Wo sollte man zuhören?
Bardentreffen in Nürnberg: Unsere Konzert-Tipps fürs Wochenende
26.7.2024, 14:46 UhrKnapp 90 verschiedene Künstler und Bands stehen beim Bardentreffen 2024 in Nürnberg auf verschiedenen Bühnen in der Innenstadt. Auch in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt hoffen unzählige Musiker auf das Gehör der Besucher. Rund 200.000 Menschen pilgern jährlich durch den Stadtkern, um möglichst viel von diesem einmaligen Spektakel zu erleben. Dabei geht es vor allem ums Entdecken, um den Kontakt mit neuer Musik, um Geheimtipps oder besondere musikalische Perlen. Orientierung ist angesichts der Fülle dieses riesigen Freiluft-Festivals, das am Freitag, 26. Juli, startet, ratsam - und wer sich komfortabel mit ein paar Tipps beliefern lassen möchte, kriegt hier ein paar Ideen für die drei Festival-Tage.
Freitag, 26. Juli:
Sie lieben Antipasti und Risotto, freuen sich alljährlich auf die Spargelzeit, machen Abstecher bei "Piknik Pide" in der Nürnberger Südstadt und bezeichnen ihre Heimatstadt im gleichnamigen Song als Paradies: Die "Edlen Brüder" bringen eine gehörige Portion Lokalpatriotismus mit auf die Bühne. Seit einigen Jahren ist die Band der Musiker Bertolt Knecht, Giuseppe Amore und Saxophon-Legende DJ Mario Ramazzotti aus der Nürnberger HipHop-Szene nicht mehr wegzudenken. Am Freitag, 26. Juli, krönen sie den ersten Festivaltag als Headliner ab 22 Uhr auf der Bühne am Lorenzer Platz.
Lokalpatriotismus erlebt der Besucher auch bei einem Konzert des Niederösterreichers Tom Hadyn, der längst in Franken beheimatet ist - am Freitag um 19 Uhr auf dem Sebalder Platz. Vor genau 30 Jahren hatte er auf dem Bardentreffen seinen ersten großen Auftritt in der neuen Wahlheimat. Entsprechend hat Haydn auch einen Querschnitt seines umfangreichen Schaffens im Gepäck, außerdem Songs aus seinem neuen Album "Blinder Passagier". Was dieses Konzert auszeichnet? Die niederösterreichische Mundart und der Kaffeehaus-artige Lounge mit Austro-Pop und Austro-Folk-Charme. Und wie das im Kabarett eben so ist, gibt es hier auch ordentlich etwas zu lachen.
Ihren ganz eigenen Charme und Stil haben auch "Lucile and the Rakibuam", die ihre Wurzeln in der Türkei und in Deutschland haben. Sie bringen am Freitag, 26. Juli, ab 19 Uhr, traditionelle Volkslieder, alte Schlager und vergessene Gassenhauer aus Anatolien, Psych-Rock nach Vorbild türkischer Rockbands der 1960er- und 1970er-Jahre und dazu noch etwas Funk, Surf Rock, Ethno-Jazz und Electronica auf die Bühne am Trödelmarkt. Auch neue Songs werden sie mitbringen: Denn sie haben ein Album beim renommierten Indie-Label "Trikont" veröffentlicht, das "Neyzen" heißt. Herrlich kantig und zackig, ein ganz eigener tanzbarer Groove, der die Beine zucken lässt.
Samstag, 27. Juli:
Manfred Maurenbrecher ist ein Fels von einem Mann und eine langjährige Größe in der deutschsprachigen Liedermacherei. Der 74-Jährige bringt sein aktuelles Album "Menschen machen Fehler" am Samstag ab 14 Uhr mit auf die Bühne im Kreuzigungshof. Ein Ort, an dem die Berliner Knarzstimme jedenfalls ordentlich wirken wird, auch wenn Maurenbrecher mit leiser Lyrik zum Piano eher zärtlich unterwegs ist.
Wer mag, kann danach gleich dort im Kreuzigungshof bleiben: Denn im Anschluss an Maurenbrecher spielt dort "Klakradl" um 16.30 Uhr. Dahinter verbergen sich eigentlich zwei mit Preisen gekrönte Duos, die eigentlich im Jazz zu Hause sind und hier gemeinsame Sache machen. Und zwar eine mit Ohrwurm-Garantie - wie ihr Song "Keks" manifestiert: Ein wenig kauzig, ein wenig skurril, aber voller (Alltags-) Lyrik gehen die Vier ran. Das wird garniert mit bodenständigen Texten, Kammermusik und viel Lust am Experimentieren.
Gleichzeitig am Samstag, 16.30 Uhr, tritt Mäkkelä auf die Bühne amLorenzer Platz und liefert düstere Songs aus dem Genre des Folk Noir. Der Finne aus Fürth gilt ein wenig als der fränkische Tom Waits, der längst auch in Europa Auftritte hat. Was er liefert, sind dunkelwarme und poetische Kompositionen. Ein Mix aus Chanson, Songwriting und Folk mit einer Note Punkrock.
Noch mehr absolut hörenswerte Lokalmatadoren gibt es um 17.50 Uhr auf der Muz-Bühne auf dem Lorenzer Platz. Alleine schon der Bandname verspricht illustren Spaß, denn dieses Quartett nennt sich "Disco Dolphins". Und die lassen mit ihrem punkigen Funk und Disco-mäßigem Rock'n'Roll sicherlich sämtlich Flossen im Publikum wackeln.
Gemächlicher und viel verträumter wird es dann um 19 Uhr auf dem Sebalder Platz. Das Quintett "Domo Emigrantes" aus Süditalien liefertunaufgeregten, sommerlichen und mehrstimmigem Sound aus der Sparte der Weltmusik oder des Global Pop - mit wunderschönen Akzenten verschiedener Streichinstrumente wie Gitarre, Violine, der kurdischen Saz oder der Bouzouki, und Flöten wie der Fujara, die sonst im Ethno zu Klang kommen. "Musiktraditionen werden mit energiegeladenen Arrangements zu einer rhythmisch dichten und mitreißende Klangsprache", beschreibt sie das veranstaltende Projektbüro Kultur der Stadt Nürnberg.
Deutsch-türkischen Global-Pop mit cleveren, zweisprachigen Texten liefern "Engin" am Samstag um 21.45 Uhr auf der Insel Schütt. Das Mannheimer Trio liefert nicht nur hitverdächtige Songs, sondern auch Klangteppiche, die ordentlich in die Beine gehen.
Das Highlight des Tages für Jüngere wird sicherlich das Konzert der Erlanger Band "#zweiraumsilke" aus Erlangen, kurz und liebevoll von der Band selbst auch "Silke" genannt, sein. Mit ihrer Mischung aus "frivolem Funk mit jazziger Note und rotzig-arrogantem Hiphop" begeistert die Band auch auf Spotify Tausende: "Nachtbus" der bekannteste Song der Band, zählt rund 130.000 Streams. Abgehen können die Zuhörer zu den Sounds dieser Big Band am Samstag um 22 Uhr auf dem Lorenzer Platz.
Sonntag, 28. Juli:
Am Sonntag, 28. Juli, darf sich "Hadé", die Gewinner-Band des Votings der Sparda-Bank, über den 18-Uhr-Slot auf der Bühne am Lorenzer Platz freuen - und liefern moderne Mundart. "Indie-Pop-Alternative-Rock mit einer Prise Folk aus Bayern könnte man das nennen", kündigt sie das Projektbüro Kultur an.
Er war schon oft in Nürnberg zu Gast, die Konzerte waren immer proppenvoll. Jetzt kommt Voodoo Jürgens auch zum Bardentreffen - und zwar am Sonntag um 21.30 Uhr. Auf die Bühne auf der Insel Schütt bringt er seinen schwarzen Humor, seine Hinwendung zu Antihelden und Alltagsskurrilität, sowie seinen Wiener Schmäh mit: Obschon Vodoo Jürgens mit Vokuhila und Goldkette um den Hals eindeutig nach 80ern anmutet, schwingt in seinen Songs dennoch irgendetwas zwischen Bob Dylan und Tom Waits mit.
Herrlich mediterran mit Tango-Elementen wird es um 18.30 Uhr in St. Katharina beim Auftritt der italienischen Formation "Bella Ciao". Mit Riccardo Tesi an Bord, dem Grandseigneur der italienischen Folk- und Weltmusik-Szene, liefert die Kombo Volkslieder mit mediterranen Rhythmen wie Tammuriata, Ballo Tondo und Pizzica. Eine bewegende Mixtur aus Liebesliedern und Protestsongs.
Um 20.30 Uhr beschließt Marina Satti aus Griechenland das diesjährige Bardentreffen auf der großen Bühne auf dem Hauptmarkt. Die junge Griechin mit den sudanesischen Wurzeln von der Mittelmeerinsel Kreta, ist in ihrer Heimat ein Superstar. Was sie auszeichnet, ist ihre einzigartigen Verwebung von traditioneller griechischer Folklore, typischen Klängen aus dem Balkan und dem Nahen Osten mit Pop, Elektro, HipHop sowie arabischen Inspirationen.
Headliner des Tages für eingefleischte Nürnberger werden die Lokalmatadoren von "Smokestack Lightnin‘" sein, die ihre Fans seit fast 30 Jahren mit Rockabilly und Country begeistern. Sie heizen am Sonntag um 21.20 Uhr auf dem Lorenzer Platz ein. Bewegungslust garantiert.
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