis vom sonntäglichen Urnengang noch unter Vorbehalt zu sehen und die Briefwähler könnten beim zweiten Anlauf taktisch das Zünglein an der Waage spielen.

Der wiedergewählte Bürgermeister Manfred Schneider hält es durchaus für möglich, dass er erst Ende April, also kurz vor Beginn der neuen Legislaturperiode Anfang Mai, endgültig erfahren wird, wie sich der neue Gemeinderat zusammensetzt. Dass er darüber nicht erfreut ist, liegt auf der Hand. Und auch seine Enttäuschung über die Wahlbeteiligung von knapp 60
Prozent („Ich bin erschrocken“) sowie sein eigenes Wahlergebnis von 63
Prozent konnte Schneider nicht verhehlen. „Ich hatte schon mit 70 Prozent gerechnet. Die Arbeit des Bürgermeisters hat aber anscheinend nicht jedem gefallen“, sagte er in einer ersten Reaktion, als das Ergebnis nach relativ langen, rund 60 Minuten des Auszählens feststand.

Schneider schickte aber auch gleich eines hinterher: „Die Arbeit macht ja nicht der Bürgermeister allein, sondern wir alle zusammen als Team“. Vor dem Urnengang hatte speziell durch die einheitliche Liste der drei Fraktionen vieles auf große Gemeinsamkeiten und Zufriedenheit in der Altmühltal-Gemeinde hingedeutet. Dem scheint aber doch nicht ganz so zu sein.

Speziell die 20 Prozent für Thomas Herrscher zeigen, dass es in der Gemeinde ein Stück weit rumort. Der Freie Wähler, der seit sechs Jahren im Gemeinderat vertreten ist, zeigte sich selbst überrascht von dem Zuspruch. Ambitionen auf eine Bürgermeister-Kandidatur habe er vor allem aus beruflichen Gründen nicht gehabt. Herrscher ist Produktionsleiter und Gesellschafter bei FrankenSchotter. Da wäre es für ihn schwierig, das Bürgermeisteramt auszufüllen. Dennoch: „Ich freue mich über die Anerkennung meiner Arbeit“, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

Herrscher war einer der ersten, die Manfred Schneider zur Wiederwahl gratulierten. Und trotz des Stimmzettel-Dilemmas und den nicht erfüllten eigenen Erwartungen ließ es sich der alte und neue Solnhofener Bürgermeister nicht nehmen, in der Wahl-Zentrale im Schulhaus mit allen anwesenden Helfern und Gästen mit einem Glas Sekt auf die Wiederwahl anzustoßen und sich zu bedanken.

Bürgerliste Solnhofen (Ergebnisse der Urnenwahl):
- Ute Grimm 293 (Stimmen)
- Joachim Schröter 270
- Klaus Hölzl 263
- Thomas Herrscher 254
- Alfred Mack 224
- Armin Mack 221
- Norbert Mittermeier 216
- Jochen Eger 202
- Mike Hofmann 202
- Birgit Güllich 192
- Matthias Strobel 185
- Bern Heggenberger 177
- Thomas Leesch 170
- Benjamin Mack 152
- Sebastian Münch 151
- Bernd Lotter 148
- Ingrid Polak 143
- Jürgen Engeler 139
- Florian Wild 132
- Rebekka Schwegler 125
- Heinrich Friedel 108
- Dieter Kosslitz 107
- Petra Girschik 103
- Rainer Forstner 93
- Manfred Schneider 1
- Fabian Eberle 1
- Jörg Eberle 1
- Rene Platz 1

Diese Zahlen sind nur ein vorläufiges Ergebnis aufgrund der Urnenwahl.
Die Briefwahl steht noch aus.

Alles rund um den Urnengang am Sonntag erfahren Sie in unserem Wahl-Special

Keine Kommentare