Die Rolling Stones in Nürnberg: Mick Jagger und Co. auf dem Zeppelinfeld

Stefan Gnad

"Leben"

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9.5.2017, 09:00 Uhr
Termin war am 13. Juni 1998 - ein Samstag. Dummerweise hatte es die Tage vorher geregnet, so dass das Zeppelinfeld sauber angefeuchet war für die 90.0000 Rockfans, die an diesem nasskalten Tag dorthin pilgerten, um die Rolling Stones live in Franken zu erleben.
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Termin war am 13. Juni 1998 - ein Samstag. Dummerweise hatte es die Tage vorher geregnet, so dass das Zeppelinfeld sauber angefeuchet war für die 90.0000 Rockfans, die an diesem nasskalten Tag dorthin pilgerten, um die Rolling Stones live in Franken zu erleben. © Claus_Felix, dpa

Für die Stones war die Show in Nürnberg der Auftakt zum Europa-Teil ihrer "Bridges to Babylon"-Welttournee. Diese führte sie von 1997 bis 1998 durch die Stadien dieser Welt, spielte über 274 Millionen Dollar ein und war damit die zweitgrößte Tournee ihrer Zeit - übertroffen nur noch von ihrer eigenen "Voodoo Lounge"-Tour aus den Jahren 1994/1995.
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Für die Stones war die Show in Nürnberg der Auftakt zum Europa-Teil ihrer "Bridges to Babylon"-Welttournee. Diese führte sie von 1997 bis 1998 durch die Stadien dieser Welt, spielte über 274 Millionen Dollar ein und war damit die zweitgrößte Tournee ihrer Zeit - übertroffen nur noch von ihrer eigenen "Voodoo Lounge"-Tour aus den Jahren 1994/1995. © Claus_Felix, dpa

Den nasskalten Abend auf dem Nürnberger Zeppelinfeld eröffneten die Stones mit ihrem Mega-Hit "(I Can't Get No) Satisfaction", gefolgt von "Let's Spend the Night Together" und "Flip the Switch" (vom damals aktuellen, reichlich wohlgeratenen Studioalbum "Bridges to Babylon"). Ohrenzeugenberichten zufolge soll sich erst ab der vierten Nummer "Gimme Shelter" der Sound einigermaßen eingepegelt und die Band zusammengefunden haben.
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Den nasskalten Abend auf dem Nürnberger Zeppelinfeld eröffneten die Stones mit ihrem Mega-Hit "(I Can't Get No) Satisfaction", gefolgt von "Let's Spend the Night Together" und "Flip the Switch" (vom damals aktuellen, reichlich wohlgeratenen Studioalbum "Bridges to Babylon"). Ohrenzeugenberichten zufolge soll sich erst ab der vierten Nummer "Gimme Shelter" der Sound einigermaßen eingepegelt und die Band zusammengefunden haben. © Claus_Felix, dpa

Die Band spielte überraschend hart und wuchtig auf. Die Kostüme der Protagonisten indes waren noch sehr in den 80ern verhaftet - man beachte etwa Mick Jaggers lila Schal (ein Geschenk von Alice Schwarzer?) oder den Bademantel von Keith Richards (im gediegenen Leopardenfell). Egal. Mochten Grunge, Alternative Rock, Crossover und Techno die angesagten Musizierformen des Jahrzehnts (gewesen) sein - die Rolling Stones spielten auch Ende der 90er Jahre immer noch in ihrer ganz eigenen Liga.
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Die Band spielte überraschend hart und wuchtig auf. Die Kostüme der Protagonisten indes waren noch sehr in den 80ern verhaftet - man beachte etwa Mick Jaggers lila Schal (ein Geschenk von Alice Schwarzer?) oder den Bademantel von Keith Richards (im gediegenen Leopardenfell). Egal. Mochten Grunge, Alternative Rock, Crossover und Techno die angesagten Musizierformen des Jahrzehnts (gewesen) sein - die Rolling Stones spielten auch Ende der 90er Jahre immer noch in ihrer ganz eigenen Liga. © Claus_Felix, dpa

Vor dem Anpfiff verdeckte ein riesiger grauer Vorhang die Bühne, die stolze 80 Meter breit war - damals rekordverdächtig.
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Vor dem Anpfiff verdeckte ein riesiger grauer Vorhang die Bühne, die stolze 80 Meter breit war - damals rekordverdächtig. © Günter Distler

Interessant: Der einzige Auftritt der Rolling Stones in Nürnberg liegt nun 25 Jahre zurück. Trotzdem war schon damals das Alter der Musiker - die Stones befanden sich in ihrem 37sten Bandjahr - für die Presse ein beherrschendes Thema - und ist es bis heute. Ein Vierteljahrhundert später ist die Kapelle nämlich immer noch aktiv ...
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Interessant: Der einzige Auftritt der Rolling Stones in Nürnberg liegt nun 25 Jahre zurück. Trotzdem war schon damals das Alter der Musiker - die Stones befanden sich in ihrem 37sten Bandjahr - für die Presse ein beherrschendes Thema - und ist es bis heute. Ein Vierteljahrhundert später ist die Kapelle nämlich immer noch aktiv ... © Günter Distler

"It's Only Rock 'n' Roll (but I Like It)": Ron Wood und Keith Richards, das berühmte Gitarrenduo bei den Rolling Stones - hier live 1998 auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg.
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"It's Only Rock 'n' Roll (but I Like It)": Ron Wood und Keith Richards, das berühmte Gitarrenduo bei den Rolling Stones - hier live 1998 auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg. © Günter Distler

Insgesamt spielten die Rolling Stones bei ihrem Auftritt auf dem Nürnberger Zeppelinfeld 21 Lieder, darunter drei auf einer kleinen Bühne mitten in der Menge: Das Chuck Berry-Cover "Little Queenie", das für diese Tour wieder ausgegrabene "The Last Time" (1965) sowie das Bob-Dylan-Cover "Like a Rolling Stone".
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Insgesamt spielten die Rolling Stones bei ihrem Auftritt auf dem Nürnberger Zeppelinfeld 21 Lieder, darunter drei auf einer kleinen Bühne mitten in der Menge: Das Chuck Berry-Cover "Little Queenie", das für diese Tour wieder ausgegrabene "The Last Time" (1965) sowie das Bob-Dylan-Cover "Like a Rolling Stone". © Günter Distler

Die Stones arbeiteten schon damals mit modernster Technik, die heute Standard bei Arenakonzerten ist. Die taz aus Berlin vermeldete damals: "Im oberen Teil der Bühne hängt eine riesige runde Videowand, auf der das Konzert übertragen wird. So erst kann man die Musiker sehen, die sich als winzige Männlein unter ihrem überlebensgroßen Videobild bewegen. Eine groteske Situation: 90.000 Menschen schauen sich ein Live-Konzert an, das zwar vor ihren Augen stattfindet, das sie aber nur auf der Videoleinwand verfolgen können."
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Die Stones arbeiteten schon damals mit modernster Technik, die heute Standard bei Arenakonzerten ist. Die taz aus Berlin vermeldete damals: "Im oberen Teil der Bühne hängt eine riesige runde Videowand, auf der das Konzert übertragen wird. So erst kann man die Musiker sehen, die sich als winzige Männlein unter ihrem überlebensgroßen Videobild bewegen. Eine groteske Situation: 90.000 Menschen schauen sich ein Live-Konzert an, das zwar vor ihren Augen stattfindet, das sie aber nur auf der Videoleinwand verfolgen können." © Günter Distler

Fans aus Nah und Fern waren zum Nürnberger Zeppelinfeld gepilgert, um die Rocklegende live zu erleben. 90.000 drängten sich bei naßkaltem Wetter auf dem Gelände.
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Fans aus Nah und Fern waren zum Nürnberger Zeppelinfeld gepilgert, um die Rocklegende live zu erleben. 90.000 drängten sich bei naßkaltem Wetter auf dem Gelände. © Günter Distler

Generationenübergreifender Spaß: Viele Fans waren Babys oder noch gar nicht geboren, als sich die Band in 1962 in England gründete.
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Generationenübergreifender Spaß: Viele Fans waren Babys oder noch gar nicht geboren, als sich die Band in 1962 in England gründete. © Steffen Radlmaier

Seine legendäre Ansage soll Keith Richards dem Vernehmen nach auch in jener Nacht in Nürnberg gebracht haben: "It's good to be back, it's good to be here, it's good to be anywhere!"
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Seine legendäre Ansage soll Keith Richards dem Vernehmen nach auch in jener Nacht in Nürnberg gebracht haben: "It's good to be back, it's good to be here, it's good to be anywhere!" © Günter Distler

"War es diesmal das letzte Mal? Ist für die Herren im Vorruhestandalter nun wirklich Schluß?" Markus Paul, der seinerzeit für die Nürnberger Zeitung vor Ort war, stellte in seiner Besprechung diese programmatische Frage ... und gab sich gleich selbst die Antwort: "Angesichts der Vitalität ihres Konzerts kann man dies kaum glauben. Die 'Steine' werden wohl auch im nächsten Jahrtausend noch weiter rollen."
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"War es diesmal das letzte Mal? Ist für die Herren im Vorruhestandalter nun wirklich Schluß?" Markus Paul, der seinerzeit für die Nürnberger Zeitung vor Ort war, stellte in seiner Besprechung diese programmatische Frage ... und gab sich gleich selbst die Antwort: "Angesichts der Vitalität ihres Konzerts kann man dies kaum glauben. Die 'Steine' werden wohl auch im nächsten Jahrtausend noch weiter rollen." © Günter Distler

Steffen Radlmaier, der für die Nürnberger Nachrichten vor Ort war, bemängelte Lautstärke und Sichtverhältnisse. Er schrieb: "Die überlebensgroßen Superstars wirken aus der Ferne wie winzige Zappelfiguren, und aus der imposanten 250 000-Watt-Verstärkeranlage dringt ein laues Lüftchen."
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Steffen Radlmaier, der für die Nürnberger Nachrichten vor Ort war, bemängelte Lautstärke und Sichtverhältnisse. Er schrieb: "Die überlebensgroßen Superstars wirken aus der Ferne wie winzige Zappelfiguren, und aus der imposanten 250 000-Watt-Verstärkeranlage dringt ein laues Lüftchen." © Günter Distler

Radlmaier weiter: "Rock'n'Roll in Zimmerlautstärke, zumindest für all diejenigen, die sich keinen Platz im vorderen Drittel erkämpfen konnten. Die Folge: Statt Partystimmung herrscht im hinteren Teil des Geländes tote Hose. Eine laute, heiße Rock-Nacht? Von wegen!"
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Radlmaier weiter: "Rock'n'Roll in Zimmerlautstärke, zumindest für all diejenigen, die sich keinen Platz im vorderen Drittel erkämpfen konnten. Die Folge: Statt Partystimmung herrscht im hinteren Teil des Geländes tote Hose. Eine laute, heiße Rock-Nacht? Von wegen!" © Günter Distler

Wie so oft waren die Stones auf der Höhe ihrer Zeit: Vorab durften die Fans im Internet ein Wunschlied auf die Setlist hieven. In Nürnberg fiel die Wahl auf den frühen Chauvie-Kracher "Under My Thumb" vom 1966er-Studioalbum "Aftermath".
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Wie so oft waren die Stones auf der Höhe ihrer Zeit: Vorab durften die Fans im Internet ein Wunschlied auf die Setlist hieven. In Nürnberg fiel die Wahl auf den frühen Chauvie-Kracher "Under My Thumb" vom 1966er-Studioalbum "Aftermath". © Günter Distler

Noch ist auf diesem Foto der Vorhang nicht gefallen. Doch wenig später erstrahlte die Riesenbühne mit der Video-Leinwand im hellsten Licht. Trotzdem wirkten die Rolling Stones aus der Ferne wie Zwerge.
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Noch ist auf diesem Foto der Vorhang nicht gefallen. Doch wenig später erstrahlte die Riesenbühne mit der Video-Leinwand im hellsten Licht. Trotzdem wirkten die Rolling Stones aus der Ferne wie Zwerge. © Günter Distler

Beeindruckende zweieinhalb Stunden standen die Rolling Stones in dieser kalten Juni-Nacht in Nürnberg auf der Bühne, vermeldete die Nürnberger Zeitung in ihrer Konzertbesprechung.
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Beeindruckende zweieinhalb Stunden standen die Rolling Stones in dieser kalten Juni-Nacht in Nürnberg auf der Bühne, vermeldete die Nürnberger Zeitung in ihrer Konzertbesprechung. © Günter Distler

Wenngleich das einzige Konzert der Rolling Stones in Nürnberg aufgrund der kalten Temperaturen, der Sichtverhältnisse und der Wohnzimmerlautstärke im Rückblick eher eine durchwachsene Angelegenheit gewesen sein mag, so fand doch ein auf dem Zeppelinfeld mitgeschnittenes Lied im selben Jahr den Weg auf das wenig beachtete Stones-Livealbum "No Security": Die von Keith Richards gesungene "Bridges to Babylon"-Nummer "Thief in the Night".
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Wenngleich das einzige Konzert der Rolling Stones in Nürnberg aufgrund der kalten Temperaturen, der Sichtverhältnisse und der Wohnzimmerlautstärke im Rückblick eher eine durchwachsene Angelegenheit gewesen sein mag, so fand doch ein auf dem Zeppelinfeld mitgeschnittenes Lied im selben Jahr den Weg auf das wenig beachtete Stones-Livealbum "No Security": Die von Keith Richards gesungene "Bridges to Babylon"-Nummer "Thief in the Night". © Günter Distler

Zwei Teenager begegnen sich am Bahnsteig und quatschen über die Schallplatten, die der eine unterm Arm trägt - so beginnen legendäre Geschichten. In diesem Fall waren es Jagger und Richards, die sich im Oktober 1961 am Bahnhof ihrer Heimatstadt Dartford in Kent verabredeten, gemeinsam Musik zu hören. 37 Jahre später stehen sie gemeinsam auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg.
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Zwei Teenager begegnen sich am Bahnsteig und quatschen über die Schallplatten, die der eine unterm Arm trägt - so beginnen legendäre Geschichten. In diesem Fall waren es Jagger und Richards, die sich im Oktober 1961 am Bahnhof ihrer Heimatstadt Dartford in Kent verabredeten, gemeinsam Musik zu hören. 37 Jahre später stehen sie gemeinsam auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg. © Günter Distler

Fun fact: Der Start der Europa-Tour war ursprünglich für Berlin geplant, musste jedoch verschoben werden, da Keith Richards in der Hausbibliothek seiner Villa in Connecticut von der Leiter gestürzt war.
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Fun fact: Der Start der Europa-Tour war ursprünglich für Berlin geplant, musste jedoch verschoben werden, da Keith Richards in der Hausbibliothek seiner Villa in Connecticut von der Leiter gestürzt war. © Günter Distler

Die Bühnenarchitektur der "Bridges to Babylon"-Tour wurde sehr gelobt. Verantwortlich zeichnete der britische Künstler Mark Fisher, mit dem die Stones schon vorher zusammengearbeitet hatten. Patric Woodroffe war für das Lichtdesign zuständig. Nach dem letzten Lied ("Brown Sugar") gab es in Nürnberg noch ein schickes Feuerwerk.
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Die Bühnenarchitektur der "Bridges to Babylon"-Tour wurde sehr gelobt. Verantwortlich zeichnete der britische Künstler Mark Fisher, mit dem die Stones schon vorher zusammengearbeitet hatten. Patric Woodroffe war für das Lichtdesign zuständig. Nach dem letzten Lied ("Brown Sugar") gab es in Nürnberg noch ein schickes Feuerwerk. © Günter Distler