Ben Affleck und Matt Damon

#MeToo im Mittelalter: "The Last Duel" läuft im Kino an

14.10.2021, 09:25 Uhr
Matt Damon als Jean de Carrouges in dem Ritterdrama "The Last Duel".

© Patrick Redmond/20th Century Studios Matt Damon als Jean de Carrouges in dem Ritterdrama "The Last Duel".

Am Beginn von Ridley Scotts Ritterdrama "The Last Duel" steht dieses Datum: 29. Dezember 1386. Man darf sich nicht täuschen lassen von der mittelalterlichen Kulisse und den beiden Rittern, die sich da zum Zweikampf in einer Arena rüsten. Denn dieser Fall ist nicht fiktiv.

Das, was sich an jenem Wintertag in Paris zugetragen hat, ist ziemlich genau durch Gerichtsakten belegt: Der Ritter Jean de Carrouges hatte seinen alten Freund und Weggefährten Jacques le Gris angeklagt, seine Frau Marguerite vergewaltigt zu haben. Le Gris hatte den Vorwurf bestritten. Das Duell sollte nun darüber entscheiden, wer recht hatte, da Gott den Gerechten mit dem Sieg belohnen würde. Da die ausführlichen Notizen von Le Gris Rechtsanwalt zum Fall bis heute überlebt haben, weiß man über den Klageverlauf fast genauer Bescheid als über viele #MeToo-Fälle der letzten Jahrzehnte.

Von seiner Eröffnungssequenz, der unmittelbaren Duellvorbereitung, springt der Film zurück in die 1370er Jahre, als Le Gris (Adam Driver) und De Carrouges (Matt Damon) Seite an Seite in Schlachten kämpften. Statt ausführliches, spektakuläres Schlachtgetümmel bekommt man mehr die entscheidenden Szenen davor und danach zu sehen: De Carrouges, wie er sich begierig in einen aussichtslosen Kampf stürzt. Le Gris, wie es ihm gelingt, davon im richtigen Ton ihrem Lehnsherren Pierre (Ben Affleck) zu erzählen.

De Carrouges, den Matt Damon mit einer fast lächerlichen Vokuhila-Frisur und einer leicht unsympathischen Starrköpfigkeit spielt, fühlt sich oft unterschätzt. Dem sozial viel geschickteren Le Gris dagegen scheint der soziale Aufstieg wie von selbst zu gelingen. Da findet der verwitwete De Carrouges mit Marguerite (Jodie Comer) doch noch eine schöne Braut. Doch prompt stellt sich heraus, dass sie per Dekret bereits Le Gris überschrieben wurde. Und dann schaltet der Film noch einmal zurück – um die Ereignisse aus Le Gris Perspektive zu zeigen. Und danach, gleichsam als Krönung des Ganzen: eine dritte Sichtweise, und zwar die von Marguerite.

Popcorn-Kino mit echtem Anspruch

Als geradezu berauschend fremd und frisch erweist sich die Kombination von Ridley Scotts Seriosität und der spielerischen Lust, die die Drehbuchschreiber hier beim Zusammenblenden von damaligen Verhältnissen und heutigen Diskursen an den Tag legen.

Die Idee, Ben Affleck und Matt Damon zum ersten Mal seit "Good Will Hunting" auch wieder schreibend zusammenzubringen und mit einer Frau, Nicole Holofcener, zu ergänzen, wird hier zum absoluten Glücksfall.

Mit den Darstellern, die alle vier dem Spiel mit den Perspektiven großartige Akzente abgewinnen, ist "The Last Duel" ein seltenes Stück Popcorn-Kino mit echtem Anspruch. (152 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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