Sigwart stellt das Bierbrauen in Weißenburg ein
13.2.2019, 16:16 UhrMit ihr verschwindet die letzte, dauerhaft betriebene Brauerei in Weißenburg. Gebraut wird bald nur noch in der Brauerei Schneider – dort allerdings nur zweimal im Jahr für die Kirchweih-Biere und das Bräustüberl „Zur Kanne“. Vor gut 100 Jahren zählte Weißenburg noch 16 Brauereien, von denen letztlich Schneider und Sigwart das neue Jahrtausend erlebten. Brauer Thomas Schneider stellte den kontinuierlichen Braubetrieb im Frühjahr 2015 ein, nun folgt Sigwart.
Dass er den Braubetrieb zum 1. März einstellt, fällt Wolfgang Aurnhammer nicht leicht, „doch es ist die einzige Alternative“. Zumal enorme Investitionen angestanden wären – etwa in eine komplett neue Abfüllanlage nebst automatischer Flaschenkontrolle. Das wäre in der Weißenburger Altstadt an der Roßmühle mit zwei durch die Straße getrennten Häusern allein schon schwierig genug – doch „die Investitionen hätten sich auch langfristig nicht mehr gerechnet“, so der Brauereichef.
Zunächst hatte er noch eine Lohnabfüllung in einer anderen Brauerei oder einem Abfüllzentrum überlegt, doch bei den Gesprächen mit dem Eichstätter Brauer Stephan Emslander wurde auch deutlich, dass sich angesichts der mehreren Sigwart-Biersorten, die in relativ geringer Menge gebraut wurden, eine Lohnfüllung kaum rechnet. Eine Übertragung der Marken- und Lieferrechte sei deshalb der beste Weg, so Aurnhammer nach Abwägung der Möglichkeiten. Dem pflichtet auch Stephan Emslander bei: „Die Marke Sigwart ist stark und soll erhalten werden.“ Darauf sei bei den Gesprächen unter Kollegen größter Wert gelegt worden. „Wir halten fest an der Traditionsmarke Sigwart und stellen sicher, dass Sigwart weiterhin im Raum Weißenburg verfügbar sein wird“, betonte Emslander.
Nur noch zwei Sorten Sigwart
Bei Hofmühl werden künftig die beiden Biersorten Sigwart Hell und Premium Pils weiter produziert werden und mit den gewohnten Etiketten auch in den Sigwart-Kästen in den Getränkemärkten stehen oder an die inzwischen informierten Kunden ausgeliefert werden. Deshalb sollen auch die beiden Sigwart-Fahrer und die Verwaltungsmitarbeiterin übernommen werden. „Für die Brauer habe ich aktuell leider keinen freien Platz – da sind die Stellen bei uns alle besetzt“, so der Hofmühl-Chef. Er werde sich aber dafür einsetzen, dass der Braumeister und die beiden Brauergesellen eventuell bei anderen Kollegen eine neue Anstellung finden, versicherte Emslander.
Hofmühl übernahm sowohl die Lieferverpflichtungen als auch die Verträge mit den Rohstoff-Lieferanten. Letzteres soll mit der Sigwart-Rezeptur sicherstellen, dass die Biere auch weiterhin so schmecken, wie es die Biergenießer gewohnt sind. Allerdings, so Emslander, könne kein Bier in einem anderen Sudhaus völlig identisch nachgebraut werden. „Wir haben ja mit dem Wasser schon ein anderes Ausgangsmaterial.“ Deswegen werde es geringfügige Unterschiede geben, „doch wir sind uns sicher, genau den Geschmack der treuen Sigwart Biergenießer zu treffen“, ist sich Hofmühl-Braumeister Johannes Jung sicher.
Dass das in Eichstätt möglich ist und dort handwerklich auf hohem Niveau gebraut wird, bezeugen die Auszeichnungen – etwa beim „World Beer Award“, bei dem es den Titel „weltweit bester Weizenbock“ gab. Und auch das Hofmühl Hell holte beim „World Beer Championship“ die Goldmedaille.
Problem Kirchweihbier
Ein Problem taucht mit der Marken- und Brauübernahme allerdings auf: die Weißenburger Kirchweih. Denn der dort ausgeschenkte Gersten- und Weizensaft muss in der Stadt gebraut worden sein – so schreibt es der Vertrag mit dem Kirchweihausschuss vor. Schneider reaktiviert dafür sein Sudhaus, bei Sigwart wird das allerdings nicht möglich sein. „Die Brauerei bleibt dicht“, bekunden Aurnhammer wie Emslander. Letzterer würde natürlich gerne mit Sigwart-Bier weiter auf der Kirchweih vertreten sein, die Entscheidung darüber liegt aber beim Kirchweihausschuss. „Natürlich werden wir uns dafür bewerben und alles daran setzen, dass es auf der Weißenburger Kirchweih auch künftig das beliebte Sigwart-Festbier geben wird“, so Emslander.
Für den Eichstätter Brauer und dessen Familie ist die Sigwart-Übernahme ein weiterer Schritt, den Betrieb in Eichstätt langfristig zu sichern. In der Domstadt ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viel in moderne Technik, Energieeffizienz und regionale Vertriebstrukturen investiert worden – vor Jahren wurde etwa die Rother Stadtbrauerei gekauft. Dort und im Raum Ansbach ist Hofmühl bereits gut vertreten. Er wolle mit Sigwart „eine weitere Vertriebslücke schließen und die Marktpräsenz erhöhen“.
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