Kelly Family: Angelo Kelly im Interview über Knebelverträge und übergroße Egos
13.1.2020, 17:04 UhrHerr Kelly, das Album "The Kelly Family 25 Years Later" erscheint genau 25 Jahre nach "Over The Hump" (dt.: Über den Berg). Wollten Sie damit an den Sound von damals anknüpfen?
Es ist eine musikalische Hommage. Viele der neuen Lieder reflektieren die damalige Zeit. Es ist ein Rückblick auf das Jahr 1994 und das, was bei uns seitdem passiert ist. Was sind heute unsere Gefühle? Was bewegt uns 25 Jahre danach?
"Over The Hump" hat für Sie alles verändert. Was bedeutet Ihnen diese Platte?
Es ging uns vorher schon ziemlich gut. Wir haben zu der Zeit nicht mehr klassische Straßenmusik gemacht, sondern auch schon viele Platten verkauft. Mit "Over The Hump" kam endlich ein Album von uns in die Läden. Nach drei Wochen war es in den Top Ten und kletterte bis an die Spitze. In Deutschland hat es sich drei Millionen Mal verkauft.
Angelo Kelly im Interview: "Es war ein harter und langer Weg"
Vor "Over The Hump" hatte die Kelly Family bereits zehn Alben veröffentlicht, diese aber nur auf der Straße verkauft. War es für Sie überraschend, dass sie zur meistverkauften Platte in Deutschland wurde?
Wir merkten schon, dass sich da etwas aufbaute. Noch während wir das Album aufgenommen haben, haben wir in Eigenregie die Westfalenhalle in Dortmund gebucht und sie von der Straße aus gefüllt. Mit 17 000 Menschen. Da wussten wir: Das wird unsere neue Realität sein.
War es rückblickend schwer, "über den Berg" zu gehen?
Es war ein harter und langer Weg. Unsere Unabhängigkeit hat sich am Ende ausgezahlt. Mitte der 1970er Jahre haben die Ältesten von uns angefangen, Musik zu machen. Nach erstem Ruhm hatten wir einen Knebelvertrag, den mein Vater nicht verlängern lassen wollte, weshalb wir wieder auf die Straße gegangen sind. Kurz danach ist meine Mutter verstorben, was ein großer Umbruch war. Wir mussten alles wieder aufbauen, bis es 1994 endlich geklappt hat.
Kelly Family: Leben des Clans hatte Schattenseiten
War Unabhängigkeit für Ihren Vater das wichtigste im Leben?
Total. Er wollte sie für sich, aber auch für uns. Er hat natürlich auch Fehler gemacht, man versteht ja nicht immer jeden Bereich. So hat es ein bisschen gedauert, bis wir das Geschäft gelernt hatten.
Wie unabhängig ist die Kelly Family heute?
Jeder in der Branche hat einen gewissen Respekt vor uns, aber es ist nicht leicht, mit uns zu arbeiten. Wir haben einen eigenen Kopf. Man kann uns nicht steuern. Aber die Resultate sind erfolgreich.
Kelly Family: Mit Geschwistern Musik machen - wie funktioniert das?
In "We Had A Dream" singen Sie von Ihrem Traum: One big family living in harmony. Wie fühlt es sich an, wieder mit Ihren Geschwistern Musik zu machen?
Was Jimmy da singt, bezieht sich darauf, was wir nach dem Tod unserer Mutter und den Auftritten in der Pariser Metro dachten: Was soll das alles? Das bringt doch nichts! Es war nicht alles schön, unser Leben hatte auch seine Schattenseiten. Wir haben teilweise unter der Situation gelitten. Aber das ist in jeder Familie der Fall. Heute hilft uns die Musik sicherlich. Wir haben eigene Projekte ruhen lassen und sind zusammen viele Kompromisse eingegangen. Wir sind in den letzten 15 Jahren zu unseren eigenen Chefs geworden. Wenn dann sieben Leute zusammenkommen und sich unterordnen sollen, ist das echt nicht leicht. (lacht)
Angelo Kelly erklärt die Idee hinter dem Album
Gibt es Alphatiere und übergroße Egos in der Kelly Family von 2019?
Alle! Wir haben uns deshalb ein Konzept überlegt, hinter dem alle stehen können. Die Frage war, womit wir nach unserem Comeback als Familienband weitermachen. Da kam die Idee auf, 25 Jahre "Over The Hump" in Form eines Albums und einer Tour zu feiern. Wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, wird alles leichter.
Tickets für das Konzert der Kelly Family können Sie hier kaufen. Die Kelly Family tritt am 17. Juli auch beim Plassenburg Open Air in Kulmbach auf.
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