Von Plexiglasscheiben hält Heike Kirsch nicht viel. "Das nimmt einfach viel von der Gemütlichkeit. Lieber stellen wir die Tische weiter auseinander", sagt die Wirtin im Oberen Ganskeller in Neumarkt. Seit diesem Montag haben die Gasträume wieder geöffnet. "Es läuft ruhig an. Aber wir sind zufrieden und froh, dass wir wieder aufsperren dürfen. Die Mitarbeiter sind zurück aus der Kurzarbeit und flitzen wieder. Es geht wieder aufwärts", ist Kirsch überzeugt.
Vergangene Woche war schon der Biergarten geöffnet. "Das lief toll an. Aber wir sind froh, dass wir jetzt auch bei schlechterem Wetter wieder Plätze anbieten können. Wobei wir schon feststellen, dass die Leute momentan viel lieber draußen sitzen, auch wenn das Wetter schon etwas ungemütlich ist", meint Kirsch.
Regierung lenkt ein: Biergärten dürfen bald bis 22 Uhr öffnen
Sie hält die schrittweise Öffnung für sinnvoll. In der vergangenen Woche hätten sich die Menschen an die neuen Regularien und die Maskenpflicht abseits der Tische gewöhnen können, nun könne man problemloser im Innenbereich starten. "Kapiert haben es leider trotzdem noch nicht alle. Aber die meisten sind sehr vernünftig", sagt die Neumarkter Wirtin.
Zu kämpfen hat sie allerdings mit einigen Denunzianten, die mehrköpfige Familien an einem Tisch sitzen sehen, einen Verstoß der Corona-Regeln entdeckt zu haben glauben und sich sogleich ans Ordnungsamt wenden. "Das nimmt schon etwas die Freude, wenn man sich so abmüht und dann manche Leute nichts besseres zu tun zu haben, als uns zu denunzieren. Und das auch noch grundlos - sie sollten lieber erst mal nachfragen", betont Kirsch.
"Das Biergarten-Geschäft lief schon bombastisch", sagt auch Manolaki Aikaterini, Wirt des griechischen Restaurants "Garten Athen" in Nürnberg-Schniegling über die vergangene Woche. "Sehr dünn" ist der Besuch dagegen am ersten Tag der Innenöffnung. "Zu dieser Jahreszeit wollen die Leute einfach draußen sitzen", meint Aikaterini. Er ist vor allem froh, dass der Biergarten wieder öffnen darf. Zuvor hat er zwar Essen zum Mitnehmen angeboten. Aber das lief nur am Wochenende einigermaßen. "Die Leute wollen einfach das Erlebnis. Sie wollen in unserem schönen Biergarten sitzen, nicht nur Essen abholen", glaubt er.
"Die Leute sind noch sehr zurückhaltend"
"Es läuft ganz okay. Aber die Leute sind schon noch sehr zurückhaltend. Sie müssen erst wieder lernen, mehr aus sich herauszugehen", meint Armin Meiser. "Meisers Café Restaurant Lounge" in der Dinkelsbühler Altstadt hat seit diesem Montag wieder geöffnet, der Außenbereich schon seit vergangener Woche. "Wir sind froh darüber. Aber es läuft nicht so an, wie manche das denken. Es ist nicht so, dass wir aufsperren und sofort kommen die Gäste in Scharen", sagt er. Nur ein Teil der Mitarbeiter ist deshalb bislang aus der Kurzarbeit zurück.
In der Tourismus-Hochburg Dinkelsbühl merken die Gastwirte besonders, dass ausländische Besucher bislang komplett wegbleiben. "Wir hoffen, dass die Deutschen jetzt wirklich verstärkt in Deutschland Urlaub machen", sagt Meiser, der seine Hotels ab dem 30. Mai wieder aufsperren darf und dadurch auch auf mehr Gäste im Restaurant hofft.
Wanderweg durch den Biergarten
"Wir sind zumindest so optimistisch, dass wir uns entschieden haben wieder aufzusperren - das macht ja nicht jeder", meint Meiser. Einer von denen, die dies nicht tun, ist Klaus Böhm von der Waldschänke Brückkanal bei Feucht. "Das lohnt sich einfach nicht. Wir haben feste Tischnischen da lässt sich nichts verrücken. Von 94 Sitzplätzen würden da nur 30 übrig bleiben", sagt er.
Auch seinen Biergarten hatte er bisher geschlossen. Das Hauptproblem: Ein Wanderweg verläuft mitten hindurch. Dadurch gibt es drei Zugänge - unkontrollierbar für den Gastwirt. Nun will er den Wanderweg umleiten und den Biergarten ab Freitag öffnen, der Umweg von 300 Metern sollte für die Wanderer verkraftbar sein.
Trotzdem braucht Böhm drei zusätzlich Kräfte für Registrierung, Platzzuweisung und Kontrolle, von den 1200 Sitzplätzen bleiben 350 bis 400 übrig. "Ich weiß noch nicht, ob sich das lohnt. Aber wir sind froh, wieder aufmachen zu können", sagt er.
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