Selbstversuch mit dem Weißenburger Lastenrad
14.11.2020, 08:00 UhrZu groß war offenbar die Euphorie, dass ich ab Freitagmittag und das ganze Wochenende über das Lastenrad, Marke Bergamont, Modell E-Cargoville LJ 70, ausgiebig testen darf. Und das auch noch völlig kostenlos!
Jeder Weißenburger Bürger und jede Bürgerin kann sich das Gefährt derzeit nach telefonischer Vorbestellung im Rathaus einen Tag oder ein Wochenende lang ausleihen. Nach einer kurzen Einweisung kann es losgehen: Die ersten paar Meter vom Rathaus-Foyer ins Freie schiebe ich das Lastenrad lieber, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich das immerhin 2,69 Meter lange Rad durch die Tür bekäme, ohne irgendwo anzustoßen.
Danach fahre ich die Straße "Auf der Wied" in Richtung Wildbadstraße und bereits ab dem Saumarkt fühlt sich das Fahren relativ organisch an. Das Lastenrad lässt sich trotz seiner Länge relativ gut lenken und dank des kraftvollen Elektromotors kommt man flott voran.
Der Kasten Bier als Härtetest
Die erste Fahrt geht direkt zu einem Supermarkt in der Bismarckanlage, weil ich gleich ausprobieren will, wie alltagstauglich so ein Rad tatsächlich ist, das ja als echter Autoersatz zum Einsatz kommen sollte. Mein Vorsatz an den zweieinhalb Ausleihtagen ist es deshalb, das Lastenrad so oft wie möglich und das Auto so selten wie möglich zu benutzen.
Als ersten Härtetest habe ich mir vorgenommen, gleich mal einen Kasten Bier und ein paar Lebensmittel zu kaufen. Die Bierkiste und den Einkaufskorb steckt das Lastenrad locker weg.
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Nachdem ich das Regenverdeck wieder komplett geschlossen habe, fragt mich eine ältere Dame, die leicht besorgt klingt: "Da ist aber kein Kind drin, oder?" Mein: "Nö, nur ein Kasten Bier", beruhigt die Frau sofort. Schon nach rund einer halben Stunde mit dem Cargoville merke ich: Mit diesem Gefährt fällt man in einer Kleinstadt wie Weißenburg noch mehr auf als mit einem Sportwagen und kommt schnell ins Gespräch.
Es macht Spaß!
Das zeigt sich auch am nächsten Tag, als ich noch mal zum Einkaufen radle und nur eine Kleinigkeit kaufe, die locker auch in einen Rucksack gepasst hätte. Ich nehme dennoch das Lastenrad, weil es irgendwie doch mehr Spaß macht als erwartet.
Dank des kraftvollen Motors fährt es auch bei Gegenwind und mit voller Beladung auf der Ebene gute 25 km/h. Auch den steilen Berg von Holzingen nach Weimersheim nimmt es klaglos: Immerhin zeigt der elektronische Tacho auch hier noch 20 km/h an, als ich für einen Kollegen einen Aschesauger vorbeibringe, den ich mit einem normalen Fahrrad nicht hätte transportieren können.
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Am Abend lege ich noch eine kleine Nachtfahrt ein, um zu testen, wie gut das Licht ist, das ebenfalls aus der 650 Wattstunden starken Batterie gespeist wird. Am Sonntag bleibt das Rad, weil wir eine Familienfeier haben, den ganzen Tag lang stehen, sodass ich mich schon auf den Morgen freue, wenn ich die letzte Fahrt auf dem Radweg zurück ins Rathaus fahre. Hier kommt einem das Rad etwas klobig und zu breit vor, sodass ich lieber auf die Straße wechsle.
Nicht immer die erste Wahl
Persönlich würde ich mir das immerhin gut 5000 Euro teure Elektrorad nicht leisten, weil mir mein E-Mountainbike noch mehr Spaß macht, weil es wendiger und vielseitiger ist. Wer aber in der Stadt wohnt und auf einen Zweitwagen verzichten will, für den könnte das Lastenrad eine echte Alternative sein.
Ehrlicherweise muss ich anmerken, dass es mir in den zweieinhalb Tagen nicht ganz gelungen ist, auf das Auto komplett zu verzichten. Einmal habe ich es doch genommen, weil die zwei Teenager, die ich bei Regenwetter aus der Stadt abholen musste, einfach nicht in die Bambusbox passen wollten . . .
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