Hannelore Elsner: Eine der letzten großen Diven des deutschen Films

23.4.2019, 21:14 Uhr

Anfang des vergangenen Jahres hat Hannelore Elsner im Nürnberger Filmhaus noch bestens gelaunt mit Regisseur Edgar Reitz den einzigen gemeinsamen Film der beiden vorgestellt. In der Komödie "Eine Reise nach Wien" von 1973 spielte sie eine von zwei jungen Frauen im Jahr 1942, die sich auch in Kriegszeiten nicht die Freude am Leben nehmen lassen wollen. "Wir waren damals so hübsch und unbefangen, so sexy, das war ja fast verboten", meinte die markante Schauspielerin nach der Vorstellung vergnügt und versorgte ihre Fans gern noch mit Autogrammen.

Nun ist Hannelore Elsner, eine der letzten großen Diven des deutschen Films, nach kurzer schwerer Krankheit bereits am Ostersonntag im Alter von 76 Jahren in München gestorben.

Fast sechs Jahrzehnte lang stand sie vor der Kamera, sie galt als kapriziös, doch für die Zuschauer ihrer Filme dürfte das keine große Rolle gespielt haben. Sie lernten Elsner als vielseitige Schauspielerin kennen, die im Kino genauso präsent war wie im Fernsehen, die komische Charaktere ebenso darzustellen vermochte wie dominante oder tragische Figuren. Von Dany Levys Komödie "Alles auf Zucker" bis zu Oskar Roehlers dramatischem Film "Die Unberührbare" reichte ihr Spektrum.

Die Höhepunkte ihrer Karriere als Charakterdarstellerin stellten sich ohnehin erst spät ein. "Die Unberührbare" zählte dabei zu Elsners größten Erfolgen. Die dunkelhaarige Darstellerin spielt in dem Schwarzweiß-Werk als fiktive Schriftstellerin Hanna Flanders Roehlers Mutter, die Schriftstellerin Gisela Elsner. Hannelore Elsner zeichnete deren letzte Lebensphase als ein eindringliches Bild der Selbstzerstörung. Im Jahr 2000 wurde sie dafür mit dem Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin gewürdigt.

Dieselbe Würdigung erhielt sie drei Jahre später auch für ihre Darstellung einer alternden Schauspielerin im Kinomonolog "Mein letzter Film" von Regisseur Oliver Hirschbiegel. Zuletzt war Elsner in der Produktion "Kirschblüten und Dämonen" von Regisseurin Doris Dörrie gemeinsam mit Elmar Wepper auf der Leinwand zu sehen.

"Für mich war Hannelore Elsner eine große Abenteuerin, die sich mit Neugier, Hingabe und Tapferkeit in jede Rolle und in ihr Leben gestürzt hat. Ich werde sie sehr vermissen", erklärte Dörrie, die mit dem Gespann Elsner/Wepper auch den erfolgreichen Vorgänger-Film "Kirschblüten – Hanami" drehte.

Hannelore Elsner wurde am 26. Juli 1942 in Burghausen in Oberbayern geboren und wuchs in München auf. Erste Engagements führten sie unter anderem an die dortigen Kammerspiele. 1959 war sie an der Seite von Freddy Quinn als Starlet in "Freddy unter fremden Sternen" zu sehen. Danach war die bildhübsche Darstellerin aus dem deutschen Film kaum mehr wegzudenken. Der internationale Durchbruch gelang ihr 1975 mit Alf Brustellins Drama "Berlinger". Häufig war sie aber auch für seichtere Produktionen engagiert worden.

Neues Image als Kommissarin

Für ein neues Image sorgte dann die Rolle der Lea Sommer in der populären ARD-Serie "Die Kommissarin". Ausgerüstet mit Pumps, Kostüm und Lederjacke ermittelte sie – unter anderem neben Til Schweiger – von 1994 bis 2006 in 66 Fällen. Einsatzort war Frankfurt am Main, wo die Schauspielerin zuletzt auch lebte. Über ihr bewegtes Leben gab Elsner 2011 in ihrer Autobiografie "Im Überschwang" ehrliche Auskunft. Als Kind verlor sie ihren geliebten älteren Bruder, wenige Jahre später musste sie den Tod des Vaters verkraften. Sie erzählt vom Gefühl des Verlassenseins in strengen Internaten und davon, dass sie als Geliebte, Ehefrau, Mutter und Schauspielerin immer die Beste sein wollte, und wie anstrengend dieser Anspruch war.

In Nürnberg war Hannelore Elsner auch 2013 schon zu erleben. Sie erhielt damals den Ehrenpreis des Filmfestivals Türkei/Deutschland. Gemeinsam mit ihrer türkischen Kollegin Türkan Soray gab sie dem Publikum damals die Botschaft von Liebe und Freundschaft mit nach Hause.

Programmänderung

Das Erste ändert am Dienstag sein Programm und zeigt ab 23 Uhr den Film "Alles auf Zucker". Heike Hempel, stellvertretende ZDF-Programmdirektorin, sagte: "Hannelore Elsner gehört zu den engagiertesten Frauen des deutschen Films, mit einer fast 60-jährigen Karriere im Kino, im Fernsehen und im Theater. Mit ihr geht eine Schauspielerin mit enormer Raffinesse, Sinnlichkeit und weiblicher Präsenz."

Auch das ZDF ändert am Dienstag sein Programm und zeigt um 21.45 Uhr den Film "Ferien vom Leben" aus dem Jahr 2017. Am Freitag (26. April, 0.00 Uhr) strahlt das ZDF den Film "Ein großer Aufbruch" (2015) aus. Darin spielt Elsner an der Seite von Matthias Habich. Eine ihrer letzten Arbeiten ist am 8. Juni erstmals im TV zu sehen: In der ARD-Komödie "Club der einsamen Herzen" spielen Elsner, Uschi Glas und Jutta Speidel drei Freundinnen, die sich aus den Augen verloren hatten. Das Trio will ein eigenes Tanzcafé eröffnen – ein Traum aus Jugendtagen. Das Erste: "Ein Fernsehfilm über drei Freundinnen, die es noch einmal wissen wollen."

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