Adrenalin trifft Poesie: Atemberaubende Akrobatik beim Zirkus Flic Flac

21.12.2019, 08:57 Uhr

Zugegeben: Vielleicht ist die Redakteurin selbst schuld. Gleich am Anfang wird das Publikum schließlich darauf hingewiesen, sicherheitshalber auch wirklich alle Medikamente zu nehmen. Die Redakteurin aber will genießen - ohne Blutdrucksenker. Und sie will Nervenkitzel. Dafür ist der Zirkus schließlich berühmt.

Und Flic Flac liefert. Gleich bei der ersten Nummer. "Russian Swing" erinnert entfernt an eine Schiffschaukel - nur schaukeln die Artisten nicht nur, sie springen auch noch von Schaukel zu Schaukel. Nicht irgendwie natürlich. Ein Salto jagt das andere, am Ende springt auch noch ein Artist durch einen Feuerring. Dass zwischendurch ein junger Mann bei der Landung ein wenig strauchelt, verzeiht man sofort. Zum Glück ist ihm nichts passiert.

Später dann wünscht man sich eine kleine Beruhigungspille. Etwa, als die Gerlings aus Kolumbien als siebenköpfige menschliche Pyramide auf einem Seil über die Manege balancieren. Einer der Höhepunkte des Abends. Einer von vielen. Spektakulär ist auch das Todesrad: zwei miteinander verbundene Räder, die - angetrieben von zwei Artisten - durchdrehen. Warum nicht einfach mal in schwindelerregender Höhe auf dem sich drehenden Konstrukt ein wenig Seilspringen? Diese Akrobaten kommen auf solche Ideen.

Wo wir schon beim Thema Nervenkitzel sind: Die Gruppe FMX lässt es krachen. Mit Salti quer durch den Manegenhimmel. Auf dem Motorrad. Wie auch sonst. Als am Ende der Premiere eine riesige Stahlkugel erscheint, zücken auch die letzten Zuschauer ihre Handys und filmen, wie neun waghalsige Motorradfahrer in der Kugel umhersausen.

Kunststück auf Vertrauensbasis

Aber: Flic Flac beherrscht auch die leiseren Töne. Nicht umsonst steht die Weihnachtsshow heuer unter dem Motto "Adrenalin trifft Poesie". Alona Zhuravel etwa zeigt Equilibristik der Extraklasse: Handstandakrobatik auf einem acht Meter hohen Podest. Das Duo Feeling bietet eine Bungee-Strapaten-Performance, bei der man spürt, wie sehr sich die beiden vertrauen. Der Kracher aber sind die X-Treme-Brothers: Drei Rumänen, die kraftvoll und scheinbar ohne jede Anstrengung übereinander balancieren. Kein Wunder, dass es für die drei Artisten gleich nach dem Gastspiel in Nürnberg direkt ab nach Las Vegas geht.

Zwischen den akrobatischen Einlagen blödelt sich Archie ("ich bin der Pausenclown") ins Herz des Publikums. Am Ende wird es - wie am Anfang auch - kurz politisch.

Flic Flac gastiert noch bis zum 12. Januar auf dem Volksfestplatz in Nürnberg. Abonnenten der Zeitung erhalten mit der ZAC-Card 20 Prozent Ermäßigung für ausgewählte Vorstellung an ausgewählten Tagen. Tickets gibt es unter Flicflac.de oder direkt am Zirkuszelt.

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