Im Fahrbericht: Citroën C4 BlueHDi 130 EAT8
4.6.2021, 19:04 UhrWie er aussieht: Oft wird in Zusammenhang mit Citroën das Stichwort "Avantgarde" bemüht. Reichlich überstrapaziert ist es inzwischen, doch tatsächlich verweisen die Franzosen noch immer auf das Erbgut, das ihnen Modelle wie die legendäre und vom Volksmund als "Déesse" - Göttin mithin – geadelte DS mitgeben haben.
Auch wenn es nicht mehr mit der Konsequenz von einst geschieht: Dem Mainstream verweigert sich Citroën nach wie vor. Eine Haltung, die auch bei der Rückkehr in die kompakte Golf-Klasse eine Rolle gespielt hat. Im Kompaktsegment löst der C4 den C4 Cactus ab, der aber eine ganze Ecke kürzer gewesen ist. Sehr gut und in positivem Sinne unkonventionell sieht das aus, was die Franzosen aus den drei Karosserieformen Limousine, Coupé und SUV zusammengemixt haben – einen 4,36 Meter langen Crossover mit erhöhter Bodenfreiheit, seitlicher Beplankung, großen Rädern und sportlich abfallender Dachlinie. Von den Airbumps-Polstern, die so charakteristisch für den Cactus waren, hat der C4 zumindest eines gerettet.
Nicht versäumen wollen wir den Hinweis, dass der C4 auf der gleichen CMP-Plattform aufbaut, die auch Opel Corsa und Mokka, DS3 Crossback sowie Peugeot 208 und 2008 für sich beanspruchen.
Wie er eingerichtet ist: Die Innenarchitekten haben sich auf das derzeit angesagte Lounge-Ambiente fokussiert und die komfortablen Sitze mit geschmackvoll-wohnlichen Bezügen versehen, auch der moderne, klar gegliederte Armaturenträger ist teils mit Stoff bezogen, obenauf trägt er einen rechts abgeschrägten Touchscreen im reputierlichen 10-Zoll-Format, der nicht mit unergründlichen Menüstrukturen überfordert. Der Bedienung der EAT8-Automatik dient ein verchromter Shifter, ein Plexiglas-Head-up-Display rückt die wichtigsten Info-ins Blickfeld, und das am Instrumentenbord verbaute Hartplastik zählt zumindest zur schön unterschäumten Sorte.
Gut gefallen haben uns die zahlreichen Ablagen. Was nicht jeder hat: Die beifahrerseitig ausklappbare Halterung für ein Tablet, passend für das Apple iPad Air 2 und das Samsung Tab A 10,5 '', für andere Tablets gibt es eine Universalvariante. Bei Nichtgebrauch findet der Flachrechner in einem Schubfach Unterkommen, zuverlässig geschützt vor begehrlichen Blicken durchs Seitenfenster.
Besser nicht verzichten sollte man auf die Rückfahrkamera – weniger, weil sich beim Blick nach hinten der Spoiler ins Blickfeld schiebt, sondern weil das Heckfenster grundsätzlich eher klein ausfällt. Apropos Kamera: Gegen 300 Euro Aufpreis gibt es eine integrierte Dashcam.
Überhaupt gelangen die meisten der genannten Details nicht serienmäßig an Bord, sondern müssen aus der Aufpreisliste heraus bestellt werden.
Wie viel Platz er hat: "SUVige" Autos locken nicht nur der schicken Optik wegen zum Kauf, sondern auch, weil der Zustieg ins Wageninnere unkompliziert gelingt und die Sitzposition einigermaßen hoch ausfällt. Das ist auch beim C4 so, in dem man vier Zentimeter höher untergebracht ist als – durchschnittlich - sonst im Kompaktsegment. Dem Kindesalter entwachsene Hinterbänkler müssen sich auf eine eingeschränkte Kopffreiheit einstellen, Preis der Dachschräge, dafür entschädigt an anderer Stelle der lange Radstand, der viel Kniefreiheit gewährt.
Blick in den Kofferraum: 380 Liter stellt er bereit, das ist exakt das Maß des Golf 8, durch Umklappen der Rücksitzlehnen tun sich 1250 Liter auf. Ein variabler Kofferraumboden befindet sich in den meisten Ausstattungsvarianten serienmäßig an Bord. Vergleichsweise hoch – SUV, wir erinnern uns – liegt die Ladekante.
Was ihn antreibt: Viele Modelle kündigen dem Diesel die Gefolgschaft auf, im C4 darf er bleiben: Im Falle unseres Testwagens verfügt der 1,5-l-Vierzylinder über 96 kW/131 PS und ein maximales Drehmoment von 300 Newtonmetern. Immer ist er mit der Achtgangautomatik EAT8 verheiratet. Ebenso stressfrei wie punktgenau schaltet sie und passt gut zur gelassenen Reiseatmosphäre, die der BlueHDi vermittelt. Eine kleine Anfahrschwäche gilt es zu überwinden, dann aber geht es zügig und ohne unbotmäßige Geräuschentwicklung voran.
Von den antriebstechnischen Alternativen sind weniger die drei Dreizylinder-Benziner und der kleinere Diesel mit 81 kW/110 PS erwähnenswert als vielmehr der vollelektrische ë-C4, unter dessen Haube 100 kW/136 PS arbeiten und der nach WLTP-Norm 350 Kilometer Reichweite erzielt.
Wie er sich fährt: Citroëns ganzer Stolz ist die neue Advanced-Comfort-Federung mit progressivem hydraulischem Anschlag, die – man ahnt es – herausragenden Fahrkomfort vermitteln soll. Vielleicht lag es an der von so viel Lob und Preis geschürten Erwartungshaltung, aber wir konnten den großen Wurf nicht erkennen. Besonders komfortabel fanden wir den C4 nun nicht, sondern im Gegenteil eher recht straff abgestimmt, kein Kanaldeckel auf unseren Wegen, den der Franzose verschwiegen hätte.
Bei den Fahrassistenten ist der C4 wiederum gut aufgestellt. Insgesamt 20 von ihnen machen sich nützlich, darunter der „Highway Driver Assist“, der automatisch das Tempo und den Abstand zum Vordermann hält und dank der Fähigkeit zum selbstständigen Lenken Spurtreue bewirkt.
Was er verbraucht: Der WLTP-Mix – 4,6 bis 4,7 l/100 km – ist machbar, aber nur unter maximaler Mäßigung. Im Schnitt schafften wir 6,4 l/100 km, wer auf der Autobahn flott vorankommen möchte, muss eine 8 vor dem Komma einkalkulieren.
Was er bietet: Vier Ausstattungslevels bietet Citroën für den C4 an, in Verbindung mit dem 130-PS-Diesel muss es mindestens das zweithöchste sein, "Feel Pack" also. Auszug aus dem, was hier dazu gehört: Multimedia-Navi, der erwähnte Smart-Pad-Support, Head-up-Display, 18-Zoll-Aluräder sowie, aus den niedrigeren Trimms importiert, LED-Scheinwerfer, die Advanced Comfort Federung, Zweizonen-Klimaautomatik und das Sicherheitspaket, das unter anderem Verkehrszeichenerkennung und den aktiven Spurhalteassistenten umfasst.
Zwei Optionspakete mag sich der Käufer durch den Kopf gehen lassen: Das Drive-Assist-Paket Plus, mit Highway Driver Assist, Rückfahrkamera und Totwinkel-Assistent kostet es für den "Feel Pack" 1050 Euro. Das Park-Assist-360-Paket mit 360-Grad-Rundumsicht und Parkautomatik (350 Euro) ist leider nur für das Topmodell "Shine" verfügbar.
Was er kostet: Ab 30.640 Euro.
Was wir meinen: Wer keinen Kompakten von der Stange möchte, ist beim Citroën C4 an der richtigen Adresse. Mut bedarf es nicht, sich mit ihm sehen zu lassen, denn seinen Crossover-Schick setzt der sowohl fahr- als auch verarbeitungstechnisch erfreulich solide Franzose keineswegs overstyled um. Der Diesel steht dem C4 gut, erfordert aber 2400 Euro Mehrinvestition gegenüber dem gleich starken Benziner.
Ulla Ellmer
Die Daten des Citroën C4 BlueHDi 130 EAT8
Hubraum 1499 ccm, Zylinder 4, Leistung 96 kW/131 PS bei 3750/min, max. Drehmoment 300 Nm bei 1750/min, Spitze 206 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 10,6 sec, Normverbrauch WLTP kombiniert 4,7 – 4,6 l D pro 100 km, Testverbrauch 6,4 l D/100 km, CO2-Emission 124 – 120 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d, Energie-Effizienzklasse Euro 6d-ISC-FCM, Länge 4,36 m, Breite 1,80 m ohne, 2,03 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,52 m, Kofferraum 380 - 1250 l, Kraftstoff-Tank 50 l, Leergewicht 1399 - 1492 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1795 kg, Zuladung 378 - 471 kg, Anhängelast 1200 kg (gebremst), 690 kg (ungebremst). 8-G-Automatik, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 15 (KH), 19 (VK), 20 (TK). Preis ab 30.640 Euro.