E-Tech-Modelle von Renault: Unter Strom gesetzt
20.7.2020, 13:30 UhrSpeziell beim Mittelklasse-Kombi Mégane Grandtour und dem kleinen Crossover Captur belässt es Renault nicht bei der kleinen Hybrid-Lösung. Neben den konventionellen Antrieben gibt es die beiden auch als Plug-in-Hybride, also mit extern an der Steckdose aufladbarer Batterie. Die Gesamtleistung beträgt jeweils 116 kW/158 PS, das Drehmoment 300 Newtonmeter. Den Verbrenner-Part am Vortrieb übernimmt ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner mit 67 kW/91 PS.
Überzeugender Antrieb
Um es vorwegzunehmen: Auf ersten Probefahrten hatten wir Freude an der neuen Kraftquelle. Dazu trägt vor allem die harmonische Arbeitsweise bei. Alle Übergänge im Kraftfluss finden unmerklich im Hintergrund statt. Vor allem dank des "Multi-Mode" genannten Getriebes, das (um Energieverluste niedrig zu halten) ähnlich wie eine CVT-Automatik arbeitet, ist den Franzosen zwar eine ziemlich späte, aber für die Fahrpraxis vorzügliche Antriebslösung gelungen.
Wie üblich, gewinnt das System beim Bremsen und bergab Energie zurück, konkret im "B"-Modus der Automatik.
Der Start erfolgt immer vollelektrisch, heißt auch, dass es nach dem Drücken des Startknopfes still bleibt, der E-Motor übernimmt den Antrieb. Übrigens hat jeder E-Tech zwei Elektromotoren: Der große sitzt vor dem Getriebe und sorgt unter anderem für das elektrische Fahren, der zweite, kleine E-Motor befindet sich auf dem Getriebe, rekuperiert unter anderem und bringt gleichzeitig den Verbrenner auf die korrekte Drehzahl.
Rein elektrisches Fahren
Wenn die 9,8-kWh-Batterie komplett aufgeladen ist, hat sie nicht nur einen hohen elektrischen Anteil beim Fahren, sondern ermöglicht ("Pure"-Modus) auch rein elektrisches Fahren. Die E-Reichweite in der Stadt wird mit maximal 52 Kilometern angegeben. Die Ladezeit währt je nach Stärke des Stromanschlusses drei bis fünf Stunden. An öffentlichen Ladestationen lassen sich Mégane und Captur PHEV über ein Mode-2-Kabel anschließen.
Für den elektrifizierten Captur nennt Renault einen Spritverbrauch von 1,5 Litern/100 km (34 g/km CO2), der Mégane soll bei 1,3 Litern liegen, wenn der Fahrer überwiegend elektrisch fährt. Für Fahrten auf längeren Strecken, erst recht auf der Autobahn, ist dieser Wert freilich unrealistisch, aber für den Pendler spielen die beiden E-Tech-Modelle auf kürzeren bis mittleren Entfernungen im ortsnahen Verkehr ihre Vorteile aus. Elektrisch angetrieben ist bei 135 km/h ohnehin Schluss.
Ins Gepäckabteil passen bei der 4,63 Meter langen Kombiversion Mégane Grandtour 389 bis 1500 Liter (genaue Daten fehlen noch). Der Captur, der eine um 16 Zentimeter längs verschiebbare Rücksitzbank hat, bietet bei kompakteren Außenmaßen 265/379 bis 1118 Liter. Die Batterie befindet sich unter der Sitzbank, das 6,5 Meter lange Ladekabel liegt den Fahrzeugen unter dem Kofferraumboden bei.
Elektrische Hilfe für den Clio
Der Dritte im E-Tech-Bunde ist der Hybrid-Clio, der allerdings nicht extern geladen werden kann. Sein 103 kW/140 PS starker Motor wird mit 3,6 l/100 km, entsprechend 82 g/km CO2 im Verbrauchsmix angegeben. In der Stadt lassen sich durch die elektrische Hilfe (Starter-Generator) bis zu 40 Prozent Kraftstoff gegenüber "normalen" Benzinern einsparen. Bis 75 km/h kann auch der Clio rein elektrisch fahren. In den gegenüber den Schwestermodellen kleineren Kofferraum passen 254 Liter, die 1,2 kWh-Batterie liegt unter dem Ladeboden, aber dennoch lässt sich die Rückbank umklappen.
Zu den Preisen: Für den Clio E-Tech berechnet Renault ab 21.874 Euro, für den Captur E-Tech stehen mindestens 32.753 Euro in der Liste und für den Mégane Grandtour E-Tech ab 34.108 Euro. Dem Käufer winkt bei den Plug-in-Hybriden (PHEV) eine Förderprämie von bis zu 6750 Euro.
Dienstwagen-Fahrer profitieren
Weitere Vorteile ergeben sich für Dienstwagen-Fahrer: Bei Plug-in-Hybriden, die wie Captur und Mégane mit mindestens 50 Kilometer rein elektrischer Reichweite (nach WLTP) aufwarten können, beträgt die Steuer auf die private Nutzung nur ein halbes Prozent des Listenpreises, sonst ein Prozent. Der Clio wird wegen seiner eingeschränkten Hybridlösung (kein Plug-in) nicht gefördert.
Gleichzeitig mit Einführung der Hybrid-Versionen verpasst Renault dem Kompakt-Kombi Mégane Grandtour innen und außen ein kleines Facelift. Die praktische Karosserievariante kommt im September auf den deutschen Markt; etwas später folgt der Fünftürer, allerdings nicht als E-Tech. Die beiden anderen teilelektrifizierten Modelle Clio und Captur rollen bereits in diesen Tagen zu den ersten Kunden.
Ingo Reuss