70 Jahre Musikfest-ION: Das Programm für den Sommer steht
9.3.2021, 16:23 UhrSo oder so, das heißt unabhängig davon, welche Freiräume die Corona-Pandemie konkret ermöglicht, wird in diesem Sommer die Internationale Orgelwoche Nürnberg ihr 70. Jubiläum feiern. Vom 25. Juni bis 4. Juli wird sie stattfinden, es ist die dritte unter ihrem jetzigen künstlerischen Chef, dem vor kurzem zum ION-Intendanten ernannten Moritz Puschke.
Der hatte wiederum gleich im Jahr 2019 zu seinem Einstieg das Festival in „Musikfest ION“ umbenannt. Und musste letztes Jahr damit fast komplett in die Parallelwelt des Streams ausweichen.
„Heimkehren“ lautet das diesjährige Motto und schafft einen mehrfachen Resonanzraum. Es erinnert an die erste Internationale Orgelwoche, die 1951 im noch zerstörten Nürnberg der Nachkriegszeit stattfand – „in den Ruinen von St. Sebald“ –, wie es im Laufe der Jahre zu einer stehenden Redewendung wurde.
Doch die ION will diesen Sommer auch thematisieren, wie sich die Menschen nach eineinviertel Jahren Corona-Pandemie fühlen und fragen, was ein Festival dafür tun kann, dass sich das Publikum in der Kirche, beim Musikhören wieder heimisch und geborgen fühlt. „Wir wollen ein geistiges Lagerfeuer entfachen“, sagt Puschke. Und dessen von der Musica Sacra genährte Flammen sollen auch maßgebliche gegenwärtige Diskurse in der Gesellschaft reflektieren.
Psychogramm eines Einsamen
Drei Pfeiler des Programms stehen bislang fest: Die für ihre künstlerisch innovative Haltung bekannte Starsopranistin Anna Prohaska wird das Festival am 25. Juni mit einem Bach-Programm eröffnen. Zusammen mit der Lautten Compagney Berlin sollen Solokantaten und Instrumentalensembles das Psychogramm eines einsamen Menschen skizzieren – als exklusiv für diese ION entwickelte Veranstaltung.
Die „Orgel als Instrument des Jahres 2021“ steht im Zentrum des Konzertabends „Orgel united – Neue Klänge für die Königin“ (1. Juli). Organist Maximilian Schnaus interpretiert Klassiker neu, wagt sich an Zeitgenössisches und bespielt damit auch die Sozialen Netzwerke. Mit dem Duo ZIA wird es jazzig, mit dem syrischen Ney-Spieler Mohamad Fityan archaisch-folkloristisch – und mit dem Trio Organ Explosion an der Hammond-Orgel wird es funky.
Mozart-"Requiem" wird zu Licht
Ein innovatives Mozart-Projekt steht im Zentrum des ION-Jubiläums: Das Eliot Quartett spielt Mozarts „Requiem“ in einer Fassung für Streichquartett von Peter Lichtenthal (1778–1853); der Lichtkünstler Laurenz Theinert verwandelt die Musik mit Hilfe eines „visual pianos“ in strukturiertes Licht. Das Projekt ist intermedial angelegt und kann je nach Pandemielage in der Kirche St. Martha flexibel gestaltet werden (2./3. Juli).
Neben diesen drei Säulen sind noch weitere Projekte geplant, die auch je nach Pandemielage verwirklicht werden. So feiert die 70. ION den 75. Geburtstag des berühmten Windsbacher Knabenchors, vier Uraufführungen sind dafür in Auftrag gegeben worden.
Neue Stars der A-cappella-Szene
Auf die Suche nach den Wurzeln der Vokalkunst begibt sich Sjaella, ein Ensemble aus sechs Frauen, die zu den Jung-Stars der A-cappella-Szene zählen. Der Tenor Ilker Arcayürek, vier Jahre lang Mitglied des Nürnberger Opernensembles, geht mit seinem jüngsten Schubert-Projekt ebenfalls auf die Suche: „The Path of Life“ formt Lieder zum Lebenspfad.
Urauführung der "Schöpfung"
Und einer der Vorgänger Puschkes bei der ION, der Komponist Wilfried Hiller, hat ein Oratorium komponiert. „Schöpfung“ heißt es, am 27. Juni, rund drei Monate nach dem 80. Geburtstag seines Schöpfers, wird es bei der ION uraufgeführt. Im Titel echot natürlich Joseph Haydns „Die Schöpfung“.
Das Libretto will ebenfalls Großes. Es stammt von Stefan Ark Nitsche, der sich, nachdem er als Nürnberger Regionalbischof in den Ruhestand getreten ist, wieder seiner künstlerischen Profession widmet und in dem Text drängende Gegenwartsfragen thematisieren will.
Weitere Informationen sind unter www.musikfest-ion.de verfügbar.
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