Ein Hoch auf die Klassiker
11.04.2013, 00:00 Uhr
Ein Heimspiel muss nicht unbedingt einen Heimspiel-Bonus bedeuten. Und so ist die Aufregung, die Schmidt in der Kleinen Meistersingerhalle mit einigen Flüchtigkeiten und Fehlern bezahlte, durchaus zu verstehen. Noch während und auch nach dem Konzert zeigte sich das Privatmusikverein-Publikum tief gespalten: Die einen bewunderten die technische Brillanz des Pianisten, seine artikulatorische Correctness und seinen Mut, durchaus vollmundig das Klangspektrum auszukosten. Die anderen vermissten ein gewisses Feingefühl, ja auch Wärme, und ein Feeling für das Geheimnis zwischen den Noten.
Kein Zweifel: Schmidt ist ein ziemlich analytischer Spieler, dem das Sezieren und anschließende Zusammensetzen pianistische Hauptaufgabe zu sein scheint. Folglich meißelt er in Busonis Bach-Bearbeitung „Toccata, Adagio und Fuge C-Dur“ (nach BWV 564) die Akkordbrechungen und Fugenthemen in schärfster Klarheit heraus, entwickelt großen Sinn für die Bassmomente, in die Busoni die ursprünglich für Orgelpedal gedachten Passagen übertragen hat. Und doch erfüllt diese Tasten-Version nicht wirklich: Gegenüber der originalen Orgelfassung sind viele Verluste spürbar. Die Stereowirkungen von Finger- und Fußmanualen etwa und vor allem die Farbigkeit unterschiedlicher Register.
Ohne Doppelbödigkeit Schuberts vier Impromptus D 935 gehören zu den Juwelen des Repertoires — aber nur wenn sie nicht ganz so wortgetreu wiedergegeben werden. Bei Schmidt blieben sie weitgehend ohne Wiener Charme, ließen das Doppelbödige vermissen und waren insgesamt eine Spur zu deutsch geradeaus. Für die acht Charakterstücke in Schumanns „Kreisleriana“ dagegen findet Schmidt eine schlüssige Dramaturgie: Hier traut er sich, endlich einmal eigene Akzente zu setzen und individuelle Nuancierungen zuzulassen.
Manchmal liegt der Höhepunkt eines Konzerts in der Zugabe: Die gefühlvoll intonierte Bach-Sarabande am Ende bewies, dass Schmidt durchaus zu zaubern versteht und auf eine Gefühlsreise mitnehmen kann. Was man ihm wünscht? Mehr Mut zu subjektiven Farben, weniger brave Notenerfüllung.
Nächstes PMV-Konzert: 22. April, Martin Spangenberger (Klarinette) und Stephan Kiefer (Klavier) mit u.a. Reger, Brahms, Debussy; Karten: Tel. 09123/8091430.
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