Wie Center Parcs auf das Seenland aufmerksam wurde
14.9.2020, 12:13 UhrGerne hätte Uhl einen Center Parc in Dennenlohe, dem südöstlichsten Eck des Landkreises Ansbach, einen Steinwurf hinter der Landkreisgrenze von Weißenburg-Gunzenhausen gesehen, wie er vor gut zehn Jahren freimütig bekannte. Er sah nur Vorteile in dem zusätzlichen Angebot für Urlauber und war überzeugt, dass die Gäste auch in der Gastronomie und in den Geschäften in Altmühlfranken Geld gelassen hätten. Auch für Handwerker hätte das zusätzliche Geschäfte bedeuten können, meinte er damals im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt.
Noch lieber hätte Uhl die Investition von ein paar Hundert Millionen Euro freilich direkt an den Seen und damit in Weißenburg-Gunzenhausen gesehen. Als die Naturschützer mit ihrer Kritik am Standort Dennenlohe immer lauter wurden, rief Uhl den damaligen Projektmanager Jan Janssen an, der auch beim aktuellen Vorhaben in Langlau wieder verantwortlich ist.
Ein Anruf beim Projektmanager
Es gebe ein Grundstück in direkter Nähe des Brombachsees, das mit 150 Hektar Größe geradezu ideal sei, pries er das Muna-Areal an, wie er damals im Gespräch mit unserer Zeitung erzählte. Noch am selben Tag gab es ein Treffen, und Uhl hatte es irgendwie organisiert, dass er mit Jan Janssen auf das abgesperrte Areal durfte, um sich umzusehen.
Feriensiedlung am Brombachsee: Das plant Center Parcs
Kurz darauf, im Sommer 2009, kam das Aus für Dennenlohe – wegen zu hoher Umwelt- und Denkmalschutzauflagen, wie Janssen heute rückblickend erzählt. Hinter vorgehaltener Hand hieß es aber damals auch, dass Geld eine Rolle spielte. Die Investoren wollten eine Bürgschaft vom Freistaat, doch der zögerte. Baden-Württemberg hingegen sicherte recht unkompliziert finanzielle Hilfe zu und gab sieben Millionen Euro für das Projekt.
Doch auch nachdem Center Parcs verkündet hatte, Dennenlohe fallen zu lassen und stattdessen nach Leutkirch zu gehen, wollte Uhl noch nicht aufgeben. In einem Brief an den damaligen Center-Parcs-Geschäftsführer Stefan Thurau warb er erneut für die Muna in Langlau und für ein weiteres Grundstück im Landkreis, das in privater Hand war. Er verwies auf die Verkehrsanbindung durch die Bundesstraßen und die Bahnlinien sowie die vorhandene touristische Infrastruktur.
Uhl war aber nicht der einzige, der damals Center Parcs die Muna schmackhaft machen wollte. Auch die damalige SPD-Landtagsabgeordnete Christa Naaß – sie ist heute Bezirkstagsvizepräsidentin – befürwortete damals die Ansiedlung des Feriendorfs auf dem ehemaligen Militärgelände und schrieb an Ministerpräsident Horst Seehofer. Er solle klären ob die Muna nicht "ein passender Alternativstandort" wäre. Es sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um das Projekt in "Bayern/Westmittelfranken zu halten", so Naaß.
Eindruck hinterlassen
Die Bemühungen vor elf Jahren verliefen im Sande. Doch die Besichtigung des Muna-Areals hat bei Jan Janssen tiefen Eindruck hinterlassen. Als klar war, dass für neue Center-Parc-Ansiedlungen Nordbayern ganz oben auf der Liste stand, machten sich die Manager zusammen mit dem Wirtschaftsministerium 2018 auf die Suche.
Eine Liste mit 39 Grundstücken wurde erstellt, die natürlich alle besichtigt werden sollten. Doch vorher gab es noch ein Abstimmungsgespräch bei der Regierung von Mittelfranken. Und im Ansbacher Schloss erinnerte sich der Projektmanager wieder an jenen Nachmittag mit Franz Xaver Uhl auf dem Muna-Areal in Langlau. "Was ist daraus geworden?", fragte er nach. Die Regierungsvertreter wussten nichts Genaues.
So rief man bei Landrat Gerhard Wägemann an. Und das Spiel von 2009 sollte sich wiederholen. Noch am Nachmittag desselben Tages gab es einen Besichtigungstermin. "Ich war total begeistert", stellte Janssen nun fest. Die Zahl der möglichen Standorte in Nordbayern war damit auf 40 gewachsen, aber "Langlau war der beste", lautete die Überzeugung des Projektleiters.
Der Präsident persönlich traf die Entscheidung
Er musste die Standortauswahl auf drei einschränken, die er dem Aufsichtsrat von "Pierre & Vacances" (der Mutterkonzern von Center Parcs) vorlegte. Es folgten diverse Besichtigungen und eine grundsätzliche Eignungsprüfung der Grundstücke und schließlich legte sich Ende 2018 Gérard Brémond, der inzwischen 82-jährige Präsident von "Pierre & Vacances", nach einem Besuch in Langlau persönlich fest: Hier sollte der nächste Center Parc in Deutschland eröffnen, schilderte Janssen die Entwicklungsgeschichte jüngst bei der Informationsveranstaltung im Kreistag.
Der Konzern, der einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, meldete bei der BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sein Kaufinteresse an, und die entschied sich zu einem Bieterverfahren, das auch anderen Interessierten offen stand. "Pierre & Vacances" bzw. Center Parcs erhielt den Zuschlag und nun laufen parallel die verschiedenen Untersuchungen für das Genehmigungsverfahren eines solchen Feriendorfes und die Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung. So hofft man auch die nicht gerade wenigen Kritiker des Projektes zumindest zum Teil überzeugen zu können. Ende Oktober sollen Janssen zufolge die ersten Studien vorliegen.
Bürgerinitiative gegen Bauvorhaben: "Center Parcs ist ein Fremdkörper"
Der Ausgang des aufwendigen Genehmigungsverfahrens ist völlig offen. Doch sicher ist, dass der früh verstorbene Landrat Franz Xaver Uhl große Freude daran gehabt hätte, dass die Ansiedlung überhaupt geprüft wird. Denn er war schon vor gut einem Jahrzehnt überzeugt, dass Center Parcs in Langlau eine gute Idee für die Region wäre.
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