Profigärtner halten nichts davon
Darum sollten Sie verblühte, braune Stauden jetzt nicht zurückschneiden
24.9.2021, 11:42 UhrViele Jahrzehnte war es üblich, den Rasen akkurat kurz zu halten und die Beete ordentlich zurückzuschneiden. Unkraut wurde ausgestochen, Insekten weggepflegt. Davon halten heute Naturschützer und auch viele Profigärtner nichts mehr.
Der Umwelt zuliebe sollte man Unordnung im Garten zulassen, lautet der dazugehörende Rat heute. Was heißt das eigentlich konkret – und geht das auch etwas ordentlicher?
Darum sollten Sie braune Stauden im Herbst nicht schneiden
Viele Gärten sind so angelegt und werden so gepflegt, dass Insekten und Kleintiere wie Igel es darin nicht gut haben. Ihnen fehlen Nahrungsangebote und Rückzugsorte.
Da es die Tiere in der Natur schon schwer haben, sind die Gärten mit kurz getrimmten Rasen und ständig gejäteten und beschnittenen Blumenbeeten ein weiteres Problem. Zum Beispiel brauchen manche Insekten hohle Pflanzenstängel und totes Holz für die Aufzucht ihres Nachwuchses. Daher raten Naturschützer und viele Gärtner: Bitte nicht alles abschneiden und entsorgen.
Gerade im Herbst und Winter mal den Garten der Natur überlassen und zum Beispiel erst im Frühjahr vor dem nächsten Austrieb die braunen und abgestorbenen Stauden zurückschneiden. Oder einen Baumstumpf nicht vollständig entfernen und Gehölze nur außerhalb der Brutzeit zurückschneiden.
Neue Natürlichkeit ist aktuell ein beliebter Gartentrend
Nun streiten sich hier die Gärtner, ob man wirklich dabei von "Unordnung" sprechen muss. Denn eigentlich ist es nur so, dass man einen Teil des Gartens einfach mehr so gestaltet, wie auch die Natur das mit ihren Flächen macht – und ihn dann auch der Pflanzen- und Insektenwelt entsprechen überlässt. Das ist aktuell sogar ein beliebter Gartentrend: Die neue Natürlichkeit nennt sich das beispielsweise.
Ganz praktisch gesehen: Weniger Gartenarbeit an kalten, feuchten Herbsttagen, wenn es etwa um das Zurückschneiden von Stauden geht. Und der Hauptpunkt: Sie tun direkt auf ihrem Grundstück etwas für die Natur, den Erhalt des Insekten- und Wildtierbestandes und damit die Rettung der Erde.
Und diese Natur kann ihnen auch etwas zurückgeben. An kühlen Herbstmorgen und Wintertagen werden die braunen, abgestorbenen Staudenteile und Samenstände etwa von Raureif, dünnen Schnee- oder Eisschichten belegt – und damit zur hübschen Winterdekoration.
Das zweite Beispiel ist eine Blumenwiese im Garten: Wie schön kann es sein, im Sommer am Rande einer blühenden und zirpenden Wiese zu laufen – und das im eigenen Garten?
Sind denn Kompromisse im Garten möglich?
Auf jeden Fall. Nicht jedem gefällt diese natürliche Unordnung nun mal. Und keiner verlangt, dass der Rasen nicht mehr geschnitten wird, dass die Beete zuwuchern und das Unkraut haltlos sprießt. Auch Laub sollte weiterhin gesammelt werden – gerade vom Rasen muss es im Herbst sogar runter, sonst droht dort Fäulnis. Und irgendwann sollten Stauden auch geschnitten werden, denn sie wollen ja wieder neu austreiben.
Es geht aber eben auch beides zusammen: Naturschutz und die geliebte Gartengestaltung. "Ein insektenfreundlicher Gärtner kommt mit Kompromissen gut zurecht", schreiben zum Beispiel die Experten des Umweltministeriums NRW in ihrer Broschüre "Klein, aber oho. Insekten in (Klein-)Gärten". Etwa indem man nur einzelne Bereiche des Grundstücks, vielleicht sogar die am Rand entsprechend gestaltet. So können Sie etwa einen Teil des Rasens als Wildblumenwiese stehen lassen und nur die Wege mähen. Oder einen insektenfreundlichen Stapel Totholz oder Steine neben dem Kompost anlegen.
Übrigens, damit schlägt man gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Man tut nicht nur was für die Umwelt und hat weniger Aufwand, man spart sich unter Umständen mit der eigenen Sammelstelle im Garten auch eine große Tonne für Grünabfälle oder Fahrten zur Grüngutabgabe.
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