Rechte Szene im Auge
27.3.2012, 11:01 UhrIm Verfassungsschutzbericht 2011 heißt es unter dem Punkt 1.5: „So kam es am 28. November zu Übergriffen auf Teilnehmer einer Mahnwache gegen Rechtsextremismus im mittelfränkischen Weißenburg. Eine Gruppe vermummter Personen attackierte diese vor dem Jugendzentrum mit Böllern. Die Neonazi-Kameradschaft Freie Nationalisten Weißenburg verharmloste diesen Vorfall auf ihrer Homepage.“
Nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer im Freistaat sei im vergangenen Jahr insgesamt innerhalb der parteifreien rechtsextremistischen Szene „ein deutlich erhöhtes Aggressions- und Gewaltpotenzial“ festzustellen gewesen. Die Anwendung von Gewalt gegen den jeweiligen politischen Gegner werde als legitimes Mittel angesehen. Im Visier der rechtsextremistischen Szene seien vor allem immer öfter auch Bürger und Vereinigungen, die sich gegen den Rechtsextremismus engagieren.
Im gesamten fränkischen Raum komme es seit geraumer Zeit überdies vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen Rechts- und Linksextremisten, die Ende des Jahres an Heftigkeit zugenommen haben. Insgesamt zählten die Verfassungsschützer im vergangenen Jahr in ganz Bayern 57 rechtsextremistisch motivierte Gewaltdelikte (2010: 58). Dabei handelte es sich überwiegend um Körperverletzungsdelikte, es wurden aber auch zwei Brandanschläge registriert.
Von den 57 Gewalttaten waren 24 (2010: 32) allgemein neonazistisch motiviert; 16 dieser Delikte waren gegen Anhänger der linken Szene gerichtet (2010: 18). 31 Gewalttaten waren fremdenfeindlich motiviert. Zwei Gewaltdelikten lag eine antisemitische Motivation zugrunde (2010: 3).
Insgesamt konnten 46 Gewalttaten aufgeklärt werden, dabei wurden insgesamt 56 Tatverdächtige ermittelt, darunter drei Frauen. 35 der Tatverdächtigen sind erstmals straffällig geworden. Wie im Jahr 2010 gehört mit 39 Personen die überwiegende Zahl der Tatverdächtigen der Altersgruppe über 21 an. Bayernweit geht der Verfassungsschutz von insgesamt rund 700 Neonazis aus, davon leben 140 Personen in Mittelfranken.
Um gegen den zunehmenden Rechtsextremismus und Neonazismus ein Zeichen zu setzen, gründete am gestrigen Montag das „Landkreisbündnis gegen Rechts“ in Weißenburg-Gunzenhausen auf Initiative von Nazi-Gegnern aus Gunzenhausen auch dort ein Bündnis gegen Rechts.
Um interessierten Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich besser über Neonazismus und Rassismus in der Region und die zivilgesellschaftliche Gegenwehr informieren zu können, ist das Landkreisbündnis ab sofort mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten, auf der unter anderem eine stets aktualisierte Chronik rechtsradikaler Aktivitäten zu finden ist.
Die Adresse des Landkreisbündnisses gegen Rechts lautet: wug-gegen-rechts.de. Das Landkreisbündnis ruft die Bevölkerung auf, rechtsradikale Umtriebe in der Region an die E-Mail-Adresse kontakt@wug-gegen-rechts.de zu melden. Alle Informationen werden vertraulich behandelt.
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