Landrat Gerhard Wägemann hört auf
2.7.2019, 17:24 UhrAllerdings ist die Zustimmung der Kreisgremien eher eine Formsache. Denn die Zusammenlegung der Wahl wird gesetzlich ausdrücklich gewünscht. Die Wahl ist seit dem plötzlichen Tod von Landrat Franz Xaver Uhl im Sommer 2011 aus dem Takt.
Dass er nicht die vollen sechs Jahre durchziehen würde, deutete Wägemann immer wieder an. Die Frage war mehr: Macht er seine zehn Jahre als Landrat voll (das wäre im November 2021, dann wäre der Weißenburger fast 69 Jahre alt) oder hört er so auf, dass bei der Kommunalwahl 2020 auch ein neuer Landrat gewählt wird? Er hat sich für Letzteres entschieden, auch wenn es für ihn mit nicht geringen finanziellen Einbußen verbunden ist.
Denn der Landtag hat zwar ein Gesetz beschlossen, nach dem die beiden politischen Ämter als Abgeordneter und als Landrat addiert werden können, aber nur bis zur Zehnjahresgrenze. Außerdem gibt es die sonst übliche Abfindung nicht. In Wägemanns Beispiel nimmt man seine achteinhalb Jahre als Landrat und stockt sie auf durch eineinhalb seiner achteinhalb Jahre als Abgeordneter. Der Rest verfällt. Er bekommt somit nur die Mindestpension. Diese abgespeckte Lösung hatte der Landtag 2017 auf den Weg gebracht. In politischen Kreisen wird hier vom "Lex Wägemann" gesprochen, weil damit eine Härtefallregelung abgemildert werden sollte, die den Weißenburger mit aller Wucht getroffen hätte. Die Grünen klagten zwar, doch der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat vergangenes Jahr die Rechtmäßigkeit der Regelung bestätigt.
Es seien mehrere Aspekte für seine Entscheidung ausschlaggebend gewesen, betonte Wägemann gestern, als er seinen Rückzug in seinem Dienstzimmer gegenüber Medienvertretern verkündete. Er blicke auf ein "langes und forderndes Berufsleben zurück", das auch körperlich sehr anstrengend gewesen sei und mehr und mehr seinen Tribut fordere, schilderte der 67-Jährige. Sein Vater starb im Alter von 71, sein Bruder kurz vor dem 60. Geburtstag. Auch er selbst habe "schon einige Treffer" abbekommen. Auch wenn er sich gut erholt habe, dürfe man das nicht ignorieren.
Das Arbeitsleben von Gerhard Wägemann begann früh. Schon als 14-Jähriger musste er morgens vor dem Unterricht am Weißenburger Gymnasium die Kühe melken. Und auch nach der Schule und in den Ferien war stets Arbeit auf dem Bauernhof angesagt. Später verdiente er sich als Arbeiter in einem Lagerhaus und als Lkw-Fahrer Geld fürs Studium.
Nach Stellen beim Bauernverband in Würzburg und Kitzingen, dann in Roth und Weißenburg wurde er schließlich Geschäftsführer des Zweckverbandes Senefelder-Schule in Treuchtlingen. Politisch engagierte sich Gerhard Wägemann ab 1990 im Weißenburger Stadtrat. Ein paar Jahre später kam der Bezirkstag dazu und schließlich wechselte er in den Landtag nach München.
Eine Bilanz seiner Arbeit als Landrat mag der 66-Jährige noch nicht ziehen. Das will er erst zum Jahresende tun. Denn: "Ich werde mit gewohnt hohem Einsatz meine Arbeit bis zum letzten Tag im Amt verrichten", versichert er. Schließlich habe er die Aufgabe "mit Leib und Seele ausgefüllt".
Dabei war er 2011 von der Partei in die Rolle gedrängt worden. Die CSU hatte Angst, den Landratsposten in Weißenburg-Gunzenhausen zu verlieren. Schon 2008 war Uwe Döbler (SPD) Franz Xaver Uhl sehr nahe gerückt. Man redete auf Wägemann ein, für den dieser Schritt den möglichen Verzicht auf all seine Pensionsansprüche (die gibt es erst ab zehn Jahren in einem Amt) bedeutete.
Wägemann setzte sich souverän gegen drei Mitbewerber durch. Sechs Jahre später saß er so fest im Sattel, dass es keinen offiziellen Gegenkandidaten gab. Er hinterlässt ein in vielen Punkten gut bestelltes Feld. Im Landkreis gibt es zwei Hochschulstandorte, touristisch hat sich sehr viel entwickelt, die Krankenhäuser und die Schulen stehen sauber da und finanziell geht es dem Landkreis so gut wie nie. "Das ist aber nicht allein mein Verdienst", betont der Weißenburger.
Nun wolle er aufhören, solange es die Menschen noch bedauerten, dass er nicht weitermache. Sein Vorbild sei dabei der frühere Landtagsabgeordnete Ernst Lechner gewesen. Der habe sich später auch nie mehr öffentlich in politische Debatten eingemischt, habe aber stets im Hintergrund seine Hilfe und Unterstützung angeboten. Wägemann: "So möchte ich das auch handhaben."
Für seinen Ruhestand hat er sich vorgenommen, wieder mehr Sport zu treiben. "Vor allem das Radfahren fehlt mir sehr." Auch wäre dann mehr Zeit für die beiden Enkelkinder und fürs Verreisen mit dem Wohnmobil. Polen und Spanien würde der Landrat gerne einmal in aller Ruhe erkunden.
Zu seiner Nachfolge mag sich Gerhard Wägemann indes öffentlich nicht äußern. Der CSU-Kreisvorstand wird sich am Montag mit der L-Frage befassen. Im Gespräch ist seit einiger Zeit Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Manuel Westphal aus Meinheim. Öffentlich wollte der sich bislang ebenfalls nicht zu einer möglichen Landratskandidatur äußern.
Doch es passt ins Bild, dass Alfons Brandl, der Bürgermeister von Herrieden, dieser Tage ankündigte, 2020 nicht mehr als Bürgermeister in der Altmühlstadt anzutreten. Brandl war 2018 gemeinsamer Zweitstimmenkandidat in den beiden Wahlkreisen Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach-Nord und steht als erster Nachrücker auf der CSU-Mittelfrankenliste. Sollte Westphal also ins Weißenburger Landratsamt wechseln, wäre Brandl Landtagsabgeordneter.
Die anderen Parteien im Kreistag wissen seit ein paar Tagen von Wägemanns Entscheidung, seit die Unterlagen für die Kreisausschusssitzung verschickt wurden. Sie werden sich nun schnellstmöglich sondieren müssen, um ihre Bewerber in Stellung zu bringen. Der Landrat ist aber überzeugt, dass auch sie mit seinem Schritt gerechnet haben und entsprechend vorbereitet sind.
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