Wie soll Altmühlfranken in zehn Jahren aussehen?
5.5.2021, 15:43 UhrWegen der Corona-Pandemie sind zwar keine Präsenzveranstaltungen möglich, doch über die Plattform www.altmuehlfranken2030.de kann sich dennoch jeder einbringen.
Das Leitbild für den Landkreis ist Landrat Manuel Westphal eine Herzensangelegenheit. Schon kurz nach Amtsantritt hat er angekündigt, dass er einen möglichst breit angelegten Prozess haben möchte, um festzulegen, wohin sich Weißenburg-Gunzenhausen in den nächsten zehn Jahren entwickeln soll.
Die Corona-Pandemie hat das ausgebremst. Doch Westphal ist es enorm wichtig, dass die Ziele nicht nur von ihm, den Bürgermeistern und vielleicht noch von Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten festgelegt werden. "Wir wollten nichts von vornherein festlegen." Er will einen breit angelegten Prozess für alle im Landkreis.
Eine Zukunftsreise
Und Corona ist für ihn dabei ein Katalysator, auch wenn die Pandemie vieles erschwert. "Ich finde, gerade jetzt ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, wo wir hinwollen."
Der Prozess ist für ihn eine "Zukunftsreise". Entsprechend ist ein Koffer im Altmühlfranken-Blau das Symbol des Vorhabens. Mit diesem will Westphal in den nächsten Wochen und Monaten in jeder der 27 Städte und Gemeinden mindestens einmal zu Gast sein und Ideen und Anregungen der Bürger sammeln, die dann in den Koffer gepackt werden.
Das muss nicht immer eine eigene Veranstaltung sein, sondern kann auch ein Stand auf einem Wochenmarkt sein, erläuterte er nun im Pressegespräch. Vermutlich wird vieles im Freien laufen, um das Ansteckungsrisiko gering zu halten.
Thema Daseinsvorsorge
Den Auftakt machen nun ohnehin erst einmal die virtuellen "Zukunfttalks", das sind Online-Videokonferenzen zu bestimmten Themen. Am Donnerstag, 20. Mai, um 19 Uhr geht es um "Daseinsvorsorge, Nahversorgung und Ortsentwicklung". Am Montag, 7. Juni, lautet das Thema "Nachhaltigkeit, Klimaschutz und regionale Ressourcen".
In beiden Themen spielen die Entwicklungen, die durch die Corona-Pandemie zutage getreten sind, eine Rolle: Wie sehr verändert es Weißenburg-Gunzenhausen, wenn immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten? Welche Rolle spielen nun Straßenausbau und ÖPNV? Wie stark schlägt sich die Stadtflucht, die die Pandemie ausgelöst hat, im Landkreis nieder?
Die Themen sind Ausfluss eines Workshops für die Kreisräte. Weitere "Zukunftstalks" sind jederzeit möglich, wenn sich Themen ergeben, erläuterte Ulrike Lilienbecker vom gleichnamigen Büro für Geografie und Kommunikation, das den Entwicklungsprozess im Landkreis begleitet.
"Mit dem Landrat über die Zukunft reden"
Landrat Manuel Westphal wird in den Veranstaltungen mit seinen Mitarbeitern der Zukunftsinitiative Altmühlfranken sowie Fachleuten aus der Region das Thema vorstellen. Dann wird diskutiert.
Ulrike Lilienbecker findet das eine tolle Gelegenheit, "um mal mit dem Landrat über die Zukunft zu reden". Um an den Konferenzen teilnehmen zu können, muss man sich zunächst auf www.altmuehlfranken2030.de für den Newsletter anmelden. So kommt man an den Zugangslink.
Wer es mit Onlinekonferenzen nicht so hat, kann seine Ideen auch ganz klassisch auf eine Postkarte schreiben. Eigentlich war auch geplant, Workshops an den Schulen zu gestalten. Doch auch das geht aktuell eben nicht.
Deshalb wird es als Alternative einen Wettbewerb für die Kinder und Jugendlichen geben. Die Vorbereitungen laufen. Start ist nach den Pfingstferien. Es soll attraktive Preise für pfiffige Beiträge als Videoclip, Podcast, Poetry-Slam-Text oder Aufsatz geben.
Flexibiltät gefragt
Für den Sommer ist nach Stand der Dinge eine Zukunftskonferenz in Präsenzform geplant. Im Anschluss werden Ideen in Projektwerkstätten ausgearbeitet und konkrete Umsetzungsvorschläge gemacht. Ob das alles so stattfinden kann, hängt natürlich an der weiteren Entwicklung in Sachen Corona. "Wir müssen flexibel sein", betonte Ulrike Lilienbecker.
Sie findet es bemerkenswert, dass Altmühlfranken sich trotz Pandemie in den Entwicklungsprozess wagt. "Da ist der Landkreis nach unserer Kenntnis aktuell der einzige." Die erzwungene Verlagerung der Veranstaltungen ins Netz könne auch ihr Gutes haben, glaubt Lilienbecker. So können auch Menschen von zu Hause teilnehmen, die zu Präsenzveranstaltungen womöglich nicht gekommen wären. Beispielsweise weil sie kleine Kinder zu versorgen haben oder außerhalb arbeiten und erst spät nach Hause kommen.
Bis Jahresende fertig
Bis zum Herbst sollen nun auf unterschiedlichste Weise Ideen gesammelt werden. Die Ergebnisse sollen dann in ein Konzept fließen, über das im vierten Quartal der Kreistag entscheiden wird, kündigte Westphal an. Dann haben Politik und Verwaltung ein Papier an der Hand, auf das sie sich bei der weiteren Entwicklung des Landkreises stützen können.
2009 hatte Weißenburg-Gunzenhausen schon einmal einen Regionalentwicklungsprozess gestartet. Ein Ergebnis hiervon ist der Name Altmühlfranken. Man wollte damals endlich weg vom Bindestrich-Image kommen. Auch wenn so mancher mit dem Namen noch immer fremdelt, hat der Prozess seinerzeit dennoch zu einem neuen Wir-Gefühl im Landkreis geführt, das es bis dahin nicht gab und das bis heute noch anhält – auch wenn es gelegentlich auch heute noch an manchen Ecken knirscht.
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