Erste Maßnahmen sind Verbote am Kirchweihplatz

Weißenburg will die lauten Autoposer vertreiben

23.6.2021, 12:00 Uhr
Der Parkplatz an der Wiesenstraße und der benachbarte Kirchweihplatz sind jetzt nachts zum Befahren und Parken gesperrt. Mit dieser Maßnahme hoffen Stadt und Polizei der Autoposer-Szene klarmachen zu können, dass sie hier unerwünscht ist.

© Robert Renner, NN Der Parkplatz an der Wiesenstraße und der benachbarte Kirchweihplatz sind jetzt nachts zum Befahren und Parken gesperrt. Mit dieser Maßnahme hoffen Stadt und Polizei der Autoposer-Szene klarmachen zu können, dass sie hier unerwünscht ist.

Das Verbot gilt ab 22 Uhr. Die Stadt und die Weißenburger Polizeiinspektion erhoffen sich davon, dass damit der Bereich am roten Dach für die Autotuningszene weniger attraktiv wird. Mit dem roten Dach ist der überdachte Zweiradparkplatz hinter dem Limesbad gemeint.

Nicht nur Weißenburg hat Probleme mit der Tuningszene, auch in Schwabach versucht man verzweifelt, die Problematik in den Griff zu bekommen. In Roth zog die Polizei kürzlich ein getuntes Fahrzeug aus dem Verkehr. Und auch in Nürnberg und Fürth gibt es regelmäßig Treffen.

Die Treffen, zu denen junge Menschen mit getunten Autos bis aus Nördlingen und Aalen kommen, haben für reichlich Ärger und Unmut bei Anwohnern der Wiesenstraße gesorgt. Aber nicht nur dort, sondern auch in der Holzgasse, An der Gebhalde und in der Augsburger Straße.

Einmal außen rum

Diese werden nämlich zu Rennen und Rundfahrten genutzt, die Tour geht dann hinaus aus der Stadt auf die Bundesstraße 2 auf die Auffahrt Weißenburg-Süd, um an der Abfahrt Römerbrunnenweg wieder in die Stadt und von dort in die Wiesenstraße zurückzukehren.

„Manchmal wurden die Runden auch durch das Schulviertel An der Hagenau, die Südliche Ringstraße und die Holzgassse erweitert“, berichtete Oberbürgermeister Jürgen Schröppel jetzt bei einem Pressegespräch. Das geht aktuell aber wegen der Baustelle in der Holzgasse nicht.

Das Problem an der Sache ist vor allem der Lärm. Viele der Fahrzeuge sind nicht nur optisch aufgewertet, sondern auch technisch. Große und starke Motoren, veränderte Auspuffanlage oder auch Soundgeneratoren sorgen für tiefes Dröhnen oder lautes Blubbern oder heiseres Kreischen der Fahrzeuge.

Begeisterte Autofans, genervte Anwohner

Die Autoposer sind begeistert, Passanten aber verdrehen genervt die Augen und bei Anwohnern, die dem Spektakel nicht entfliehen können liegen die Nerven blank, weil der Lärm einfach nur nervt. Vor allem, wenn die dröhnenden Runden zu nachtschlafender Zeit durch die Stadt gedreht wurden und werden.

Da konnte es dann schon passieren, dass OB Schröppel gegen Mitternacht Anrufe von verärgerten Bürgern bekam, die ihm sogar die Kennzeichen der Fahrzeuge durchgaben. „Aber das hilft gar nichts“, macht das Stadtoberhaupt deutlich, auch wenn er vollstes Verständnis für die Verärgerung hat. Denn zum einen sind die Autos längst weg, bis die Polizei eintrifft und zum anderen, müsste ein Fahrer schon bei einem Gesetzesverstoß „in flagranti“ erwischt werden.

Richtig schwierig wird dies beim Thema Lärm. Viele der An-, Ein- und Umbauten, die für die entsprechenden Geräusche sorgen, sind erlaubt und in den Papieren eingetragen. Manche Autos sind auch von Grund auf entsprechend ausgestattet. „Die haben mitunter 500 oder 600 PS. Wenn sie da aufs Gaspedal treten, oder zusätzlich irgendwelche Klappen aktivieren, macht das einen Höllenlärm“, macht OB Schröppel deutlich.

Die Polizei tut sich schwer

Sind die Veränderungen an den Autos zulässig, tut sich die Polizei schwer. Sie war in den vergangenen Wochen am roten Dach immer wieder präsent, hat, wenn möglich Kontrollen durchgeführt, hat Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen sowie Gespräche mit den Fahrern und ihrem Publikum gesucht, berichtete Manuela Stöcker, stellvertretende Leiterin der Weißenburger Polizeiinspektion. Doch geändert hat sich nicht viel.

Das Treffen auf dem Parkplatz an sich ist ja nicht strafbar. Und zu Corona-Zeiten wurden es – wie übrigens in vielen anderen Städten auch – immer mehr Fahrzeuge, denn die Treffen mit den Autos waren für viele junge Menschen die einzige Möglichkeit der Zusammenkunft, ohne gegen die Pandemieregeln zu verstoßen. Das ändert aber nichts daran, dass der Lärm für Anwohner nicht erträglich ist, aus den Treffen heraus Rennen gefahren werden und riskante Fahrmanöver provoziert werden.

"Beim zweiten Mal ist es Vorsatz"

Daher wollen nun die Stadt mit ihrer Straßenverkehrsbehörde und die Polizei gemeinsam gegen die Autoposer-Treffen vorgehen. Als erste Maßnahme wurden der Parkplatz an der Wiesenstraße und der Kirchweihplatz zum Parken zwischen 22 und 5 Uhr gesperrt, ausgenommen sind Wohnmobile. Wer die Örtlichkeiten trotzdem befährt, muss mit 20 Euro Bußgeld rechnen. Wer gar sein Auto dort parkt, muss nochmals 30 Euro drauflegen.

„Und je häufiger es einer macht, umso teurer wird es. Außerdem ist es beim zweiten Mal schon Vorsatz“, unterstrich der OB. Die Polizei will durch möglichst häufige Kontrollen, für den entsprechenden Druck sorgen. Somit sollen die beiden Plätze als Treffpunkt uninteressant werden, hoffen die Verantwortlichen. Das Signal an die Autoposer soll OB Schröppel zufolge eindeutig sein: „Ihr seid hier unerwünscht.“