Der BBV versucht Überzeugungsarbeit zu leisten
Landwirtschaft im Klassenzimmer
28.5.2022, 12:40 UhrEingeladen wurde er von Lehrerin Sandra Bräunlein, die im Geografie-Unterricht gerade das Thema Landwirtschaft durchnimmt und sich dachte, dass niemand besser aus der Praxis berichten kann als ein Landwirt. Für Auernhammer ist der Unterricht absolutes Neuland. "Ein bisschen aufgeregt bin ich schon", gibt er zu und die Nervosität kann man auch ein wenig an seinem Gesicht ablesen, das etwas durchbluteter ist als sonst.
Zum Einstieg zeigt er Bilder von seinem Hof: ein putziges Ferkel und den Indernbucher Bauernhof aus der Luft. Er berichtet, dass er 35 Hektar Nutzfläche bewirtschaftet, Sommer- und Wintergerste und Körnerraps anbaut, aus dem Öl gepresst wird, und von der Ferkelaufzucht lebt. Die Tiere werden überwiegend mit dem Getreide gefüttert, das auf den eigenen Feldern wächst und gedroschen wird und dann auf dem Hof in drei Silos gelagert wird, die jeweils 85 Tonnen fassen können.
Von Lehrerin Sandra Bräunlein wurde der BBV-Kreisobmann zu Recht als "Experte" vorgestellt, der aus seiner täglichen landwirtschaftlichen Praxis erzählen soll und der erstaunlich viele Zahlen und Fakten im Kopf hat. Der Aufforderung "Bitte fragt!" kommen die 22 Schülerinnen und Schüler gerne nach.
"Wollten Sie schon als Kind Landwirt werden?", will eine Schülerin wissen und Auernhammer antwortet mit einem eindeutigen Ja. Auch heute sei für ihn Landwirt "der schönste Beruf der Welt". Und auch der wichtigste, ist er überzeugt. Schließlich ernähre heute ein Landwirt gut 155 Menschen. 1970 waren es gerade einmal 17.
Auch er hat Fragen an die Schüler und will von ihnen beispielsweise wissen: "Wann und wo kommt ihr mit Landwirtschaft in Berührung?" Ein Schüler antwortet prompt: "Brot, Wurst und Käse." Eine Antwort, die dem BBV-Vertreter offenbar gefällt und die ihn zu einer Gegenfrage verleitet: "Ist der Landwirt wichtiger oder der Fußballer?" Die Intention dahinter ist klar: Auch Auernhammer ist der Meinung, dass die eklatanten Gehaltsunterschiede zwischen Landwirt und Fußballprofi nicht gerechtfertigt sind – zumal er ja bereits eingangs erwähnt hatte, dass er den wichtigsten Beruf der Welt hat.
"Viele nehmen nicht mehr wahr, was ein Landwirt leistet", schiebt er nach und betont noch einmal, dass es ohne Landwirte nichts zu essen und auch nichts zu trinken gebe – außer Wasser. Allein um eine Stadt wie die Hansestadt Hamburg zu ernähren, brauche es 12.000 Landwirte, rechnet er vor.
Im Verlauf der Unterrichtsstunde lässt er die Schüler wissen, was ihn ein Ferkel kostet und was er dafür beim Verkauf an den Mäster bekommt und dass er findet, dass Photovoltaik nichts auf Äckern zu suchen hat, auf denen ausschließlich Lebensmittel produziert werden sollten. "Wir brauchen alle etwas zu essen, und Lebensmittel wachsen nur auf landwirtschaftlichen Flächen, nicht auf Parkplätzen und nicht auf Dächern", stellt er voller Überzeugung fest.
Zum Abschluss seiner ersten Unterrichtsstunde, die er mit Bravour gemeistert hat, macht er ein Experiment. Drei Schülerinnen sollen mit Tischtennisbällen den Kohlendioxid-Kreislauf simulieren. In drei Eimern, die für Gras, Kuh und Luft stehen, liegen je neun Tischtennisbälle. Wenn die Kuh Gras frisst, setzt ihre Verdauung Kohlendioxid frei, das in die Luft entweicht und vom Gras während der Photosynthese wieder aufgenommen und in Sauerstoff umgewandelt wird.
"Seht ihr, das Kohlendioxid ist gar nicht mehr geworden", sagt der Kreis-obmann, der seinen Bayerischen Bauernverband in den vergangenen 45 Minuten mustergültig vertreten hat. Für die Schülerinnen und Schüler hat er noch kleine Päckchen mit einer "Blühmischung" dabei. Mit Augenzwinkern sagt Auernhammer beim Verteilen: "Wir Landwirte wollen ja auch etwas für die Artenvielfalt machen."
Der Gong beendet danach Erwin Auernhammers erste Unterrichtsstunde als Lehrer. Wäre das eine Lehrprobe gewesen, hätte der BBV-Kreisobman sicher nicht die schlechteste Note bekommen.
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