Top-Benziner mit 130 PS und Automatik
Opel Mokka 1.2 DI GS Line im Fahrbericht
2.7.2021, 20:57 UhrWie er aussieht: "Ui, was ist denn das für ein Auto", fragt der Nachbar interessiert. Wir kennen das schon, den suchenden Blick nach dem Markenzeichen und dann das Staunen, wenn er auf den Blitz trifft. "Ein Opel", bestätigen wir geduldig, "ein Opel Mokka". Der Nachbar staunt.
Tatsächlich verbindet den Mokka B so gar nichts mehr mit seinem Vorgänger. Der baute noch auf einer Plattform der früheren Konzernmutter GM auf, die neue Mokka-Generation hingegen macht sich den CMP-Unterbau von PSA zu eigen. Und mit der bislang gepflegten, etwas betulich-braven Optik hat man nicht minder radikal aufgeräumt. Lifestylig sieht der Mokka 2021 aus, knackig proportioniert, mit kurzen Überhängen, hoher Gürtellinie, großen Rädern und ausdrucksstarker Front. Unser GS-Line-Modell gibt sich mit schwarzem Dach, schwarzer Motorhaube und diversen Akzenten in Leuchtendrot besonders extrovertiert, kein Wunder, dass der Nachbar beeindruckt ist.
Interessanterweise hat sich Opel beim Modellwechsel dazu entschlossen, die Länge des Mokka um mehr als zwölf Zentimeter zu kappen, kompakte 4,15 Meter sind dabei herausgekommen.
Wie er eingerichtet ist: Mit Klavierlack, farbiger Deko und zu verschiedenen Oberflächenstrukturen verarbeitetem Kunststoff schindet der Mokka zunächst einmal Eindruck. Trotzdem, einfacher Kunststoff bleibt einfacher Kunststoff, das Ambiente hätte man durchaus etwas wohnlicher gestalten können.
Als sehr gut gelungen erweist sich hingegen das Bedienkonzept. Opel ist nicht der Versuchung erlegen, alles, was irgendwie geht, der digitalen Welt anzuvertrauen, sondern macht im Mokka das Elementare weiterhin über Direkttaster und -regler zugänglich. Die beiden maximal zwölf und zehn Zoll großen Bildschirme fügen sich zu einer optischen XL-Einheit, brillant die Darstellung, etwas schlicht aber das grafische Layout. Und unsere sprachlich formulierten Wünsche stießen nicht immer auf das gewünschte Verständnis, exemplarisch sei folgender Dialog rekapituliert: "Spiele Bayern 3! " – "Maja Rath wird angerufen" – "Neiiin".
Fürs Einlegen der Automatik-Fahrstufen ist ein schicker Mini-Shifter zuständig, das griffige, unten abgeflachte Lenkrad liegt gut zur Hand, die Sitze hat Opel bequem und gut konturiert hinbekommen, gegen Aufpreis gibt es sie auch beledert und mit Massagefunktion.
Wie viel Platz er hat: Wir konnten nicht klagen. Dass im hinteren Abteil schon für mittelgroße Menschen die Luft überm Scheitel dünn wird, ist der Preis für die leicht abgeschrägte Dachlinie, die sich von außen so vorteilhaft macht. Von bestenfalls durchschnittlicher, aber ausreichender Größe gibt sich der Kofferraum (350 bis 1105 Liter), dem aber der höhenverstellbare Ladeboden zugute zu halten ist. Eine längs verschiebbare Rücksitzbank hält der Mokka nicht vor.
Was ihn antreibt: Als Topmotor ein 1,2-l-Dreizylinder-Turbobenziner, der immer mit einer Automatik kooperiert, die sich exakt und schnell durch ihre acht Gänge schaltet. Aufmerksamen Ohren bleibt die Dreiender-Identität nicht verborgen, doch der Mokka packt das Tun unter der Motorhaube in ein kultiviertes Klangkleid, das sich keineswegs unangenehm oder gar rappelig anhört. Angestrengt ebensowenig, denn der Mokka und sein Motor sind ein gutes Team, nicht gerade von Sportsgeist beseelt, aber es geht völlig ausreichend flott voran. Dass das Drehmoment von 230 Newtonmetern bereits bei 1750 Touren anliegt, bringt den Fahrer oder die Fahrerin relaxt durch den Tag. Und seine 96 kW/130 PS schieben den Mokka 1.2 DI in 9,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, maximal rennt er 200 km/h schnell, mehr Tempo haben wir nicht vermisst.
Wie er sich fährt: Mit Unbotmäßigkeiten wie unangemessener Wankneigung hält sich der Mokka nicht auf, was dazu führt, dass er durchaus flott durch die Kurven carvt, dies umso mehr, als die Lenkung direkt reagiert und verbindliche Rückmeldung liefert. Eine Sänfte ist der Crossover andererseits nicht, über Querfugen und rüttelige Pisten geht er eher uncharmant rustikal hinweg. Drei Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) bestimmen das Wesen des Crossovers, wobei Eco zwar den Verbrauch senkt, andererseits aber nicht wirklich als Spaßbringer wirkt.
Allradantrieb gibt es übrigens – anders als beim Vorgänger – nicht.
Was er verbraucht: Auf unserer Sparrunde sind wir auf 4,8 l/100 km gekommen, im Schnitt hat sich der Mokka 6,2 l/100 km genehmigt.
Was er bietet: Als GS Line unter anderem 18-Zoll-Leichtmetallräder, Aluminium-Sportpedale, Rückfahrkamera, Multimedia-Navi mit Smartphone-Integration, Adaptivtempomat mit Stop&Go-Funktion und Spurhalteassistent. Eine empfehlenswerte Investition ist das LED-Matrix-Licht (600 Euro), das "große" Multimedia-Navi mit 10-Zoll-Touchscreen und volldigitalem 12-Zoll-Fahrerdisplay kostet 1435 Euro.
Was er kostet: Ab 29.635 Euro. In einfacherer Ausstattung "Edition" reduziert sich der Preis auf 24.765 Euro.
Was wir meinen: Mit dem neuen, optisch stark dynamisierten Mokka hat Opel einen Treffer gelandet. Der 130-PS-Benziner steht dem Crossover ebenso gut wie die Achtgangautomatik, das Cockpit markiert eine gelungene Symbiose aus digitaler Moderne und sinnvoll analoger Bedienbarkeit. Gewünscht hätten wir uns mehr Fahrkomfort. Neben einer kleinen Ausbaustufe des Benziners mit 74 kW/100 PS lässt sich auch ein Diesel ordern, jeweils allerdings nur in Verbindung mit manuellem Sechsganggetriebe. Daneben steht der rein elektrische Mokka-e bereit, mehr Antriebsvielfalt geht kaum.
Die Daten des Opel Mokka 1.2 DI GS Line
Hubraum 1199 ccm, Zylinder 3, Leistung 96 kW/130 PS bei 5500/min, max. Drehmoment 230 Nm bei 1750/min, Spitze 200 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,2 sec, Normverbrauch WLTP 6,0 – 5,9 l S/100 km, Testverbrauch 6,2 l S/100 km, CO2-Emission 137 - 133 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,15 m, Breite 1,79 m ohne, 1,99 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,53 m, Kofferraum 350 - 1105 l, Kraftstoff-Tank 44 l, Leergewicht 1295 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1740 kg, Zuladung 445 kg, Anhängelast 1200 kg (gebremst), 640 kg (ungebremst). Achtstufenautomatik, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 19 (VK), 17 (TK). Preis ab 29.635 Euro.