Weißenburger Mittelschüler gründen Mountainbike-AG
11.4.2019, 06:02 UhrMountainbiken erlebt einen ungeheuren Boom. Doch der Begeisterung für den Zweiradsport in freier Natur, steht das Unverständnis vieler Zeitgenossen für Radsportler, die unkontrolliert durch die Landschaft pflügen, gegenüber.
Genau dem will die neue Mountainbike-Arbeitsgemeinschaft (MTB AG) an der Weißenburger Mittelschule entgegenwirken. Der Sport soll nicht wild und wertfrei wachsen. "Die Zeiten des rücksichtslosen Downhillfahrens sind vorbei", sagt Lehrer Mathias Kopper, selber begeisterter Mountainbiker und Ideengeber zu der Arbeitsgemeinschaft.
Er hat für die AG einen ganzheitlichen Ansatz in den Mittelpunkt gestellt, der Verkehrserziehung genauso umfasst wie gesundheitliche Aspekte, Kondition und Koordination, Gemeinschaft, Technik und Umwelterziehung. So soll dem "großen Kritikpunkt, Mountainbiker sind eh nur Rowdys, die den Berg runter brettern", entgegengewirkt werden, macht Kopper deutlich.
Daher lernen die Schüler, nur auf vorgegebenen Wegen zu fahren, sich über diese vorab zu informieren und sie zu teilen, keine Spuren in der Natur zu hinterlassen, sich gegenseitig zu grüßen und das Fahrrad stets unter Kontrolle zu haben.
Aber auch für die Sportlichkeit und die Gesundheit der Schüler wird etwas getan. In anderen Ländern hat man Kopper zufolge festgestellt, dass Ernährungsumstellungen allein nicht helfen, um übergewichtige Kinder dauerhaft abnehmen zu lassen. Sport müsse hinzu kommen, doch mit Nordic Walking oder Trimm-dich-Pfaden habe man die Jugendlichen nicht erreicht. Kopper: "Aber wenn man die Kinder aufs Rad bekommt, bringt man sie zum Ausdauersport, ohne dass sie sich wehren."
Das scheint tatsächlich so zu sein. Die Mountainbike-AG ist in der gebundenen Ganztagsbetreuung angesiedelt. Dort hat man eine Umfrage gemacht, und von 120 Schülern bekundeten 40 Interesse an der AG. Mit 13 Schülern startete die Gruppe.
Zunächst hieß es für die Schüler, die Räder mit Unterstützung der Fachleute vom Radsportgeschäft Velovita zusammenzubauen. "Das war das Highlight für die Gruppe", strahlt Schulleiter Markus Scharrer, der voll und ganz hinter dem Projekt Mountainbike-AG steht. Ihm bescheinigt Kopper anerkennend, ein Chef zu sein, "der solche Spinnereien nicht erstickt, sondern erst einmal zuhört".
Unterstützt habe ihn Scharrer auch beim Knüpfen verschiedener Kooperationen für das Projekt, zum einen mit Velovita und David Lischka, zum anderen mit dem RC Germania Weißenburg für die Sportarbeitsgemeinschaft, aber auch mit Peter Schiebsdat von der Sparkasse Mittelfranken-Süd. Das Geldinstitut hat gemeinsam mit dem Förderverein der Mittelschule die zwölf Räder beschafft. "Ohne die finanzielle Unterstützung hätten wir keine Chance gehabt. Das ist mit dem Schuletat nicht zu stemmen", zeigt sich Kopper dankbar und Scharrer pflichtet ihm bei.
Ausgewählt für die AG werden Schüler übrigens nach sozialen Aspekten. Es zählen nicht Noten oder Sportlichkeit, sondern es geht um das Verhalten in der Gemeinschaft. Kopper. "Ich fahre mit den Schülern durchs Gelände, und ich muss mich dann darauf verlassen können, dass sie anhalten, wenn ich stopp sage."
Sportlich stehen Fahrtechniktraining und Cross-Country-Ausfahrten im Mittelpunkt, Downhill und Querfeldeinfahrten sind nicht erlaubt. Allgemein hoffen die Initiatoren darauf, dass sich Achtsamkeit entwickelt. So sind die Schüler für die Fahrräder verantwortlich. "Nur ein sicheres Sportgerät ist die Voraussetzung für angstfreies Lernen", weiß Kopper. Die Jugendlichen müssen daher die Räder vor Fahrtantritt checken, instandhalten und gegebenenfalls reparieren.
Vorgenommen hat sich die Arbeitsgemeinschaft, in diesem Jahr an den ersten mittelfränkischen Mountainbike-Schulmeisterschaften in Hilpoltstein teilzunehmen. In den kommenden Jahren soll der Wettbewerb auch einmal nach Weißenburg geholt werden.
Doch nicht nur das. Kopper hofft auf "Gelder und Lehrerstunden für Erziehung abseits des Klassenzimmers". Heimatkundliches, Flora und Fauna oder auch Geschichtliches könnten an Objekten vor Ort, die man mit dem Mountainbike ansteuert, vermittelt werden. Am Römerbrunnen, am Bismarckturm, auf der Wülzburg . . .
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