Neuer Regent-Chef: von London nach Weißenburg

17.11.2016, 06:00 Uhr
Neuer Regent-Chef: von London nach Weißenburg

© Regent

Brenninkmeijer, der vorher beim Londoner Maßschneider „Huntsman“ Geschäftsführer war, glaubt fest daran, dass es für hochwertige und handgefertigte Anzüge nach wie vor einen Markt gibt. Der Spross der Textildynastie C&A hat an der Savile Row in London hautnah miterlebt, dass es genügend Kunden gibt, die viel Wert auf Handarbeit und Details legen. Genau das ist es auch, was ihn an Regent fasziniert: „Wir machen hier Anzüge wie früher, das ist unsere große Stärke.“ Anzüge, die auch die beiden neuen Eigentümer schätzen und selbst seit Jahren tragen.

Der 32-jährige Brenninkmeijer verspricht sich von seiner neuen Tätigkeit in Franken eine gewisse „Entschleunigung“ für sein Leben, das in der Metropole London logischerweise deutlich hektischer war. Die Gegend um Weißenburg hat es ihm bereits jetzt angetan: „Ich freue mich, dass ich wieder in Deutschland arbeiten und leben darf.“ Das war neben dem unternehmerischen Reiz ein weiterer Grund, warum er und sein Studienfreund Andreas Martin Meier letztlich Regent gekauft haben – „ohne Fremdkapital“, wie Brenninkmeijer unserer Zeitung versicherte.

Damit es dieses Mal klappt, der Marke, die bereits zweimal Insolvenz anmelden musste, wieder zu altem Glanz zu verhelfen, und den „Turnaround“ zu schaffen, wie er sagt, will er auch das Image der Marke aufpolieren und „etwas entstauben“ und etwas jugendlicher und moderner machen. An der „DNA der Marke“, also an den ureigenen Genen von Regent, will der neue Eigentümer dagegen nicht rütteln. Denn auf das, was die Marke Regent, großgemacht hat, müsse man festhalten.

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© Robert Renner

Über 10000 Nadelstiche

Während andere Hersteller in Billiglohnländern produzieren lassen, hat die Marke Regent, die von den zwei jüdischen Flüchtlingen Henryk Barig und Dr. Michael Aisenstadt 1946 in Weißenburg gegründet wurde, weiterhin auf Handarbeit gesetzt. In jedem Anzug stecken bis zu 20 Stunden Arbeit und mehr als 10000 Handstiche. An der Qualität will Brenninkmeijer auf keinen Fall rütteln. Allerdings will er die Marke näher am Kunden ausrichten: „Das Wichtigste für uns ist es, den Kunden und seine Wünsche immer vor Augen zu haben.“

Die alte Kaufmannsweisheit „Der Kunde ist König“, die in der heutigen Zeit zwar noch geläufig sei, müsse man wieder ernst nehmen. Auf der
anderen Seite setzen Brenninkmeijer und Meier auf ihre Belegschaft: „Das ist uns ein großes Anliegen, dass wir uns alle als Familie verstehen und gemeinsam für unsere Erfolge arbeiten und sie dann auch gemeinsam feiern.“

Dass nicht alle Mitarbeiter übernommen werden konnten und einige gehen mussten, schmerze sie und es tue ihnen persönlich für jeden Einzelnen leid. Vor allem für den Betriebsrat sei diese Entscheidung, sich von ins­gesamt acht Mitarbeitern zu trennen, sehr hart gewesen. Letztlich hätten sie als Unternehmer aber die gesamte Belegschaft im Auge haben müssen. Waltraud Reich, die Betriebsratsvorsitzende, bestätigte Brenninkmeijers Einschätzung: „Die Mitarbeiter, die da bleiben dürfen, sind natürlich sehr froh, dass es weitergeht.“ Der Verkauf sei ihrer Ansicht nach „Rettung in letzter Sekunde“ gewesen.“ Bei der Kündigung der acht Mitarbeiter, die noch im Insolvenzrecht erfolgt ist, habe es sich niemand leicht gemacht.

In diesem Zusammenhang zollte Brenninkmeijer auch Insolvenzverwalter Hartmut Krüger großen Res-pekt. Der Nürnberger Rechtsanwalt hätte Regent bereits im August zusperren können, habe aber fest an die Marke geglaubt und sich massiv für die Belegschaft eingesetzt, lobte er
– „trotz eines hohen persönlichen Risikos!“ Jetzt aber wolle man sich im Unternehmen nicht mehr der Vergangenheit, sondern der Zukunft widmen: „Denn jetzt fängt die Arbeit erst richtig an!“

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