So schräg können Sie bei Pfronten übernachten

Funkelnde Sterne und liebestolle Hirsche bei einer Gipfelnacht im Allgäu

Clara Grau

Lokalredaktion Nürnberg

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12.04.2022, 05:55 Uhr
In Pfronten kann man in einem Expeditionszelt zwischen Baumwipfeln übernachten.

© Pfronten Tourismus, Wolfgang Mayr, NNZ In Pfronten kann man in einem Expeditionszelt zwischen Baumwipfeln übernachten.

Noch schieben sich die Reste eines kleinen Tiefdruckgebiets über den Gipfel des Breitenbergs bei Pfronten im Allgäu. Der Vollmond schimmert fahl hinter dünnen Wolken hervor, die Berge verstecken sich. Gegen 23 Uhr ist es dann soweit: Die Wolkendecke reißt auf. Unzählige Sterne funkeln am Nachthimmel. Der nahe Aggenstein und die Thannheimer Berge werden von bläulichem Licht dramatisch in Szene gesetzt.

Das ist der Moment, auf den eine kleine Gruppe gewartet hat: Die „Nacht unter Sternen“ soll ein einzigartiges Naturerlebnis und natürlich tolle Fotomotive bieten. Kameras klicken. Aber nicht sehr lange. Es ist eisig in dieser Nacht auf fast 2000 Metern Höhe. Deshalb verschwindet die Technik schnell wieder im Rucksack und die Menschen im kuscheligen Thermoschlafsack.

Extradicke Schlafsäcke

Seit 2021 bietet Pfronten das nächtliche Bergabenteuer an. Die komplette Ausrüstung, vom Rucksack über einen extradicken Schlafsack, Isomatte und Stirnlampe, wird gestellt. Einen Nachmittag und eine Nacht ist man unter fachkundiger Leitung eines erfahrenen Bergführers auf der höchsten Erhebung in Pfronten unterwegs und erfährt nebenbei jede Menge Wissenswertes über die Allgäuer Bergwelt.

Normalerweise, so Bergführer Reiner „Reini“ Blöchl, darf man auf dem Breitenberg und auch andernorts in Deutschland nicht wild campieren. Weil das organisierte und begleitete Angebot mit Naturschützern und Grundbesitzern abgesprochen ist, dürfen die geführten Gruppen ihre Schlafsäcke nahe der Ostlerhütte ausnahmsweise ausrollen.

Für die Hüttennähe sind die Teilnehmer der Abenteuertour an diesem kühlen und nebeligen Tag dankbar. Nach der Auffahrt mit Seilbahn und Sessellift sowie einem etwa einstündigen Spaziergang über Almwiesen lockt die gemütliche Stube des Schutzhauses zum Aufwärmen.

Tierische Bewohner auf dem Gipfel

Kurz vor Dämmerung lädt Reini Blöchl zu einem weiteren Erkundungsspaziergang ein. Die vielen Ausflügler, die tagsüber auf dem breiten Gipfelgrat unterwegs sind, sind schon lange wieder im Tal. Dafür trauen sich nun die tierischen Bewohner aus der Deckung: Auf einer Wiese, auf der der Bergführer im Winter mit Gästen Iglus baut und dort übernachtet, schauen Murmeltiere kurz aus ihrem Bau und trollen sich schnell wieder.

Ein paar Meter weiter, in einem Waldstück, flattert plötzlich ein großer Rauhfuß-Hahn davon. Auch eine Gams mit ihrem Kitz ist argwöhnisch: Von einem Felsvorsprung aus beobachtet das Muttertier die Zweibeiner und warnt ihre Artgenossen mit einem durchdringenden Pfiff.

Die Tiere wollen ganz offensichtlich ihre Ruhe. Deshalb geht es zurück in die Hütte, in der Käsespätzle zum Abendessen serviert werden. „Ihr könnt notfalls auch ins Haus kommen, wenn es euch zu kalt wird“, bietet eine Mitarbeiterin mit Blick auf das frisch-kühle Wetter an. Das Matratzenlager ist an diesem Tag leer. Ausgebucht sind nur die vier „Suiten“, neu gebaute Zirben-Zimmer mit eigenem Bad und Panoramafenstern.

Luftig im Expeditionszelt

Übernachten kann man in Pfronten auch noch an anderen außergewöhnlichen Orten: Ganz Mutige lassen sich in einem Expeditionszelt, das für Extremkletterer entwickelt wurde, in eine steile Felswand abseilen und schlafen dort. Das „Portaledge“ genannte Hängezelt wird wahlweise auch zwischen Baumwipfeln aufgespannt.

Auf der Ostlerhütte auf dem Gipfel des Breitenbergs kann man einen herrlichen Sonnenuntergang genießen.

Auf der Ostlerhütte auf dem Gipfel des Breitenbergs kann man einen herrlichen Sonnenuntergang genießen. © Pfronten Tourismus, NNZ

Den fünf Teilnehmerinnen der „Nacht unter Sternen“ ist fester Boden unter den Füßen lieber. Gegen 22 Uhr zieht die kleine Karawane im Schein der Stirnlampen mit Isomatten und Schlafsäcken bepackt zum Übernachtungsplatz. „Zieht euch eine Mütze oder eine Kapuze an. Über den Kopf verliert ihr viel Wärme“, rät Bergführer Reini Blöchl.

Liebestolle Hirsche röhren in der Nähe

Kalt ist niemandem – die Schlafsäcke, die im Winter auch in den Iglus zum Einsatz kommen, wärmen gut. Sofort einschlafen will keiner der Draußenschläfer und -innen. Zu spannend sind die vielen nächtlichen Geräusche, zum Beispiel das entfernte Röhren einiger liebestoller Hirsche.

Irgendwann übermannt dann doch alle die Müdigkeit. Am Morgen, im ersten Dämmerlicht, weckt Reini Blöchl die Gruppe. Der Ausblick ist jetzt atemberaubend: Die Täler sind mit Wolken gefüllt, nur die Bergspitzen schauen aus dem watteweißen Meer hervor und werden von den ersten Sonnenstrahlen angeleuchtet.

Nahe der Ostlerhütte kann man in Pfronten untre Anleitung Iglus bauen und darin übernachten. 

Nahe der Ostlerhütte kann man in Pfronten untre Anleitung Iglus bauen und darin übernachten.  © Pronten Tourismus, Erwin Reiter, NNZ

Während die Kameras der Teilnehmer die Sonnenaufgangsstimmung einfangen, hat das Hüttenteam schon den Kaffee aufgesetzt: Bei einem ausgiebigen Frühstück auf der Ostlerhütte klingt das Abenteuer entspannt aus.

Mehr Informationen:

Die „Nacht unter Sternen“ und andere außergewöhnliche Übernachtungserlebnisse kann man über die Internetseite von Pfronten-Tourismus oder im Büro der Touristeninformation (Telefon: 08363/698-88) buchen.

Mehr Informationen:
Pfronten Tourismus
www.pfronten.de
das diese Reise unterstützt hat.
Anreise:
Pfronten ist von Nürnberg etwa 280 Kilometer entfernt und mit dem Auto in gut drei Stunden erreichbar. Mit dem Zug über Augsburg in etwa vier Stunden.
Reisezeit:
Ganzjährig.

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