Zwei Tote durch Überdosis

4.1.2017, 16:13 Uhr
Zwei Tote durch Überdosis

© Bernd Kasper/pixelio

In Weißenburg gab es seit Jahren keine Drogentoten mehr – und jetzt gleich zwei in einem Monat. Die Polizei beruhigte auf Anfrage unserer Zeitung. „Das ist Zufall. Die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun.“ Es handelte sich weder um Bekannte noch um die gleichen Drogengruppen, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. „In Weißenburg gibt es Drogenkonsum, wie in jeder anderen Stadt auch, aber es gibt keinen überregionalen Drogenschwerpunkt. Da braucht man sich keine Sorgen zu machen“, stellte er fest. Bei beiden Toten habe es sich um Konsumenten gehandelt, die seit Längerem drogenabhängig waren. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung habe den Tod durch Überdosis in beiden Fällen bestätigt.

Am 17. Dezember wurde ein 49-Jähriger kurz vor 9.00 Uhr tot in seiner Wohnung entdeckt. Offenbar war ein ganzes Konglomerat an Drogen, zu dem auch Crystal Meth zählte, für den Zusammenbruch verantwortlich. Ein chemisch-toxikologisches Gutachten soll Genaueres in Erfahrung bringen, dauert aber im Regelfall Wochen, bis es vorliegt.

Am 30. Dezember wurde ein 25-jähriger Hamburger, der in Weißenburg zu Besuch war, von einem Bekannten leblos in seiner Wohnung vorgefunden. Reanimationsmaßnahmen des verständigten Notarztes blieben erfolglos. Im Schlafzimmer der Wohnung wurden Rauschgiftutensilien gefunden. Hier habe es sich nach ersten Erkenntnissen um ein Treffen im homosexuellen Milieu gehandelt, zu dem der junge Mann aus Hamburg angereist sei, erklärte der Polizeisprecher. Von dort habe er offenbar auch die Drogen mitgebracht, die zu seinem Tod führten.

Man geht davon aus, dass es sich um ein ausgekochtes Fentanyl-Schmerzpflaster gehandelt hat. Das ist eine besonders gefährliche Droge, die in Deutschland bereits für Dutzende von Todesopfern gesorgt hat. Fentanyl ist ein Schmerzmittel, das in seiner Wirkung bis zu 100-mal stärker ist als Morphium. Patienten wird das Medikament in der Regel als Pflaster verschrieben. Wenn sie es nach zwei bis drei Tagen wegwerfen, enthält es immer noch Wirkstoff. Drogensüchtige durchsuchen deshalb unter anderem den Müll von Krankenhäusern, um an solche Pflaster zu kommen. Sie werden mit heißem Wasser ausgekocht, der Sud wird gespritzt. Die Menge, die dabei in den Körper gelangt, ist unkontrollierbar und deswegen besonders häufig tödlich.

In Weißenburg bekommt man alles

Auch wenn die beiden Todesfälle im Dezember eher die Ausnahme und ihr Zusammentreffen Zufall war, sind in Weißenburg Drogen aller Art zu bekommen. „Es gibt bei uns keine öffentlichen Drogenszene. Der Konsum findet eher zu Hause statt“, erzählt einer, der die Szene kennt. Zu haben seien die gängigen Drogen in kürzester Zeit. „Das läuft bei uns aber nicht so, dass man in den oder den Park geht und dann ein paar Leute anspricht, sondern über private Kontakte.“

Kokain, Speed, Amphetamine oder Ecstasy seien in einigen wenigen Tagen aufzutreiben. Und auch härtere Sachen wie Crystal Meth oder Heroin seien zu bekommen – wenn auch mit größerem Aufwand.
„Party-Konsumenten von Drogen laufen hier mehr rum als man denkt“, stellt ein anderer Insider fest. Eine größere Junkie-Szene gebe es seiner Meinung nach nicht. Das seien eher vereinzelte Fälle.