International kaum vermittelbar

Nicht nur das Germanische hat ein Namensproblem: Preußen-Stiftung soll umbenannt werden.

dpa

27.12.2022, 11:52 Uhr
Die Villa von der Heydt, Sitz des Präsidenten und der Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der große Kulturtanker soll reformiert werden - und eventuell umbenannt.

© Fabian Sommer, dpa Die Villa von der Heydt, Sitz des Präsidenten und der Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Der große Kulturtanker soll reformiert werden - und eventuell umbenannt.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, rechnet mit einer Umbenennung von Deutschlands wichtigster Kultureinrichtung. "Wir sind ein großer internationaler Player", sagte Parzinger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, "aber wenn man in internationalen Gremien Preußischer Kulturbesitz ins Französische, Englische oder Spanische übersetzt, muss man immer erklären, worum es sich handelt und warum eine der weltweit größten deutschen Kultureinrichtungen diesen Namen trägt."

"Wir befinden uns in einer Phase, in der wir nicht nur zurückblicken können, sondern nach vorne in die Zukunft schauen müssen", sagte Parzinger. Es gehe auch um globalen Wettbewerb. Der Wunsch nach Kooperationen mit der Stiftung sei eine Riesenchance, etwa um ein neues Verhältnis zum globalen Süden zu entwickeln. Das sei eine wichtige Aufgabe für viele Kultureinrichtungen weltweit. "Wir haben als großer Verbund eine hohe und vielfältige Kompetenz, die wir einbringen wollen. Deshalb wäre ein Name gut, der nicht nur unsere zweifellos wichtigen Wurzeln betont, sondern auch eine Perspektive für die Zukunft eröffnet."

Die Namensfrage sei nicht das Wichtigste. "Dennoch halte ich es für relevant, sich dieser Frage zuzuwenden", sagte Parzinger. Es müsse ein Prozess sein, in den Mitarbeiterschaft und Träger einzubinden seien. "Dieser Prozess muss auch von Werten, Überzeugungen und Visionen ausgehen."

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ist es leid, dass er den Namen der Preußen-Stiftung immer international erklären muss. 

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ist es leid, dass er den Namen der Preußen-Stiftung immer international erklären muss.  © Monika Skolimowska, dpa

Mit der anstehenden Reform der von Bund und Ländern getragenen Stiftung erhofft sich Parzinger eine Stärkung ihrer einzelnen Teile. "Es ist zentral, dass die Einrichtungen mehr Autonomie und Verantwortung bekommen," sagte er. "Wir müssen die Marken wie den Hamburger Bahnhof, das Pergamonmuseum oder die Gemäldegalerie stark machen. Das sind die Marken, die die Leute kennen." Die Stiftung werde dadurch weniger zentralistisch, sondern ein Verbund von Einrichtungen, die durch ihre Sammlungen zusammengehörten und für gemeinsame Werte stünden. "Auch in Ausstellungsprojekten soll dieser Mehrwert künftig sichtbar werden."

Auch Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Staatsministerin für Kultur und Medien, beteiligt sich an der Debatte. Sie will die Preußenstiftung auf einem Rang mit Louvre und British Museum sehen.

Auch Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Staatsministerin für Kultur und Medien, beteiligt sich an der Debatte. Sie will die Preußenstiftung auf einem Rang mit Louvre und British Museum sehen. © Bernd von Jutrczenka, dpa

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth meldete sich in der Reform-Debatte zu Wort: Sie verspricht sich von der geplanten Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mehr internationalen Glanz für Deutschlands größte Kulturinstitution. "Wenn man in einer Reihe mit dem Louvre, dem British Museum oder der Smithsonian Institution spielen will - und das wollen wir - dann muss es auch da in diese Richtung gehen", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Parzinger verwies gleichzeitig auf einen steigenden Finanzbedarf. "Bund und Länder wissen, dass ohne mehr Geld und mehr Personal die Reform nur Stückwerk bleibt." Vor allem bei den Museen gebe es enorme Defizite in der Personal- und Finanzausstattung, etwa in Bereichen wie Bildung und Vermittlung oder Social Media. "Ein Qualitätszuwachs ist mit den bestehenden Ressourcen nicht zu leisten."

Bund und Länder haben aus Sicht Parzingers die Finanzierungsdefizite anerkannt. "Sie möchten bis zum Sommer 2023 einen Plan vorlegen, wie sie das verbessern wollen. Das ist ein wichtiges Zeichen."

Zur Stiftung mit rund 2000 Mitarbeitern gehören neben Staatsbibliothek und anderen Institutionen auch die Staatlichen Museen in Berlin, deren 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten präsentiert werden. Die 1957 gegründete Stiftung gilt als zu behäbig, ihre Museen international nicht auf der Höhe ihrer Möglichkeiten.

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