Goya – Meister der Radierung

20.10.2020, 08:23 Uhr
Goya – Meister der Radierung

© Morat-Institut Freiburg i.Br.

1746 bei Saragossa geboren und 1828 in Bordeaux gestorben, zählt Francisco de Goya y Lucientes zu den führenden Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit. Und dies nicht nur als Porträtist und Hofmaler, sondern als ein Künstler, der insbesondere mit seinem grafischen OEuvre neue Maßstäbe setzte: Sein favorisiertes Medium ist die Radierung, oftmals in Verbindung mit der Aquatinta-Technik, deren Handhabung er zur Meisterschaft entwickelte.

Bis heute gilt Francisco de Goya nicht nur als einer der letzten großen Hofmaler, sondern mit seiner expressiven und surrealen Bildsprache gleichermaßen als einer der ersten Wegbereiter der Moderne. Auf zwei Ausstellungsebenen präsentiert das Museum Lothar Fischer drei seiner vier berühmten Radierfolgen:

Los Caprichos (80 Blätter, veröffentlicht 1799), Los Desastres de la Guerra (82 Blätter, 1820 abgeschlossen) und La Tauromaquia (33 Blätter, 1815 – 1816). Alle Grafiken zeigen Francisco de Goya als einen genauen Beobachter, der kritisch reflektierend die kirchlichen, sozialen und politischen Missstände seiner Zeit analysiert und den Betrachter in eine visionäre Bildwelt voller Dämonen und Abgründe hineinzieht.

Im Alter von 51 Jahren beginnt de Goya mit dem rätselhaften Bildzyklus Los Caprichos, was im Deutschen so viel wie Launen oder Einfälle bedeutet, der innerhalb seines Schaffens eine Wende darstellt. Nach schwerer Krankheit ertaubt, zieht sich der Künstler zunehmend von öffentlichen Pflichten zurück und arbeitet freier.

In der Serie Los Desastres de la Guerra (Die Schrecken des Krieges) stellt er ab 1810 die Gräueltaten während der französischen Besatzung Spaniens dar. Geschildert werden die schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die Soldaten Napoleons ebenso wie die aufständische spanische Bevölkerung verübten. Weder für die eine noch die andere Seite ergreift Goya in der Bildfolge, die erst 35 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurde, dabei Partei.

Für La Tauromaquia, den Stierkampf, radiert er schließlich in ungewöhnlichen Perspektiven dramatische Kampfszenen zwischen Mensch und Tier, ein damals beliebtes Sujet. Den Abschluss der Werkschau bildet das Blatt Modo de Volar, übersetzt: eine Art zu fliegen, ein Schlüsselwerk aus Goyas Serie Los Disparates, die Torheiten, oder auch Los Proverbios, Sprichwörter, genannt.

Alle ausgestellten Radierungen aus der renommierten Sammlung des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg i.Br. sind Drucke aus ersten Auflagen und zeugen von höchster Qualität. Die Neumarkter Goya-Schau ist daher nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ein Genuss, für Kunstfreunde allgemein und für Grafik-Kenner ganz besonders.

http://museum-lothar-fischer.de

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