Wünschewagen Franken erfüllt Wünsche von Todkranken
18.9.2018, 10:00 Uhr"Letzte Wünsche wagen", ist auf Ihren Fahrzeugen zu lesen. Was genau tun die Wünschewagen des ASB?
Amon: Wir erfüllen todkranken Menschen ihre letzten Wünsche. Der Wünschewagen ist dabei eigens so konzipiert, dass die Sterbenden dorthin gebracht werden können, wo sie noch einmal sein wollen. Das kann ein Fest mit der Familie sein, ein Ausflug ans Meer oder in die Berge oder ein Besuch im Stadion inklusive Treffen mit der Lieblingsmannschaft. Aktuell gibt es 16 solcher Wagen vom ASB in Deutschland. Das Projekt wird aber so gut angenommen und wertgeschätzt, dass wir nun weitere bauen.
Inwiefern ist der Wagen extra für das Projekt gestaltet?
Hertweck: Im Grunde hat er die gleiche medizinische Ausstattung wie ein Krankenwagen, ist aber ganz anders eingerichtet. Hier werden Schwerkranke transportiert, oftmals für mehrere Stunden. Wir haben die Wagen den Umständen angemessen eingerichtet, mit einem Sternenhimmel, einem bequemen Bett, sogar einen DVD-Player und Blumenvasen gibt es. Die ganzen medizinischen Geräte haben wir dezent in Schubläden verborgen. Der Patient soll während der Erfüllung seines Wunsches wenigstens für ein paar Stunden sein Schicksal vergessen und den Ausflug genießen können. Anders als Krankenwagen haben die Wünschewagen eine Rundumverglasung, durch die die Fahrgäste aus dem Fenster schauen können.
Aktuell gibt es für ganz Bayern nur einen Wünschewagen, er ist in München stationiert. Nun bekommt der Freistaat zwei weitere – einen fürs Allgäu, einen für Franken. Sie können künftig also mehr Wünsche erfüllen?
Amon: Auf jeden Fall, das war immer sehr aufwendig mit der langen Anfahrt. Wir hatten den aus München schon ein paar Mal hier, zum Beispiel ist er zwei-, dreimal mit Fahrgästen zum 1. FC Nürnberg gefahren. Auch aus Thüringen kam der Wagen in die Region, der transportierte dann einen Fahrgast in das Freilichtmuseum nach Bad Windsheim. Aus der Erfahrung mit den anderen Wünschewagen erwarten wir, dass unserer dreimal in der Woche im Einsatz sein wird. Wir hoffen aber, in Zukunft sogar täglich einen Wunsch erfüllen zu können.
Und der fränkische Wagen steht dann für die ganze Region zur Verfügung?
Hertweck: Genau, der deckt dann alles ab, bis rauf nach Coburg. An dem Projekt sind neun ASB-Verbände beteiligt, nämlich Aschaffenburg, Bad Windsheim, Coburg, das Coburger Land, Erlangen-Höchstadt, Forchheim, Kronach, Nürnberg-Fürth und Würzburg. Stationieren werden wir ihn in Erlangen, das liegt verkehrstechnisch am günstigsten. Es hat guten Anschluss an sämtliche Autobahnen und liegt sehr zentral.
Bei der Arbeit mit todkranken Menschen weiß man, dass der Patient nicht mehr gerettet werden kann. Wie sehr geht das an die Substanz?
Amon: Bei unserem Job wird man immer wieder mit dem Tod konfrontiert. Man ist sich mehr bewusst, dass das Sterben zu uns gehört, von dem Tag unserer Geburt an. Wir wissen, dass wir den Patienten eine große Freude machen, dass wir ihnen ihren größten Wunsch erfüllen, bevor sie sterben. Das hilft, damit umzugehen. Sie können dabei die Krankheit zumindest für einen Moment vergessen, und auch ihren Angehörigen fällt es dadurch leichter, sie loszulassen. Aber natürlich gehen einem diese Schicksale zu Herzen. Manchmal organisiert man einen Ausflug für einen Patienten, der dann kurz vorher stirbt. Sowas nimmt uns auch mit.
Der Wünschewagen wird rein von Ehrenamtlichen betreut und durch Spenden finanziert - die Fahrgäste und ihre Familienmitglieder kostet er nichts. Sie freuen sich immer über weitere Freiwillige. Wer kann mithelfen?
Hertweck: Die Ehrenamtlichen brauchen natürlich die entsprechende Ausbildung und genügend Erfahrung im Umgang mit Schwerkranken. Bisher war es so, dass bei jeder Fahrt die Kranken von mindestens zwei Fachkräften betreut werden. Diese kommen aus den Bereichen Medizin, Alten- und Palliativpflege oder sind im Rettungsdienst. Auch Psychologen begleiten die Patienten. Es kann aber auch noch eine dritte Person zu einer Wunschfahrt mitkommen, diese muss dann aber zumindest einen Erste-Hilfe-Kurs besucht haben. Die Ehrenamtlichen werden vor ihrem Einsatz zusätzlich in 20 Unterrichtseinheiten geschult, ehe sie den Wünschewagen begleiten können.
Amon: Viele Menschen helfen uns auch in anderen Bereichen. Wir haben zum Beispiel Anfragen von Freiwilligen, die die Wartung und regelmäßige Fahrzeugchecks am Wünschewagen durchführen würden.
Der Wünschewagen wird am 10. Dezember abgeholt. Am 13. Dezember können ihn die Franken in Nürnberg am Alten Rathaus in Augenschein nehmen. Wann ist er bereit, die ersten Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen?
Hertweck: Mitte Dezember soll er dann direkt in Betrieb genommen werden. Bisher haben wir noch keine konkreten Anfragen, aber prinzipiell sagen wir von vornherein immer: Jeder Wunsch kann erfüllt werden. Wir lehnen nichts ab. Allerdings spielt natürlich der Zustand der Patienten eine große Rolle. Wir versuchen aber immer, alles möglich zu machen.
Wie reagieren die Fahrgäste und ihre Begleiter auf das Projekt?
Amon: Selbst wenn der Fall eintritt, dass ein Ausflug wegen des Gesundheitszustands frühzeitig abgebrochen werden muss oder gar nicht erst stattfinden kann, wissen die Kranken den guten Willen und den Versuch zu schätzen. Sie spüren, dass man sie nicht aufgegeben hat, auch, wenn sie dem Tod so nahe sind.
Falls Sie jemanden kennen, der ebenfalls einen Wunsch an den Wünschewagen Franken hat, können Sie sich schon jetzt an den ASB wenden.
Spendenkonto: Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V., Volksbank Mittelhessen, IBAN: DE07 5139 0000 0060 8253 51, BIC: VBMHDE5FXXX, Stichwort: Wünschewagen Franken
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