Als Fürther Nazis Thorn regierten
14.4.2021, 11:59 UhrUrsprünglich wurde die Ausstellung anlässlich des 80. Jahrestags des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs und des Einmarsches deutscher Truppen in Thorn am 7. September 1939 gezeigt. Während der Ausstellungszeit in Polen fanden unabhängig davon Forschungen zum Wirken Fürther Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg statt. Dabei stellte sich heraus, dass nach der Besetzung und Eingliederung Thorns ins Deutsche Reich eine auffällig große Zahl von Fürthern nach Thorn ging, vom Oberbürgermeister Franz Jakob über den Leiter des Kulturamtes Dr. Adolf Schwammberger bis hin zum Chauffeur des Oberbürgermeisters. Die Fürtherdominierten an leitender Position die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus bis ins Frühjahr 1945.
Wegen der Verwicklung von Fürthern in die Verbrechen der Nationalsozialisten besuchte eine Delegation der Kleeblattstadt die Gedenkveranstaltung der polnischen Stadt zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Die Besetzung Thorns dauerte 1974 Tage. Der Ausstellungstitel SchwarzWeiß verdeutlicht, dass in dieser Zeit die Lebensbedingungen der ansässigen Polen und Deutschen sehr unterschiedlich waren. Während die deutsche Bevölkerung ein relativ ruhiges Leben führen konnte, war es für die Polen eine Zeit der Unterdrückung und des Terrors.
Um dieses unbekannte Stück Fürther Geschichte in Erinnerung zu rufen, findet die Ausstellung nun in deutscher Übersetzung den Weg nach Fürth. Es werden Dokumente und Fotografien aus Archiven in Toruń, Beständen des Militärs und der dortigen Universitätsbibliothek sowie privater Sammlungen verwendet.
Als Ergänzung zeigt das Stadtmuseum siebzehn Biographien von Personen, die als gebürtige Fürther oder in Fürth eine größere Rolle im und für den Nationalsozialismus gespielt haben. Zu nennen sind dabei unter anderem Gauleiter Albert Forster und Heinrich Hoffmann, bekannt als Leibfotograf Hitlers, aber auch der Fotograf des „Auschwitz-Albums“, Bernhard Walter, und der Polizeioberinspektor Christian Kandel. Nicht alle haben Bezug zu Thorn, aber die Auswahl weist auf die noch großen Forschungslücken zur Fürther NS-Geschichte hin und soll als Anregung für intensivere Recherchen dienen.
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