Werbe-Kampagnen: So will Franken in Corona-Zeiten mehr Touristen anlocken

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

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3.7.2020, 16:48 Uhr

Eigentlich hatte ja alles so wunderbar begonnen in diesem Jahr. Die Zahl der Gästeankünfte in Franken stieg im Januar und Februar um 3,5 Prozent, alles sah danach aus, als ob man im Jahr 2020 die Bestmarke von mehr als 25 Millionen Übernachtungen aus dem Jahr 2019 sogar noch toppen und zum achten Mal in Folge ein Rekordergebnis im Franken-Tourismus feiern könnte.

Dann kam Corona – und damit alles anders. Anfangs dachte man noch, dass nur chinesische Touristen ausbleiben würden. Doch schnell war klar: Alle bleiben aus. Ein fettes Minus von 38,5 Prozent bei den Gästeankünften schlägt in Franken von Januar bis April trotz des positiven Jahresbeginns zu Buche. Im vergangenen Jahr kamen allein im April noch 3,14 Millionen Übernachtungsgäste nach Bayern, in diesem Jahr waren es weniger als 173.000.

Neustart-Strategie mit drei Phasen

"Eine vergleichbare Situation wie in diesem Frühjahr hat es noch nie gegeben", sagt denn auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), zugleich Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken. Geradezu verzweifelt versuchten die Touristiker in Zeiten des Lockdowns, ihren potenziellen Gästen in Erinnerung zu bleiben, ihnen in Zeiten der Isolation Lust zu machen auf Urlaube und Ausflüge, die zu der Zeit noch undenkbar waren.

Drei Phasen umfasst die Strategie, die Franken zu einem touristischen Neustart verhelfen soll. Die erste Phase, während des Lockdowns, stand unter dem Motto "Franken für zu Hause". Virtuelle Angebote sollten Franken schmackhaft machen, zum Beispiel mit einem virtuellen Rundgang durch das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth.

Der Tourismusverband war zu der Zeit auf Facebook, Instagram und YouTube sehr aktiv. "Unsere Zugriffszahlen sind während des Lockdowns auch deutlich angestiegen", sagt Sprecher Jörg Hentschel.

Als Urlaub in Deutschland zumindest langsam wieder denkbar wurde, läutete man die zweite Phase ein: "Freu’ Dich auf Franken". Im Mai wurden verstärkt Fernseh- und Radio-Spots geschaltet und Print-Anzeigen veröffentlicht. Bei einer Instagram-Kampagne legte man den Schwerpunkt auf "versteckte Plätze", um zu verhindern, dass sich die Besucher an den traditionellen Tourismus-Hotspots ballen.

Reise-Podcast und Franken-Blog geplant

Die dritte Phase heißt nun "Willkommen in Franken!" und soll die Menschen, die derzeit weitgehend auf Reisen ins Ausland verzichten, verstärkt in die Region zu locken. Geplant sind etwa ein Reise-Podcast, ein Franken-Blog, regelmäßige Berichterstattung auf Sat.1 Bayern und eine Kooperation mit dem Reiseportal "Secret Escapes".

"Dem fränkischen Tourismus kommt zu Gute, dass das Bedürfnis der Menschen nach Freiraum und Weite sehr groß ist. Durch unsere Aktiv-Angebote sowie die Tatsache, dass in Franken zehn Naturparks liegen, haben wir einen Vorteil", meint Joachim Herrmann.

Katastrophal ist die Lage gleichwohl speziell in den fränkischen Städten. Geschäftsreisen, Messen und Tagungen sind komplett weggebrochen, Betreiber von größeren Hotels und Landgasthöfen leiden extrem. Der Bereich erholt sich nur langsam, viele Geschäftsreisen werden wohl auch dauerhaft unterbleiben und durch Videokonferenzen ersetzt.
Impulse für Städtereisen

"Gutzerla" auf neuer Internetseite

Die neue Internetseite der Arbeitsgemeinschaft "Fränkische Städte" soll nun Lust machen auf Entdeckungstouren im urbanen Raum. Wert gelegt wurde dabei auf "Snackable Content", also Info-Häppchen, die als Impuls und Inspiration dienen sollen (und die man auch einfach "Gutzerla" hätte nennen können).

Deutlich besser als in den Städten sieht es bei Ferienwohnungen und -häusern sowie beim Wohnmobil- und Camping-Tourismus im ländlichen Raum aus. Hier sind Abstände leichter einzuhalten, hier fühlen sich die Menschen sicherer.

Doch auch wenn viele Deutsche im eigenen Land Urlaub machen, ein Rekord-Tourismussommer ist für Franken nicht zu erwarten. "Die Verluste werden geringer. Aber die meisten Betriebe werden schon froh sein, wenn sie sich schrittweise den Gästezahlen und Umsätzen des vergangenen Jahres annähern. Noch sind wir von der Normalität, wie wir sie vor Corona gekannt haben, weit entfernt", verdeutlicht Herrmann.

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