Schock für Kultur-Fans
Erlanger Stadtrat hat entschieden - So geht es mit dem E-Werk weiter
13.12.2024, 11:16 UhrKonzerte, Partys, Lesungen, Theatervorstellungen, Tagungen, Initiativen, Selbsthilfewerkstätte, Beratungsangebote und kulturelle Nachwuchsförderung - das und mehr bietet das E-Werk Erlangen seit Jahrzehnten.
Doch die selbstbewusste Stimmung ist seit gestern geknickt. Aufgrund des Haushaltslochs der Stadt Erlangen steht das Kulturzentrum vor nie dagewesenen Herausforderungen. Diese liegen im dreistelligen Millionenbetrag. Nach der gestrigen Entscheidung im Stadtrat steht fest, dass das E-Werk eine Lücke von bis zu 290.000 Euro für 2025 klafft.
Außerdem wird der Fördervertrag vorerst für nur ein Jahr geschlossen, anstelle von drei Jahren mit entsprechender Planungssicherheit.
"Die Lösung ist nicht die, die ich mir ursprünglich erhofft hatte – die, die uns erlaubt hätte, unsere Arbeit so fortzusetzen, wie bisher. Aber die Art und Weise, wie diese Lösung zustande gekommen ist, hat mir gezeigt, wie viel Dankbarkeit wir dennoch empfinden können. Sie steht für das Engagement und die Zusammenarbeit aller Beteiligten, was unter den schwierigen Rahmenbedingungen nicht selbstverständlich war", so Jan-Peter Dinger, Geschäftsführer des E-Werks in einer Pressemitteilung.
Das Kulturzentrum E-Werk finanziert sich zu rund zwei Dritteln selbst. Die Einnahmen entstehen durch die Konzerte, Party-Veranstaltungen, die Gastronomie sowie durch die Vermietung von Räumlichkeiten. Die Deckungsbeiträge daraus können jedoch die Kosten des umfangreichen Betriebs eines Kulturzentrums laut einer Pressemitteilung nicht vollkommen auffangen. Ein weiterer Schmerzpunkt seien die Konzerte von Newcomern, da diese wohl nicht ausreichend kostendeckend veranstaltet werden können.
Harte Konsequenzen für Besucher und Mitarbeiter
Auch im E-Werk sind sämtliche Kosten in den letzten Jahren signifikant gestiegen, aufgrund verschiedener Faktoren wie Energiepreiserhöhung und der allgemeinen Inflation. Der Zuschuss sollte ursprünglich entsprechend erhöht werden, vor allem, um weiterhin eine faire Bezahlung der Mitarbeitenden sicherzustellen. Nun fällt die Mehrung weit geringer aus, als benötigt und das E-Werk muss den Rotstift ansetzen.
Die Konsequenzen einer verminderten Zuschussvergabe sind bereits absehbar: Rund 80 überwiegend soziokulturelle Angebote stehen bisher auf der Streichliste. Darunter Nachwuchsförderprojekte, wie der "Umsonst und Drinnen Club", das "Newcomer-Festival", Kinder- und Jugendveranstaltungen, sowie Diskussionsabende. Damit möchte das E-Werk nicht nur Sachkosten, sondern auch Personalkosten einsparen.
Während feste Programmbausteine wegfallen sollen, ändert das E-Werk auch die Öffnungszeiten: "Im E-Werk gibt es bald wohl mehr Schließtage", heißt es in einer Pressemitteilung. Doch der Punkt, im Bereich Soziokultur zu sparen, bringt im Team mehr Unbehagen auf. "Die Soziokultur fördert durch Kunst und Kultur den Dialog und die Integration aller Altersgruppen und Hintergründe. Sie lebt Demokratie und Pluralität in ihren Zentren und schafft Räume für gesellschaftliches Engagement und Diskussion", sagt Sabine Pfister, Abteilungsleiterin des Projektbüros Soziokultur im E-Werk. "Für eine nachhaltige Stärkung der Demokratie sind verlässliche Rahmenbedingungen und eine dauerhafte Förderung der soziokulturellen Strukturen unerlässlich."
Bei allen notwendigen Überlegungen, die nun anstehen, ist eine weitere Herausforderung, dass ein Kulturtanker in der Dimension des E-Werks nicht einfach von jetzt auf gleich umsteuern kann. Da die Programme für das kommende Jahr bereits fest gebucht sind, sind die Änderungen erst mit der Zeit sichtbar.
"Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen," sagt Dinger. "Die Rückmeldungen nach dem ersten Bekanntgeben unserer misslichen Lage, haben mich positiv gestimmt. Es wurde oft gefragt, wie man uns konkret helfen kann. In kürzester Zeit haben wir dazu eine erste Möglichkeit entwickelt: man kann durch unterschiedliche finanzielle ‚Solidaritäts-Beiträge‘ unsere soziokulturelle Programmarbeit unterstützen. Als markanten Aufhänger haben wir uns dabei von unseren denkmal-geschützen Fliesenboden im E-Werk inspirieren lassen. Den kennt jeder, der schon mal im E-Werk war".
Privatpersonen und Unternehmen, die helfen wollen, sind aufgerufen "Fliesen-Patenschaften" zu übernehmen. Jede Fliese zählt, ab 10 Euro geht das los. Informationen hierzu sind unter https://www.e-werk.de/helfen zu finden. Außerdem sind weitere Aktionen sind in Planung.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen