Weiter Ärger um Präsenzprüfungen: Online-Petition und extra Sprechstunden

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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26.1.2021, 06:44 Uhr
Lieber allein statt mit Hunderten anderen: Das wünschen sich viele Studenten für die Prüfungszeit während der Pandemie.

© Waltraud Grubitzsch, NNZ Lieber allein statt mit Hunderten anderen: Das wünschen sich viele Studenten für die Prüfungszeit während der Pandemie.

Viele Studenten machen Fotos von ihrem ersten Tag an der Uni. Die Neuen im Fach Gesundheits- und Pflegemanagement haben sich gestern zum ersten Mal real gesehen – obwohl ihr erstes Semester jetzt fast zu Ende ist.

Bislang haben sie alle Kurse digital besucht, doch für ihre Prüfungen waren sie gestern vor Ort an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg. Der Anlass war ihnen ein Erinnerungsfoto auf Instagram wert. 16 junge Frauen sind darauf zu sehen, mit Abstand, winkend im verschneiten Innenhof.

An der Uni Erlangen-Nürnberg hat die Nachricht, dass viele Prüfungen trotz Pandemie in Präsenz stattfinden, dagegen keine Fotos, sondern Ärger und Protest ausgelöst. Je nach Fach sollen Hunderte Studenten gleichzeitig ihre Klausuren schreiben und das mehrere Stunden lang mit Masken im Gesicht. Die Uni hat extra Hallen der Nürnberger Messe angemietet, damit das mit ausreichend Abstand geht.


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Viele Studenten ängstigt aber auch der Weg dorthin, volle Busse und Bahnen und Gedränge vor den Prüfungsräumen. „Wir fragen uns, was die ganzen Lockdowns, Verschiebungen der Abschlussprüfungen und Kontaktbeschränkungen bringen sollen, wenn über 300 Studenten auf einmal über zwei Eingänge in die Hochschule strömen und dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch erst einmal hingelangen müssen“, sagt ein Student, der anonym bleiben möchte.

Unterschriftenliste gegen Präsenz

„Die Studenten fühlen sich allein gelassen und nicht ernst genommen“, schreibt eine besorgte Mutter. „Wenn sich einer infiziert, werden dann die Mitstudenten von allen weiteren Prüfungen ausgeschlossen?“

Mehrere Gruppen haben Initiativen im Internet gestartet, um auf die Situation aufmerksam zu machen und Unterschriften zu sammeln. Rund 2500 der insgesamt rund 42.000 Studenten in Nürnberg und Erlangen haben bislang unterzeichnet. Sie fordern „ein klares ,Nein‘ zu den Präsenzprüfungen und ein weitreichendes Umstellen auf digitale Prüfungsformen“.

Die Studierendenvertretung der Uni Erlangen-Nürnberg unterstützt die Online-Petitionen nicht. Stattdessen haben die Mitglieder auf ihrer Homepage Antworten auf die häufigsten Fragen zur aktuellen Situation zusammengetragen.

„Seit Beginn der Pandemie treffen wir uns fast wöchentlich, um über die Lage und wichtige Themen zu sprechen, dazu stehen wir in einem regelmäßigen Austausch mit der Vizepräsidentin für Lehre und der landesweiten Vertretung der Studierendenschaft“, heißt es dort.

Dabei geht es unter anderem um Online-Klausuren, das Verlängern der Studienzeiten, wenn Prüfungen geschoben werden, und das Abholen von Büchern aus Bibliotheken. Das Studentenwerk verteilt außerdem kostenlose FFP2-Masken an bedürftige Studierende.

Die Studierendenvertreter bieten wegen der hohen Nachfrage diese und kommende Woche gesonderte Sprechstunden zur Prüfungsphase über die Videoplattform Zoom an. Termine für Erstsemesterstudierende am Dienstag, 26. Januar, von 15 bis 16.30 Uhr und Montag, 1. Februar, von 19 bis 20.30 Uhr. Für alle anderen am Donnerstag, 28. Januar, von 19 bis 20.30 Uhr und am Mittwoch, 3. Februar, von 15 bis 16.30 Uhr.

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