Schaf gerissen: Geht ein Wolf bei Weißenburg um?
17.2.2021, 18:00 UhrAm Montag dieser Woche meldete ein Schäfereibetrieb aus dem Weißenburger Land der Polizei ein gerissenes Schaf, das sehr nach einem Wolfsopfer aussah. Der Vorfall ereignete sich am Rohrberg bei Weißenburg.
Das zuständige Landesamt für Umwelt in Augsburg bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung die Meldung. Es liege ein Fall vor, den man derzeit prüfe. Bereits am gestrigen Nachmittag sollte nach Auskunft des Schäferbetriebs ein ehrenamtlicher, vom LfU ausgebildeter Sachverständiger kommen, der sich das gerissene Tier ansehen wollte.
"Das wäre eine Katastrophe"
Das ist der zweite Schritt der Prüfung eines möglichen Wolfsrisses. Offenbar hat man im Landesamt nach Sichtung des Fotomaterials die Verantwortlichkeit eines Wolfs bereits für zumindest nicht ausgeschlossen erachtet. Nun werden vom Sachverständigen vor Ort die Bissspuren begutachtet und das Tier in Augenschein genommen. Sollte auch der einen Wolfsriss für möglich halten, würde eine Laborprobe genommen und ein genetischer Nachweis in Auftrag gegeben. Fiele der positiv aus, hätte man einen Nachweis für den ersten Weißenburger Wolf seit mehr als 200 Jahren.
Seit wenigen Monaten erst ist ein Wolf im Landkreis Eichstätt nachgewiesen
"Das wäre für uns eine Katastrophe", kommentierte ein anderer Weißenburger Schäfer die Nachricht. "Nicht gleich, weil die meisten die Tiere derzeit im Stall sind, aber spätestens im Frühjahr." Sollte der Fall nachgewiesen werden, würden weitere Gemeinden des Landkreises zum Wolfsereignisgebiet. Schäfer würden Geld für Schutzmaßnahmen erhalten.
Relativ besiedeltes Gebiet
Bemerkenswert wäre der Nachweis allerdings auch deswegen, weil erst vor wenigen Monaten der Landkreis Eichstätt als Wolfsereignisgebiet eingestuft worden war und damit auch Teile des südlichen Landkreises wie Solnhofen, Pappenheim oder Langenaltheim. Bestätigte Sichtungen im Landkreis gab es bislang aber keine einzige. Zudem hatte man eher das stark bewaldete und vergleichsweise wenig bewohnte Altmühltal mit seinen angrenzenden Hochflächen als Wolfs-Lebensraum im Blick. Dass ein Tier nun auch im deutlich dichter besiedelten Weißenburger Raum auftaucht, wäre tatsächlich bemerkenswert.
"Es sah genauso aus, wie man das von vergleichbaren Fällen in Garmisch zum Beispiel kennt", stellte der Schäferbetrieb fest. "Das Tier war von der Herde abgesondert, es gab einen Kehlbiss, und die Kehle war total abgefieselt, bis in die Innereien." Nach wie vor besteht die Möglichkeit, dass auch ein Hund der Übeltäter gewesen sein könnte. "Allerdings müsste das dann auch schon ein raubtierähnlicher Hund gewesen sein." Zudem kenne man zwar Fälle, in denen Schafe von Hunden gerissen worden seien, aber es sei eher ungewöhnlich, dass sie die Tiere dann auch auffressen, hieß es seitens der betroffenen Schäferfamilie.
Im Freistaat nach wie vor die absolute Ausnahme
Auch der Riss eines Schafes durch einen Wolf kommt im übrigen gar nicht so häufig vor, obwohl in Bayern die Wolfspopulation seit Jahren stetig wächst. In manchen Jahren liege man im gesamten Freistaat im zweistelligen, in manchen im niedrigen einstelligen Bereich, hieß es vom Landesamt für Umwelt.
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