Baubeginn
Nahwärme für 144 Häuser in Nennslingen
19.1.2022, 15:04 UhrDer Bau der großen Heizzentrale wird im späten Frühjahr beginnen, schätzen die Verantwortlichen der „Nahwärme Nennslingen“.
Derweil ist auch das Interesse der Nennslinger Hausbesitzer an einer Versorgung mit der Nahwärme aus Hackschnitzeln gestiegen. Hatten sich im Sommer 2020 bei der Genossenschaftsgründung 93 Mitglieder mit knapp 100 zu versorgenden Gebäuden eingetragen, sind es mittlerweile über 130 Mitglieder mit 144 Anwesen, die einen eigenen Nahwärme-Anschluss bekommen werden.
„Das ist auch das Erfreuliche, dass wir alle Genossenschaftsmitglieder anschließen können“, so Baumgartner.
Weniger Abnehmer im Altort
Mit dem wachsenden Interesse an einer lokal organisierten Heizenergieversorgung hatten die Verantwortlichen schon bei der Gründung gerechnet. Die größte Anschlussdichte wird das Nahwärmenetz in den älteren Baugebieten am Hausbuck und der Bärenhecke sowie am Klingenberg/Galgenberg haben.
Im Nennslinger Altort haben sich etliche Hausbesitzer gegen einen Bezug der Nahwärme ausgesprochen. „Da wird sich der eine oder andere noch dafür entscheiden“, ist Baumgartner überzeugt. Das würde das gesamte Versorgungsnetz „noch wirtschaftlicher machen“, erläutert David Schmoll von der Hilpoltsteiner Firma Enerpipe, die das Nennslinger Nahwärmenetz plant und im Aufbau betreut.
Im neu erschlossenen Baugebiet im Osten der Marktgemeinde ist aktuell keine Versorgung mit Nahwärme möglich. Hierfür hätten die Leitungen deutlich größer ausgelegt werden müssen, ohne zu wissen, ob die neuen Häuslebauer die Nahwärme auch nutzen wollen. Die höheren Kosten auch wegen der zusätzlichen Leitungsmeter hätten aber alle Genossen über höhere Bezugsgebühren mittragen müssen.
Erste Haushalte schon im Herbst 2023 versorgt
Der Genossenschaftsvorstand mit Michael Baumgartner, Dominik Rogner, Andreas Obermeyer und Peter Siegert rechnen damit, dass die ersten Nennslinger Haushalte schon für den Winter 2023 mit Nahwärme heizen und ihr Warmwasser bereiten können. Der Abschluss der Bauarbeiten und der Anschluss aller Anwesen ist für Herbst 2024 geplant.
Viel Zeit hat die Genossenschaft „Nahwärme Nennslingen“ zusammen mit der Marktgemeinde in die Suche nach einem geeigneten Grundstück für die Heizzentrale investiert. Gefunden wurde ein ortsnahes und relativ zentral im Versorgungsgebiet liegendes Areal. Damit können die Leitungen auch möglichst kurz gehalten werden, zudem ist die Anlage für den Hackschnitzel-Lieferanten dort gut anzufahren.
Im Kernort selbst ließ sich der Bau nicht realisieren, und auch andere Grundstücke schieden aus, sodass nun an der Ecke der Wengener Straße/Kappelweg gebaut wird. Je nach Verfügbarkeit der Baufirmen soll es noch im Frühjahr losgehen.
Mit Hackschnitzeln befeuert
Investiert werden von der Genossenschaft und deren Mitgliedern etwa fünf Millionen Euro für das gesamte Nahwärmesystem. Die Energie liefern Hackschnitzel von regionalen Produzenten, die in zwei Heizkesseln mit je 450 Kilowatt Leistung verfeuert werden.
Errichtet wird auch noch eine Leitung von der Biogasanlage in Gersdorf zur künftigen Nennslinger Wärmezentrale. Die überschüssige Energie der Gersdorfer Anlage könne so in Nennslingen genutzt werden, erläutert Bürgermeister Bernd Drescher, der auch dem Aufsichtsrat der Genossenschaft vorsteht. Das mache ökologisch Sinn, da diese Energie sonst ungenutzt bliebe.
Die nötige Heizleistung für die Versorgung mit Nahwärme sollen Hackschnitzel aus der Region liefern. „Der Vorteil ist, dass wir in der Umgebung einige Hackschnitzel-Versorger haben“, sagt Vorstandsmitglied Peter Siegert. Die Genossenschaft will vor allem auf regionale Kreisläufe mit Wertschöpfung vor Ort setzen.
Und auch ökologisch einen Beitrag leisten: Durch die Nahwärmeversorgung in Nennslingen werden dort jährlich etwa 310 000 Liter Heizöl weniger verbraucht und rund 900 Tonnen CO2 eingespart.