Söder eröffnet Ausstellung "Heimat auf Stein"
21.3.2016, 08:10 UhrDie Ausstellung gewährt Einblick ins Bayerische Vermessungswesen seit dem beginnenden 19. Jahrhundert. Der CSU-Politiker präsentierte sich in aufgeräumter Stimmung und scherzte mit Freude mit SPD-Bürgermeister Manfred Schneider und mit den Besuchern.
Ein paar Minuten Verspätung hat Söder, als seine dunkle Limousine vor dem Museum zum Stehen kam - die Baustelle auf der B2. Kurz noch ein Telefonat beendet, das Sakko übergeworfen und das Lächeln angeschaltet. Der heiße Kandidat für die Seehofer-Nachfolge ist bereit für Fotos inmitten der Politprominenz aus dem Landkreis.
Mit Landtagsabgeordnetem Manuel Westphal und Landrat Gerhard Wägemann (beide CSU) lässt sich Söder vor dem Bürgermeister-Müller-Museum bereitwillig von Bezirkstagsvizepräsidentin Christa Naaß und Bürgermeister Manfred Schneider (beide SPD) fürs Foto einrahmen.
"Franken ist halt noch schöner"
Als ihm Schneider nach der Begrüßung das Wort erteilt, spricht Söder lächelnd von einer "Gnade", dass er auch etwas sagen dürfe, freut sich über den Auftritt in der Heimat ("Bayern ist schön - aber Franken ist halt noch schöner") und schildert in wenigen Sätzen, wie es zu der Ausstellung kam, die im vergangenen Jahr durch Bayern tourte. Kein Wort, dass man bei der Planung Solnhofen als Basis für diesen ersten glatt vergessen hatte.
Als Anfang des 19. Jahrhunderts die fränkischen Gebiete Stück für Stück den Bayern zugesprochen wurden, war das Reich komplett zersplittert. Um das neue Staatsgebilde ordentlich organisieren zu können, brauchte es erst mal eine Erfassung der Gebiete. Und hier kommt Solnhofen ins Spiel. Denn für die Vermessung wurden Lithografie-Karten erstellt. Und für diese Drucktechnik braucht es bekanntlich Kalksteinsteinplatten, die nur in wenigen Regionen der Welt zu finden sind - die besten gibt es im Raum Solnhofen.
Auf fast 27.000 solcher Steinplatten ist Bayern im 19. Jahrhundert abgebildet. Jede wiegt zwischen 50 und 70 Kilogramm. Der "Atlas" in den Archiven der Vermessungsverwaltung in München bringt es somit auf 1700 Tonnen. Mehr als 50 Jahre dauerte die Kartografierung Bayerns, berichtete Söder. Jeder einzelne Stein wurde spiegelverkehrt von Hand millimetergenau graviert. Häuser, Grundstücksgrenzen, Straßen und sogar Bäume sind dargestellt. "Wir hatten das erste flächendeckende Kataster in Europa und eine innovative Methode, Karten, Texte und Bilder zu vervielfältigen", hob Söder hervor.
Als er als neuer Minister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat seinen Antrittsbesuch beim Chef der Vermessungsverwaltung hatte, habe er angeregt, daraus eine Ausstellung zu machen. "Im Keller verstauben die doch bloß." Ein Jahr lang tourte "Heimat auf Stein" nun durch die Regierungsbezirke. Und ohne Heiner Hertrich hätte sie einen Bogen um Solnhofen gemacht. Denn der Vorsitzende des Verkehrsvereins Solnhofen schrieb im März 2015 eine launige Mail an Söders Ministerium und warf die Frage auf, wieso für Mittelfranken Neustadt an der Aisch als Ausstellungsort gewählt worden war, wo doch Solnhofen oder wenigstens Weißenburg viel eher Sinn gemacht hätten.
Die Region in Stein
Prompt reagierte Staatssekretär Albert Füracker auf das Schreiben. Natürlich könne die "Heimat auf Stein" auch nach Solnhofen kommen. Hertrich und Schneider holten die Sparkasse ins Boot. Denn das Bürgermeister-Müller-Museum bietet nicht genug Platz. Die Sparkasse stellte die beiden Räume unentgeltlich zur Verfügung. So sind die Schautafeln samt der Original-Lithografiesteine nun in Nebenräumen des Geldinstituts rund 100 Meter vom Museum entfernt zu betrachten.
Blickfang sind mehrere Original-Lithografiesteine aus dem 19. Jahrhundert. Um es für die Besucher aus der Region spannender zu machen, finden sich dort beispielsweise die Karten von Weißenburg, Treuchtlingen, Wemding oder Monheim. Der Stein "Solnhofen" wurde 1814 erstellt und ist somit 202 Jahre alt. Zu sehen sind auch das Rahmenblatt "Altendorf, Eßlingen, Mörnsheim, Schönfeld und Solnhofen" (von 1814 bis 1816) sowie das Rahmenblatt "Langenaltheim, Solnhofen, Übermatzhofen und Zimmern" (von 1820).
Darauf sind unter anderem teilweise die Steinbrüche um Solnhofen graviert. Trotz knapper Platzverhältnisse erfährt der Besucher auch noch einiges über die Erfindung der Lithografie durch Alois Senefelder und bekommt einen Ausblick, wie sich das Vermessungswesen durch die Digitalisierung weiter verändert
Söder kennt das freilich alles schon. Groß aufhalten will er sich nach den offiziellen Reden nicht mehr - trotz der Einladung des Bürgermeisters auf eine Leberkässemmel aus der örtlichen Metzgerei. Eher widerwillig lässt sich der Minister noch vor der Archäopteryx-Nachbildung im Museum ablichten und hastet dann für ein Abschlussfoto zur eigentlichen Ausstellung. Gemeinsam mit der örtlichen Politprominenz hebt er einen der Lithografiesteine an und lächelt in die Kameras. Kaum sind die Kameras weg, verschwindet auch das Lächeln. Und schon sitzt er wieder in seiner Limousine.
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