Weißenburg erhielt nur eine 4,3 im Fahrradklima-Test
12.6.2019, 17:00 UhrDeren Konzept sieht vor, "dass nicht ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung an der Erhebung teilnimmt (das heißt auch die Nichtradfahrenden), sondern ein möglichst breiter Kreis an Viel- und Gelegenheitsradfahrern". Der ADFC schreibt dazu: "Radfahrende als Zielgruppe von Maßnahmen zur Radverkehrsförderung übernehmen damit gleichzeitig die Funktion der Bewertung der Radverkehrsbedingungen."
Die Daten wurden von September bis November 2018 erhoben. Deutschlandweit wurden Radfahrer gebeten, ihre Einschätzung zum Radverkehr in ihrer Stadt abzugeben. Wesentliche Verbreitungswege der Aufrufe zur Teilnahme waren die Mitgliederzeitschrift des ADFC, lokale und regionale Medienberichte, Internetseiten von Städten sowie Werbeflyer und Plakate, zum Beispiel in Fahrradläden und Ämtern. "ADFC-Aktive auf lokaler Ebene spielten zumeist eine zentrale Rolle bei der Informationsverbreitung und Teilnehmergenerierung", heißt es in den Erläuterungen zu der Erhebung.
Weißenburg findet sich übrigens erstmals in der Bewertung, die in ähnlicher Weise 1988, 1991, 2003, 2005 und seit 2012 im zweijährigen Turnus vorgenommen wird. Vergeben werden die Bewertungen in Anlehnung ans Schulnotensystem.
Deutlich besser als Weißenburg schneidet Gunzenhausen ab und fährt die Note 2,8 ein. Damit liegt die Altmühlstadt in der Größenklasse bis 20 000 Einwohner bundesweit auf Rang zehn und in Bayern sogar an der Spitze. In dieser Größenklasse liegt der Notendurchschnitt bei 3,8.
Donauwörth mit der Note 4,3 und Roth mit 3,9 gereicht das Ergebnis auch nicht gerade zur Ehre. Treuchtlingen, Hilpoltstein und Eichstätt
– um weitere Städte im näheren Umkreis zu nennen – wurden nicht bewertet.
Auch wenn es in Weißenburg offensichtlich einen deutlichen Nachholbedarf in Sachen Fahrradfreundlichkeit gibt, gab es doch auch ein paar positive Punkte. So lobten die 164 Teilnehmer, dass Einbahnstraßen für Radler in der Gegenrichtung geöffnet sind. Hier kommt Weißenburg sogar auf die Note 2,6 und schneidet fast um eine ganze Note besser ab als der Durchschnitt vergleichbarer Städte.
Mehr Stress als Spaß
Als weitere Stärken für Weißenburg führt der ADFC die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad auf, und dass Jung und Alt gleichermaßen Rad fahren.
Besonders schlecht schneidet Weißenburg aber bei der Radwegbreite, bei der Werbung für das Radfahren und beim Angebot öffentlicher Fahrräder ab. Im Vergleich zu ähnlichen Städten liegt Weißenburg zudem in den Kategorien "Spaß oder Stress", "Sicherheitsgefühl" und "Wegweisung für Radfahrer" deutlich zurück.
Keine guten Noten gab es für die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, Falschparkerkontrollen auf Radwegen, Fahren im Mischverkehr, Ampelschaltungen für Radfahrer, Führung an Baustellen und die Medienberichterstattung über das Thema Radfahren.
Der Test sollte nach den Vorstellungen von Linken-Stadtrat Erkan Dinar dem Weißenburger Stadtrat vorgestellt werden. Sein Antrag wurde jetzt aber schon im vorberatenden Bauausschuss einstimmig abgelehnt, im gesamten Gremium dürfte das Votum ähnlich ausfallen.
Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) verwies darauf, dass den Stadträten die Internetadresse mitgeteilt worden sei, damit könne sich jeder informieren. Zudem sei Radfahren immer wieder Thema im Stadtrat und sowohl dieses Gremium als auch die Verwaltung seien um Verbesserungen bemüht, wie die Radfahrstreifen in der Jahn- und der Rothenburger Straße zeigten. Jüngst erst habe der Stadtrat Maßnahmen für die Nürnberger Straße beschlossen.
Ungeachtet dessen bedauerte Dinar, dass der Radverkehr in Weißenburg "leider keine Chefsache" ist. Dies zeige auch der Umgang mit seinem Antrag. Die Sitzungsvorlage sei nur "hingerotzt". Schröppel wies die Wortwahl als "nicht akzeptabel" zurück. Außerdem bemühe sich die Stadt sukzessive um Verbesserungen und jeder Stadtrat könne entsprechende Anträge stellen, sagte der OB.
Seine Parteifreundin Inge Pfitzinger-Miedel, die sich seit Jahren für mehr Radfahrerfreundlichkeit in Weißenburg einsetzt, erachtet die Vorstellung des Testergebnisses im Stadtrat ebenfalls nicht für erforderlich, sieht aber gleichwohl, dass die Auswertung "wichtige Dinge anmerkt". Schließlich würden sich immer mehr Menschen "klimafreundlich fortbewegen". Ziel müsse ein "gleichberechtigtes Miteinander" aller Verkehrsteilnehmer sein. Als wichtig erachtet sie es, in die weitere Entwicklung Schulen und Arbeitgeber einzubinden.
Katrin Schramm bat um etwas Geduld, man sei an der Thematik dran und habe schon Verbesserungen erreicht. Die Grüne überraschte letztlich das "relativ schlechte Endresultat". Und auch Karl Roth sieht die Stadt "auf einem guten Weg". Der Stadtrat wisse gleichwohl aber, dass es noch einiges zu tun gebe, meinte der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende.
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